StartseiteLänderEuropaFrankreichZusammenfassungÜberblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik: Frankreich

Mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Höhe von 77 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt, Bezugsjahr 2021) belegt Frankreich im weltweiten Vergleich Rang 7 hinter den USA, China, Japan, Deutschland, Südkorea und dem Vereinigten Königreich. Die FuE-Intensität – das heißt der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – liegt in Frankreich seit 2009 bei 2,2 Prozent (siehe FuE-Indikatoren).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platzierte sich Frankreich im Zeitraum von 2014 bis 2018 im globalen Vergleich auf Rang 7. Seit 2019 wurde es jedoch von Italien, Kanada sowie Australien überholt und liegt 2022 auf Rang 10 (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved June 30, 2023, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2022 werden Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet. Hier belegt Frankreich im weltweiten Vergleich Rang 12, während die USA auf Rang 2, Deutschland auf Rang 8 und mehrere kleinere europäische Länder wie die Schweiz als Spitzenreiter, die Niederlande und Schweden vor Frankreich platziert sind.

Die Verantwortung für Forschung, Wissenschaft und Bildung liegt hauptsächlich bei der nationalstaatlichen Regierung. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen unterstehen allein ihren vorgesetzten Ministerien. In den Regionen wird die Umsetzung der nationalen Bildungsvorgaben von einem staatlichen Vertreter (Recteur) sichergestellt. Die Regionen selbst engagieren sich in kleinerem Umfang für Forschung, Hochschulen und Wissenschaft, indem sie zum Beispiel Studierendenmobilität oder Bauvorhaben für Hochschul- oder Forschungseinrichtungen fördern. Vor allem die Regionen Île-de-France (Hightech-Region Paris Île-de-France), Auvergne-Rhône-Alpes (Hightech-Region Grenoble Lyon), Okzitanien (Hightech-Region Toulouse) und Provence Alpes-Côte d’Azur sind in wissenschaftlich-technologischer Hinsicht von Bedeutung.

Die Hochschulen liegen in Frankreich im Verantwortungsbereich des Staates. Insgesamt bieten etwa 4.000 Einrichtungen oder Strukturen Hochschullehre in unterschiedlicher Form an. Es gibt an den Universitäten keine Studiengebühren für In- und EU-Ausländer. Seit dem Wintersemester 2019/20 müssen Nicht-EU-Studierende erstmals Gebühren von bis zu 3.370 Euro zahlen. Promovierende sind davon ausgenommen. Bei anderen Hochschultypen wie den „Grandes Écoles“ und „Écoles“ sind – teils hohe – Studiengebühren nicht unüblich. Diese traditionsreichen und hochselektiven Hochschulen genießen gesellschaftlich ein hohes Ansehen, während die Universitäten noch immer gegen ihren Ruf als Massen-Ausbildungsstätten kämpfen. Neben 67 Universitäten gibt es 19 Hochschulzusammenschlüsse, bei denen es sich um Fusionen oder Verbünde von Hochschul- und Forschungseinrichtungen handelt. Die Forschungsleistung der Hochschulen wurde aufgrund der aus historischen Gründen starken Trennung zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen erst in den letzten 15 Jahren sichtbarer.

Den außeruniversitären Forschungseinrichtungen kommt in der französischen Forschungslandschaft eine große Bedeutung zu. Die größte dieser Einrichtungen ist das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS („Centre national de la recherche scientifique“), das in die alleinige Zuständigkeit des Ministeriums für Hochschulbildung und Forschung MESR („Ministère de l’Enseignement supérieur et de la Recherche“) fällt. Das CNRS führt Grundlagenforschung und angewandte Forschung in allen Fachbereichen durch. Daneben gibt es zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die neben dem MESR zusätzlich den jeweiligen Fachministerien zugeordnet sind (sogenannte „co-tutelle“).

Das MESR hat die Federführung für Regierungspolitik in den Bereichen Hochschulbildung und Forschung. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Mehrzahl der anderen Ministerien, von denen einige wie etwa das Verteidigungsministerium auch hauptverantwortlich für Hochschulen aus ihrem Fachbereich sind.

