StartseiteAktuellesNachrichtenShanghai-Ranking 2018: Fusionen französischer Hochschulen zeigen kaum positive Wirkung

Shanghai-Ranking 2018: Fusionen französischer Hochschulen zeigen kaum positive Wirkung

Berichterstattung weltweit

Frankreich behält im Shanghai-Ranking wie in den Vorjahren seinen sechsten Platz. Drei Hochschulen landeten unter den besten 100 und 19 unter den besten 500 Einrichtungen. Die seit mehreren Jahren beförderte Fusionspolitik von Hochschul- und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel einer besseren internationalen Sichtbarkeit hat sich hierbei noch nicht ausgezahlt.

Trotz anhaltender Kritik an der Methode des Academic Ranking of World Universities (ARWU, bekannt als Shanghai-Ranking) sind die Ergebnisse des weltweit vergleichenden Rankings für die französische Hochschul- und Forschungslandschaft weiterhin von Bedeutung und werden seit dem ersten Erscheinen 2003 landesweit diskutiert.

So teilte die französische Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation Frédérique Vidal zum diesjährigen Ergebnis mit, Frankreich habe seinen Platz gehalten und betonte, das Ranking habe Kriterien, die „nicht zu Gunsten der französischen Universitäten“ seien. Die neuen Organisationsformen der französischen Hochschulen würden nicht einbezogen, sondern diese wie einzelne Einrichtungen behandelt. So werden die 2013 geschaffenen Hochschul- und Forschungsverbünde Comues (Communauté d’universités et établissements) im Shanghai-Ranking nicht als eine Einheit gewertet, während dies bei anderen internationalen Rankings wie denen von Times Higher Education (THE) oder der Agentur Quacquarelli Symonds (QS) mittlerweile der Fall ist. Eine Schwierigkeit ist hierbei auch, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeiten mit der Bezeichnung der neuen Einrichtung veröffentlichen müssen. Dies trifft nicht immer zu.

Die Paris Sorbonne Université landete dieses Jahr auf dem 36. und damit besten französischen Platz. Die Universität war letztes Jahr aus der Fusion der Universitäten Pierre et Marie Curie (UPMC) und Paris Sorbonne entstanden. Die UPMC lag im Vorjahr auf Platz 40, schnitt aber gleichzeitig in allen Fächerrankings besser ab als die neue Struktur 2018. In Mathematik erreichte die UPMC 2017 beispielsweise den dritten Platz, die Paris Sorbonne Université 2018 nur noch den neunten. Es seien in der dem Shanghai-Ranking zugrunde liegenden Datenbank jedoch auch nur zwei Drittel der wissenschaftlichen Artikel korrekt mit „Paris Sorbonne Université“ indexiert gewesen, teilte die Universität dazu mit. Die Universität Paris Sud erhielt als zweitbeste französische Hochschule Platz 42 (2017: 41) und die École normale supérieure (ENS) Platz 64 (2017: 69). 19 französische Einrichtungen schafften es unter die Top 500. Die vordersten Plätze belegen seit dem ersten Ranking 2003 ununterbrochen US-amerikanische und britische Universitäten. Die beste deutsche Universität ist Heidelberg (Platz 47) und 36 deutsche Hochschulen sind unter den Top 500.  

Es gibt jedoch auch erfolgreiche Beispiele der französischen Fusionspolitik. Die Universitäten Straßburg und Aix-Marseille entstanden 2009 und 2011 aus mehreren Universitäten am selben Standort und sind seit 2013 bzw. 2014 unter den 150 besten Einrichtungen. Und die Universität Montpellier, 2015 aus der Fusion zweier Universitäten entstanden, erreichte dieses Jahr den ersten Platz in den Umweltwissenschaften, noch vor den Universitäten Oxford oder Kalifornien.

Der ehemalige Präsident des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) und heutige Präsident der Comue Paris Sciences Lettres (PSL), Alain Fuchs, betonte in einem Interview, Frankreich würde nicht nur „die Stellung halten“ sondern sich verbessern. Gleichzeitig sei der internationale Wettbewerb aber sehr hart, vor allem seitens der asiatischen Universitäten. PSL wurde als Hochschul- und Forschungsverbund beim Shanghai-Ranking nicht gewertet, die Mitgliedshochschule ENS erreichte jedoch wie oben erwähnt den 64. Platz. Unter den 26 Mitgliedseinrichtungen ist zwar keine Universität, der Verbund hat aber beispielsweise das Promotionsrecht und strebt an, eine international renommierte Forschungsuniversität zu werden. Wie Fuchs ausführte, werde das kürzlich verabschiedete „Gesetz für einen Staat im Dienst einer vertrauensvollen Gesellschaft“ (Loi pour un État au service d'une société de confiance) das Problem lösen. Dort wurde neben allgemeinen Verwaltungserleichterungen für die Bürger auch eine Anpassung der rechtlichen Statuten der Comues beschlossen. Und damit werde PSL auch von den Autoren des Shanghai-Rankings anerkannt und Berechnungen zufolge unter den besten 50 Einrichtungen landen – so die Hoffnung.

Die wissenschaftsorientierten Bewertungskriterien, zu denen unter anderem die Anzahl der in Science und Nature veröffentlichten Artikel sowie wichtige Forschungspreise gehören, können auf der Seite von ARWU nachgelesen werden: http://www.shanghairanking.com/aboutarwu.html 

Zum Nachlesen (Französisch)

Quelle: Le Monde Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen

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