OSEO, seit 2005 eine öffentliche Einrichtung mit industrieller Ausrichtung (Etablissement public à caractère industriel et commercial, EPIC), hilft kleinen und mittleren Unternehmen (PME), sich als neue Wachstumskeime der französischen Wirtschaft zu etablieren. Durch die kontinuierliche Unterstützung von Innovationsprozessen (fachliche Assistenz, Finanzierung von Investitionen und Markteinführung) ist mit Hilfe von OSEO dazu beigetragen worden, dass „Champions de demain“ entstehen. Durch den tiefen Einblick, den OSEO dabei in das unternehmerische Handeln der betreuten Firmen erlangte, konnten im Laufe der Jahre einige erfolgreiche Firmen zu einer Communauté OSEO Excellence aufgebaut werden.
Präsident François Hollande hat die Jahresversammlung dieser Gemeinschaft genutzt, um seine Analyse der gegenwärtigen Verfasstheit der französischen Wirtschaft darzulegen und einen Pakt zur Überwindung der Stagnation und der hohen Arbeitslosigkeit vorzuschlagen. In seiner Analyse nahm er Bezug auf Deutschland unter Hinweis auf die bekannten Parameter (Außenhandelsüberschuss, ausgeprägter Mittelstand, Mehrwertschöpfung des herstellenden Gewerbes, Forschungsinvestitionen der Industrie etc.) und forderte die französischen Unternehmer auf, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Firmen zu stärken. Der Staat seinerseits wolle mit einem Maßnahmenbündel der Wirtschaft zu Seite stehen. Im Mittelpunkt steht die bereits erfolgte Gründung der öffentlichen Investitionsbank Banque publique d’Investissements (BPI), die zurzeit in ganz Frankreich Filialen aufbaut und ab Januar 2013 aktiv werden soll. Sie lehnt sich an die Erfahrungen der deutschen KfW Bankengruppe an und wird die Arbeitsweise der OSEO, die der Präsident ausdrücklich lobte, ausweiten und vertiefen. OSEO wies in seiner konsolidierten Bilanz am 31. Dezember 25,9 Mrd. € (nach 22,1 Mrd. € im Vorjahr) aus. Im Berichtsjahr 2011 hatten durch Engagement der OSEO 84.000 Unternehmen finanzielle Unterstützung in Höhe von insgesamt 31 Mrd. € erhalten. Die BPI wird - gemäß Darstellung in Le Monde vom 18. Oktober 2012 - über 42 Mrd. Euro verfügen, wovon während der fünfjährigen Präsidentschaft Hollandes 20 Mrd. Euro als Kredite vergeben werden sollen, 10 Mrd. Euro als Kreditbürgschaften zum Einsatz kommen und (risikotragende) Investitionen in Höhe von 10 Mrd. Euro vorgesehen sind.
Als weitere Maßnahmen bietet der Präsident an:
- Staatliche Maßnahmen sollen vereinfacht und dezentralisiert werden, bei gleichzeitiger Klärung der Verantwortlichkeiten.
- Steuerliche Maßnahmen (crédit d’impôt recherche) zur Förderung der industriellen Forschung sollen beibehalten und verstärkt werden.
- Das Statut der jungen innovierenden Unternehmen (statut entreprises innovantes) soll ausgebaut werden sowie die darin beinhalteten steuerlichen Erleichterungen in den ersten Jahren nach Gründung des Unternehmens.
- Unternehmenssteuern sollen freundlicher strukturiert werden.
- Einstellungen von Arbeitnehmern sollen steuerlich begünstigt werden.
- Exporte französischer Produkte sollen finanziell besser abgesichert werden.
Über diese Angebote zur Überwindung gegenwärtiger Schwächen hinaus hat Präsident Hollande aber auch daran erinnert, nicht die mittel- bis langfristige Zukunft Frankreichs aus den Augen zu verlieren. Er sehe für Frankreich vier große Herausforderungen, denen es zu begegnen gelte:
- Übergang der Energiewirtschaft zu „sauberen“ Energien, einschließlich abgasarmer Autos
- Die Bereiche Gesundheit und Bioökonomie, in denen er Frankreich gut aufgestellt sieht
- Verstärkter Einsatz von Informatik in allen Bereichen der Wirtschaft und des Lebens
- Sicherheit bei elektronischen Transaktionen
Präsident Hollande forderte die Unternehmer auf, sich an beiden Fronten verstärkt zu engagieren, um zur Überwindung der aktuellen Krise und zur Stärkung der französischen Position beizutragen.