Das französische Hochschul- und Forschungssystem befindet sich seit der zweiten Amtszeit von Staatspräsident Jacques Chirac (ab 2002) in einem konstanten Reformprozess mit dem Ziel besserer internationaler Sichtbarkeit und Leistungsfähigkeit. Unter Staatspräsident Emmanuel Macron bleiben Forschung, Studienerfolg und Innovation auch in der zweiten Amtsperiode ab 2022 eine Priorität der Regierung.

Zahlreiche Räte („Conseils“), Komitees („Comités“) und Kommissionen („Commissions“) stehen dem Forschungsministerium beratend zur Seite. Hervorzuheben ist der 2018 gegründete, ministerienübergreifende Innovationsrat („Conseil de l’innovation“).

Von nationalstaatlicher Seite werden Transferzahlungen an die Hochschulen und Forschungseinrichtungen geleistet, zum Beispiel durch spezielle strategische Forschungs- und Förderprogramme. Drittmittel für Forschung können bei der Nationalen Forschungsagentur ANR („Agence nationale de la recherche“), aber auch in geringerem Umfang bei den Regionen sowie den außeruniversitären Forschungseinrichtungen selbst eingeworben werden.

Der französische Staat nutzt für die Finanzierung von Forschung und Innovation eine Reihe von mehrjährigen milliardenschweren Rahmenprogrammen. Eine lange Tradition hat dabei das Programm für Zukunftsinvestitionen PIA („Programme d’investissement d’avenir“), das zuerst 2010 aufgelegt wurde. In der derzeit laufenden vierten Phase 2022-27 umfasst PIA Investitionen von 20 Milliarden Euro. Darunter werden insbesondere Hochschulstandorte mit Weltrangpotential gefördert – ähnlich der deutschen Exzellenzinitiative; es werden aber auch Forschungsinfrastrukturen, Cluster, thematische Forschungsprogramme, die Entwicklung neuer Studiengänge oder pädagogische Innovationen unterstützt.

Fachliche Schwerpunkte und Impulse setzt die französische Regierung teilweise mit Hilfe von fachspezifischen Strategien, wie beispielsweise dem Gesundheitsinnovationsplan („Plan Innovation Santé 2030“) und der Strategie für Künstliche Intelligenz (2018, „AI for Humanity“). Wirksam sind auch Schwerpunkte in dem Programm für Zukunftsinvestitionen PIA:  So ist ein Drittel der Mittel für die Unterstützung der ökologischen Transformation reserviert.

Im Jahr 2021 hatte Präsident Macron erstmals die neue missionsorientierte Strategie „France 2030 angekündigt, die mit Investitionen von 54 Milliarden Euro unterlegt wurde. „France 2030" steht unter der Federführung des Generalsekretariats für Investitionen (SGPI) und wird von der französischen Nationalen Forschungsagentur ANR, der Agentur für Umwelt und Energie ADEME, der öffentlichen Investitionsbank Bpifrance und dem staatlichen Finanzinstitut Caisse des Dépôts et Consignations CDC umgesetzt. Der Plan ist es, Innovationsökosysteme und Schlüsselsektoren der französischen Wirtschaft nachhaltig umzugestalten und Frankreichs Führungsrolle in der der Welt von morgen zu sichern. Zu den konkreten Forschungszielen zählt es, beispielsweise kleine modulare innovative Kernreaktoren sowie das weltweit erste kohlenstoffarme Flugzeug in Frankreich zu entwickeln (siehe unter Fachliche Stärken eine komplette Liste der zehn Ziele von „France 2030“).  Um die Ziele von „France 2030“ zu erreichen, werden verschiedene Aktionslinien verfolgt, unter anderem die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen sowie die Förderung von Talenten und Start-Ups, die bereits vor der Veröffentlichung von „France 2030“ wichtige Schwerpunkte der französischen Innovationspolitik waren.

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