AMD gilt als nicht heilbar, aber ihr Verlauf kann wesentlich beeinflusst werden, wenn die Patienten rechtzeitig reagieren. Die Entwicklung der App für altersbedingte Makula-Degeneration ist Teil des europäischen Interreg-Projekts NorDigHealth, das mit Fördermitteln der Europäischen Union unterstützt wird. Mediziner des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein aus Lübeck testen zurzeit den Prototypen mit ihren Kollegen von der Augenklinik des Universitätskrankenhaus Seeland im dänischen Roskilde.
Die Dänen verfügen über längere Erfahrung in der Entwicklung von digitaler Gesundheitstechnik. Die Deutschen tragen zu einer fundierten Lösung durch ihr anders gelagertes Gesundheitssystem bei. Die deutsche-dänische Zusammenarbeit ermöglicht, die Daten auf Basis einer größeren Testpopulation in unterschiedlichen Umgebungen zu validieren. Der Präzisionsgrad der App erhöht sich dadurch.
Die deutschen und dänischen Mediziner versprechen sich durch die digitale Früherkennung über die AMD-App, dass die Entwicklung der Krankheit genauer verfolgt und die Behandlung besser abgestimmt werden kann. Die App ermöglicht eine viel größere Präzision in der Verlaufsbeobachtung als die häufig verwendete Amsler-Karte, ein quadratisches Gitter auf Papier.
Die Gesundheitskosten von AMD belaufen sich in Deutschland und Dänemark jährlich auf mehrere hundert Millionen Euro. Eine in der Regel sechswöchig stattfindende Behandlung kostet allein 900 Euro.
Die AMD-App ist in einer ersten Version im Probebetrieb. Sie wird zurzeit von den insgesamt sechs Medizinern im Projektteam an den Universitätskrankenhäusern in Roskilde, Køge und Lübeck an knapp 50 Patienten getestet. Die Patienten werden aufgefordert, in der App mehrere Punkte in eine Reihe zu ziehen. Gelingt dies fehlerfrei, ist das Sehfeld nicht eingeschränkt. Werden die Punkte wie die Außenseiten eines Dreiecks angeordnet, liegt eine Sehbeeinträchtigung AMD vor.
Die Entwicklung der AMD-App soll bis Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Danach werden bis zum Projektende Ende 2021 die Daten ausgewertet. Das Ziel ist, eine funktionstüchtige, nutzerfreundliche App zu entwickeln und voraussichtlich Ende 2021 allen potenziell betroffenen Menschen der altersbedingten Makuladegeneration zur Verfügung zur stellen.
Zum Nachlesen
- Universität zu Lübeck (11.12.2020): Deutsch-dänisches Medizinprojekt hilft Menschen mit Augenleiden