Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: OECD - Education at a Glance 2023 (Stand September 2023) und OECD.Stats
1 UNESCO Institute of Statistics, Stand September 2023
* OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.
*** Statt auf internationale (d.h. bei im Ausland erworbener Hochschulzugangsberechtigung ohne Berücksichtigung der Staatsangehörigkeit) bezieht sich diese Angabe auf ausländische Studierende.

Indikator

Indien

Deutschland

OECD-Gesamt

Stand

Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]1

4,64

4,53

--

2021

Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres [Prozent]1

0,35

-1,06

--

2021

Anteil öffentlicher Ausgaben für die tertiäre Bildung am BIP [Prozent]1

1,57

1,39

--

2021/20

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

1,26

4,19

2,09

2019/21/21

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1

40,550

3,352

--

2022/21

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

0,12***

11,23

6,44

2022

Anzahl Promovierender insgesamt1

210.441

192.270

--

2022/21

Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]

20,46

37,28

47,23

2022

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]1

15,89

7,96

--

2022/21

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]1

9,27

22,13

--

2022/21

         

Nach oben

Weitere Informationen
Dokumente
Links/Institutionen

Schulen und Hochschulen

Das von der britischen Kolonialmacht eingeführte Bildungssystem ist nach der indischen Unabhängigkeit in seiner Struktur im Wesentlichen erhalten geblieben: Nach acht Jahren Grundschule (Primary und Upper Primary School) folgen insgesamt vier Jahre Mittelschule (Secondary und Upper Secondary School). Dieser so genannte "10 plus 2" Schulabschluss ermöglicht den Zugang zu Hochschulen. Das Ziel der Elementarbildung für alle wurde als eines der prioritären Ziele der indischen Regierung in Forschung und Bildung erklärt. Die Tatsache, dass 2005 erstmals ein zentrales Gesetz zum Recht auf Bildung formuliert und 2010 für ganz Indien (außer in den Unionsstaaten Jammu und Kaschmir) in Kraft gesetzt wurde, zeigt, dass Indien in diesem Prozess noch nicht sehr weit fortgeschritten ist.

In den letzten Jahren hat, mit dem Anstieg der Ausgaben, eine schnelle Expansion des Bildungssystems in Indien stattgefunden. In diesem Rahmen wurden viele Kinder aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen in das Bildungssystem integriert. Trotzdem mangelt es nach wie vor an einer fundierten und modernen Lehrerausbildung und finanzieller, personeller und materieller Ausstattung der Schulen. In einigen der ärmeren Unionsstaaten erscheinen fast 40 Prozent der Lehrer nicht regelmäßig zum Dienst. In mehr als der Hälfte der Klassen in ländlichen Regionen sitzen Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen zusammen, oft in Klassenstärken von 50-80 Schülern.

Eine große Herausforderung stellt nach wie vor die Alphabetisierung Indiens dar. Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass mindestens sieben Millionen Kinder in Indien überhaupt keine Schulbildung erhalten und die Hälfte die Grundschule nicht beendet. 2015 wurde der Prozentsatz der Lese- und Schreibkundigen (literacy rate) mit 71,2 Prozent der Gesamtbevölkerung angegeben (81,3 Prozent männlich und 60,6 Prozent weiblich mit starken regionalen Unterschieden).

Der indische Hochschulsektor hat sich dynamisch entwickelt. Im Jahr 2017 waren 33,3 Millionen Studierende in einem tertiären Bildungsgang eingeschrieben (siehe Bildungsindikatoren). Damit liegt Indien weltweit an zweiter Stelle hinter China. Die Anzahl der Studierenden hat sich in Indien ausgehend von etwa 10,5 Millionen im Jahr 2002 mehr als verdreifacht. Ursache ist neben dem Bevölkerungswachstum, dass in Indien ein wachsender Anteil der Bevölkerung einen tertiären Bildungsgang wählt: Die Brutto-Immatrikulationsquote ist zwischen 2002-2018 von 10 auf 28 Prozent gestiegen. Verglichen mit den westlichen Industrieländern hat Indien hier noch erhebliches Steigerungspotential: In den USA liegt die Quote bei 88 Prozent, in Deutschland bei 70 Prozent (Quelle: UNESCO Institute of Statistics, 16-09-2019).

Derzeit erhalten die indischen Hochschulen ihre Zulassung zum Lehrbetrieb durch die University Grants Commission (UGC), während die technischen Colleges durch den All India Council for Technical Education (AICTE) zugelassen werden. In Indien werden bisher fünf Hochschultypen unterschieden (Stand Oktober 2018):

