Die seit Anfang der 1950er Jahren bestehende Zusammenarbeit der Freien Universität mit den Partnerhochschulen in Israel soll in Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung noch weiter intensiviert werden. Die Bundesrepublik Deutschland und der Staat Israel nahmen am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen auf, die deutsch-israelische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung war ein Wegbereiter der diplomatischen Beziehungen beider Länder.
Die Freie Universität Berlin hat die Zusammenarbeit mit israelischen Hochschulen und die Vermittlung und Erforschung von Themen jüdischer Geschichte und Gegenwart bereits in den 1950er Jahren als eine wichtige Aufgabe verstanden. Kurz nach ihrer Gründung 1948 bemühte sich die Freie Universität, jüdische Emigranten als Gastprofessoren für die Hochschule zu gewinnen, beispielsweise den in New York lebenden Germanisten Adolf Leschnitzer. Die Hochschulleitung erhoffte sich nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch wissenschaftliche Arbeit und die Thematisierung jüdischer Geschichte in der Lehre „über das grauenhafte Geschehen der vergangenen Jahre hinwegzukommen“ und „einer Versöhnung den Weg zu ebnen“, wie es in einem Einladungsschreiben an Leschnitzer heißt. In der Gründungsphase wirkten auch weitere nach Deutschland zurückgekehrte Emigranten an der Freien Universität Berlin – wie Ernst Fraenkel, Professor für Politologie, oder Ernst Hirsch, Professor für Rechtswissenschaft und zeitweise Rektor und Prorektor der Hochschule.
Im Jahr 1963 wurde an der Freien Universität das erste Institut für Judaistik in Deutschland gegründet. Die Gründung war Teil der Berufungszusagen für Jacob Taubes, später erster Leiter der Einrichtung. Seine Nachfolgerin wurde 1979 die Historikerin Marianne Awerbuch, die 1966 aus Israel nach Berlin zurückgekehrt war, um am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft ihre Doktorarbeit zu verfassen. Die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre umfasste von Anfang an alle Fachgebiete, unter anderem auch die Medizinerausbildung.
Die Idee, die wissenschaftlichen Kontakte zur Hebrew University of Jerusalem durch einen institutionellen Rahmen zu festigen, existiert bereits seit 1957, wie ein Brief im Universitätsarchiv belegt. Zu einem offiziellen Partnerschaftsabkommen kam es 1986. Inzwischen kooperieren die beiden Hochschulen im Rahmen einer strategischen Partnerschaft, die unter vielem anderen zahlreiche gemeinsame Forschungsprojekte in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Studierendenaustausch umfasst. Ende 2014 unterzeichneten die Universitäten ein Abkommen, das den Austausch von Beschäftigten der Universitätsverwaltungen und Service-Einrichtungen vorsieht. Die Vereinbarung hat das Ziel, noch bessere und nachhaltige Strukturen für die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu schaffen.
Zu den Kooperationsprojekten mit der Hebrew University, die zum Veranstaltungsprogramm im Gedenkjahr beitragen, zählen unter anderem eine Ringvorlesung zur Geschichte der deutschsprachigen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart in Jerusalem, die seit Sommersemester 2014 läuft und mit einer Abschlussveranstaltung im April 2015 endet. Ebenfalls bereits im vergangenen Jahr startete ein Austauschprojekt für Lehramtsstudierende, das mit dem zentralen Lehrpreis der Freien Universität Berlin ausgezeichnet wurde. Es wird in diesem Jahr fortgesetzt. Studenten der Fächer Geschichtswissenschaft und Ethik beider Hochschulen besuchen in Berlin und Jerusalem zeitgleich stattfindende Seminare, tauschen sich über das Internet miteinander aus und entwickeln gemeinsam Lehrmaterialien. Höhepunkt der Veranstaltung sind jeweils Exkursionen zu Gedenkstätten und Erinnerungsorten in Jerusalem (12. bis 19. April 2015) und Berlin (22. bis 29. März 2015).
Voraussichtlich im Juni 2015 wird das deutsch-israelische Graduiertenkolleg „Human Rights under Pressure – Ethics, Law, and Politics“ (Menschenrechte unter Druck – Ethik, Recht und Politik) feierlich eröffnet, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Einstein Stiftung Berlin gefördert wird. Pro Jahr werden jeweils 20 Doktoranden an den beiden Hochschulen ausgebildet.
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