StartseiteAktuellesNachrichtenAgrargigant mit vielfältiger Betriebsstruktur - IAMO vertieft Zusammenarbeit mit Kasachstan

Agrargigant mit vielfältiger Betriebsstruktur - IAMO vertieft Zusammenarbeit mit Kasachstan

Kasachstan ist schon heute ein großer Nahrungsmittelexporteur und könnte in Zukunft noch wichtiger werden, wenn es die vorhandenen Potenziale zur Ertragssteigerung ausnutzt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) bereiste das zentralasiatische Land vom 27. April bis 6. Mai 2011, um die Bedingungen der Landwirtschaft vor Ort in Augenschein zu nehmen und die bestehende Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und agrarpolitischen Beratern zu vertiefen.

Logo IAMODie Wissenschaftler besuchten unterschiedlich große landwirtschaftliche Betriebe und kamen im Rahmen qualitativer Untersuchungen mit den Bauern bzw. Betriebsleitern ins Gespräch. Anders als in der Ukraine oder Russland spielen in Kasachstan Einzelbetriebe eine wichtige Rolle. Sie sind mit durchschnittlich 265 Hektar deutlich größer als europäische Familienbetriebe und bewirtschaften inzwischen mehr als die Hälfte der Ackerfläche Kasachstans. „Diese sogenannten Bauernwirtschaften sind oft noch mit veralteter Technik ausgestattet“, berichtet Dr. Martin Petrick, Leiter der Abteilung Agrarpolitik und Initiator der Forschungsreise von Seiten des IAMO, „außerdem gestaltet sich der Zugang zu Kapital und geeigneten Arbeitskräften problematisch. In den kasachischen Dörfern sind Alkoholismus und eine schlechte Arbeitsmoral offenbar ein verbreitetes Problem.“ Auch der Erwerb von Ackerflächen sei schwierig, wie Bauer Sergej im Interview mit den IAMO-Wissenschaftlern erklärte: „Alle paar Jahre geht ein Betrieb bankrott, dann sind die Flächen schnell an die umliegenden Betriebe vergeben.“ Ein Großteil der Flächen wird von großen Agrarunternehmen kontrolliert, die in der Regel aus früheren Staats- und Kollektivbetrieben hervorgegangen sind. Neben Familienbetrieben und Großunternehmen betreiben in Kasachstan auch viele Privathaushalte Landwirtschaft. Ausgestattet mit durchschnittlich einem halben Hektar Ackerfläche und einigen Schweinen und Rindern wirtschaften sie meist für den Eigenbedarf, gewinnen aber beispielsweise in der Milcherzeugung an Bedeutung.

Im Rahmen eines deutsch-kasachischen Forschungsprojektes sollen nun die Wechselwirkungen zwischen Strukturwandel im Agrarsektor, ländlicher Entwicklung und staatlicher Agrarpolitik untersucht werden. Auf kasachischer Seite kooperieren die IAMO-Wissenschaftler mit dem Analytical Center of Economic Policy in the Agricultural Sector (ACEPAS), einem Forschungsinstitut des kasachischen Landwirtschaftsministeriums mit Sitz in der Hauptstadt Astana. Unterstützt wird die Zusammenarbeit durch den Deutsch-kasachischen agrarpolitischen Dialog, der von den Landwirtschaftsministerien beider Länder initiiert wurde und sein Projektbüro am ACEPAS unterhält. Mit Dr. Andreas Gramzow bringt dort auch ein IAMO-Absolvent seine Expertise als Berater in aktuelle Politikfelder ein und fördert die Zusammenarbeit zwischen deutschen und kasachischen Organisationen.

Neben explorativen Studien zur kasachischen Landwirtschaft und Gesprächen über die zukünftige Forschungszusammenarbeit standen für die IAMO-Wissenschaftler Gastvorträge an der kasachischen Zweigstelle der Moskauer Lomonossov-Universität auf dem Programm. Dr. Martin Petrick referierte über die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union, Dr. Jürgen Wandel beschäftigte sich mit den Möglichkeiten und Grenzen wirtschaftspolitischer Steuerung. Außerdem besuchte die Delegation das Astana Economic Forum, in dessen Rahmen u.a. die Nahrungsmittelversorgung in Mittelasien diskutiert wurde.

Über das IAMO

Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel-und Osteuropa (IAMO) ist eine international anerkannte Forschungsreinrichtung. Mit über 60 Wissenschaftlern und in Kooperation mit anderen renommierten Instituten widmet es sich wichtigen Fragen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und der ländlichen Räume. Hauptuntersuchungsregionen sind Mittel- und Osteuropa sowie Zentral- und Ostasien. Seit seiner Gründung 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

Kontakt
Rebekka Honeit
Tel.: 0345 - 2928 - 330
Fax: 0345 - 2928 - 499
E-Mail: honeit(at)iamo.de

Quelle: Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa Redaktion: Länder / Organisationen: Kasachstan Themen: Lebenswissenschaften

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