  • zentralstaatliche Universitäten („Central Universities", Anzahl 54, Liste)
  • bundesstaatliche Universitäten („State Universities", Anzahl 412, Liste)
  • gleichgestellte Universitäten („Deemed Universities", die UGC geht von 124 aus, Liste). Es sind spezialisierte Einrichtungen, denen die UGC aufgrund ihrer Lehrqualität den gleichen akademischen Status wie eine Universität verleiht. Die bekannteste „deemed university" ist das 1909 gegründete staatliche Indian Institute of Sciences (IISc) in Bangalore, das 1958 als erstes Institut die Anerkennung der UGC erhielt (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse (2016), S. 11)
  • Institutions of National Importance (INI) (je nach Quelle schwanken die Angaben zwischen 74 und mehr als 100 Einrichtungen). Die INI werden direkt durch die indische Regierung mit besonderer Autonomie und Finanzierung ausgestattet, um hoch spezialisierte Fachkräfte auszubilden. Zu den wichtigsten Gruppierungen innerhalb der INI zählen die Indian Institutes of Technology (IITs), die National Institutes of Technology (NITs), die All India Institutes of Medical Science (AIIMS), die National Institutes of Pharmaceutical Education and Research (NIPER) und die Indian Institutes of Information Technology (IIITs). Der Ausbau dieser INI wurde von der indischen Regierung in den letzten Jahren sehr forciert: alleine zwischen 2010 und 2016 wurden 35 INI neu gegründet (Liste des MHRD).
  • private Hochschulen (Anzahl 356, Liste). In den letzten Jahren hat die Anzahl der privaten Hochschulen rasant zugenommen. Etwas über 60 Prozent der indischen Studierenden – das heißt etwa 20 Millionen – schreiben sich an einer privaten Hochschule ein.

Die Mehrheit der indischen Studierenden ist nicht direkt an der Universität, sondern an einem der zahlreichen Colleges eingeschrieben, das mit einer Universität verbunden ist. Ihre Gesamtzahl liegt derzeit bei geschätzt 38.000, davon sind 76 Prozent privat. Studiengebühren werden generell erhoben, jedoch in sehr unterschiedlicher Höhe. Innerhalb des öffentlichen Sektors ist das Studium an prestigereichen Einrichtungen wie den Indian Institutes of Technology (IITs) grundsätzlich deutlich teurer als das an regulären staatlichen Hochschulen. Hier gewährt die Regierung jedoch auch vielfach eine Reduzierung der Gebühren für Studierende aus einkommensschwächeren Familien (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse (2016), S. 11 ff.).

Das größte Problem der Hochschulen ist der Mangel an Lehrpersonal. 40-50 Prozent der Stellen sind nicht besetzt. Eine wesentliche Rolle für das knappe Angebot an gut ausgebildeten wissenschaftlichen und technischen Fachkräften auf dem indischen Markt spielt die gewaltige Abwanderung insbesondere Richtung Westen. Viele der Abgewanderten kehren auch nach dem Abschluss der Ausbildung nicht zurück nach Indien.

In der ersten Amtsperiode des Präsidenten Modi wurden verschiedene Reformen im Hochschulsektor diskutiert und teilweise umgesetzt, darunter die Einrichtung der neuen Agentur Higher Education Financing Agency (HEFA), die günstige Kredite vor allem für den Aufbau von Forschungsinfrastruktur an Hochschulen vergibt (siehe unter Forschungs- und Förderorganisationen). Nunmehr strebt die Regierung in der zweiten Amtsperiode eine große Bildungsreform („National Education Policy (NEP) 2019“, Entwurf) an, die bedeutende Auswirkungen auf den Schul- und Hochschulsektor hätte (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).

Nach oben

Berufliche Bildung

Die Bedeutung der formalen Berufsbildung ist in Indien derzeit noch sehr gering. Von den 15-19 jährigen hat sich demnach nur 1 Prozent in einen formalen Berufsbildungsgang eingeschrieben. Zum Vergleich: Im OECD-Raum sind dies 25 Prozent (Quelle: OECD (2017): Education at a Glance, Country Note India). Ein Grund ist, dass in Indien viele Inhalte, die in Deutschland auf der Ebene der Berufsbildung vermittelt werden, im Sektor der höheren akademischen Bildung verortet sind, so zum Beispiel die Ausbildung für das Hotelgewerbe. Berufsbildung wird unter anderem durch die sogenannten Industrial Training Institutes (ITIs) vermittelt, die der Fachaufsicht durch die Bundesstaaten unterliegen und von diesen finanziert werden. Die berufliche Bildung in Indien wird unter vielen Gesichtspunkten als mangelhaft eingeschätzt (siehe iMOVE-Markstudie Indien (2011)).

Die Gründung des Ministeriums für Qualifizierung und Unternehmertum („Ministry of Skill Development and Entrepreneurship", MSDE) im Jahr 2015 unterstreicht die wachsende politische Bedeutung, die der Berufsbildung in Indien zugemessen wird. Ein zentrales Anliegen besteht darin, die zersplitterten Zuständigkeiten in der Berufsbildung zu fokussieren und damit schlagkräftigere Initiativen zu initiieren. Aktuell sind die dringlichsten Herausforderungen für die Berufsbildung in Indien:

Das zentrale Strategiedokument im Berufsbildungsbereich ist dieNational Policy for Skill Development and Entrepreneurship" , die 2015 angenommen wurde (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).

Nach oben

Projektträger