Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es in Frankreich kein Programm mehr, um Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu schützen, denen im eigenen Land Verfolgung droht. Damals wurde auf Initiative des Biochemikers Louis Rapkine das Exil jüdischer Forscher nach Frankreich organisiert. In den USA (Scholar Rescue Fund, seit 1919), Großbritannien (Council for At-Risk Academics, seit 1933) und Deutschland (Philipp Schwartz Initiative, seit 2015) existieren entsprechende Initiativen hingegen. Die Soziologin Liora Israël von der Hochschule für Sozialwissenschaften EHESS (Ecole des hautes études en sciences sociales) hatte darauf 2016 in einem Bericht hingewiesen und der damalige Staatssekretär für Hochschulwesen und Forschung, Thierry Mandon, das Nationale Hilfsprogramm für Exil-Wissenschaftler PAUSE (Programme national d’aide à l’accueil en urgence des scientifiques en exil) initiiert. Es wird vom Collège de France koordiniert.
Seit Januar 2017 wurden in drei Bewerbungsrunden 174 Anträge gestellt und 98 Personen ausgewählt, die an insgesamt 56 Hochschul- und Forschungseinrichtungen aufgenommen werden. Die Geflüchteten stammen aus der Türkei (57), Syrien (18) oder Jemen (3), aber auch Ländern wie Algerien, Irak oder Venezuela. Die Hälfte sind Frauen. Zehn Prozent sind Professoren, 33 Prozent Promovierende, alle gehören zum akademischen Mittelbau. Viele hatten bereits vorher wissenschaftliche Kontakte nach Frankreich. Die Mehrzahl konnte auf legalem Weg nach Frankreich einreisen, wenn sich auch das Außenministerium in einigen Fällen einschalten musste.
PAUSE stellt als Anschubfinanzierung das Jahresgehalt der jeweiligen Person von etwa 30.000 Euro. Dies entspricht rund 60 Prozent des Gesamtaufwands. Für die aufnehmende Hochschul- oder Forschungseinrichtung kommen Ausgaben für Sprachkurse, eventuelle Wohnbeihilfen oder Unterstützung der Familien hinzu.
Bei einem Kolloquium im Collège de France am 9. November 2017 wurden neben einer ersten Bilanz auch offene Fragen diskutiert. So ist vor allem die dauerhafte Finanzierung des Programms noch nicht gesichert. Für 2017 und die ersten 100 Geförderten hat das Ministerium für Hochschulwesen, Forschung und Innovation MESRI (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation) zwei Millionen Euro bereitgestellt und wird für 2018 drei Millionen Euro bereitstellen. Das Außen- und das Kulturministerium steuern nächstes Jahr zusätzlich jeweils 200.000 Euro bei. Laut der Programmkoordinatorin Laura Lohéac ist privatwirtschaftliche Unterstützung darüber hinaus jedoch unabdingbar. Bisher hat die Unternehmensstiftung des Reifenherstellers Michelin 200.000 Euro für zwei Jahre zugesagt und ein weiteres Unternehmen (Capital Fund Management) ist dem Programm beigetreten.