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Anzahl der Promotionen in Spanien stark gestiegen

Berichterstattung weltweit

Laut der spanischen Zeitung El Mundo konnten die Hochschulen in Spanien einen deutlichen Anstieg an Promotionen im Vergleich zum vorigen akademischen Jahr verzeichnen. Zurückgeführt wird dies insbesondere auf einen einmaligen Effekt: Durch eine im Rahmen der Bologna-Reform 2011 eingeführte Neuregelung mussten alle Dissertationen, die vor diesem Zeitpunkt begonnen worden waren, noch im letzten Jahr fertiggestellt werden.

Eine von El Mundo an den öffentlichen Universitäten durchgeführte Umfrage ergab, dass an den 32 Universitäten, die sich an der Umfrage beteiligt und auswertbare Daten geliefert hatten, im laufenden akademischen Jahr 12.100 Dissertationen verteidigt wurden. Das sind bereits sechsmal so viele wie im gesamten vergangenen akademischen Jahr. El Mundo geht von einer Gesamtzahl von mehr als 20.000 Dissertationen aus, wenn alle 50 öffentliche Universitäten und private Hochschulen einbezogen werden. Eine starke Zunahme an Doktoranden konnte man an der Universitat Autònoma de Barcelona, der Universidad de Vigo, der Universidad de Valencia und der Universidad de La Laguna feststellen.

Die Promotionszahlen waren schon in der Vergangenheit stetig angestiegen. Der Bologna-Prozess, der europaweit Qualitätsstandards angeglichen und Anerkennungen erleichtert hat, sowie die Wirtschaftskrise, die Akademiker angesichts der schlechten Arbeitsmarktlage eine Promotion einschlagen lässt, gelten als die wesentlichen Einflussfaktoren.

Zugeschrieben wird der aktuell sehr starke Anstieg hingegen der sogenannten Gabilondo-Verordnung (Real Decreto 99/2011), welche 2011 im Rahmen der Bologna-Reform das Promotionsverfahren neu regelte. Die Verordnung sieht eine Beschränkung der Promotionsdauer auf fünf Jahre vor. Sie gilt auch rückwirkend: Vor dieser Novellierung begonnene Dissertationen - die sich früher oftmals über zehn oder mehr Jahre erstreckten - mussten bis zum 10. November 2015 abgegeben und bis zum 11. Februar 2016 verteidigt werden. Ansonsten würden die Doktoranden aus dem Promotionsprogramm ausgeschlossen und einen Doktortitel nur über eine neue Dissertation erlangen können. Der dadurch ausgelöste Andrang zu Promotionsabschlüssen führte - obwohl Universitäten Fristverlängerungen gewährten - zu erheblichen Engpässen bei der Besetzung der Prüfungskommissionen.

Ein Qualitätsverlust sei in den Dissertationen aber trotz der größeren Masse nicht festzustellen. Zwar deute sich ein leichter Rückgang des Anteils an cum laude Auszeichnungen gegenüber früheren akademischen Jahren an, die Daten seien jedoch nicht hinreichend signifikant, um einen generellen Qualitätsverlust zu konstatieren. Allerdings seien Dissertationsthemen häufig zu lokal und spezifisch fokussiert, um Eingang in internationale Fachpublikationen finden zu können. 

University World News berichtet über mögliche weitere Ursachen für den Anstieg der Promotionen in den Hochschulen selbst. Diese, so einige Wissenschaftler, würden Studierende auch deshalb zu einer Promotion ermutigen, um finanzielle Einbußen auszugleichen, die mit der Verkürzung ihrer Studiengänge auf vier Jahre im Zuge des Bologna-Prozesses entstanden seien. Ebenso hätten Professoren persönliche finanzielle und Karriere orientierte Anreize, möglichst viele Doktoranden zu betreuen; University World News zitiert dazu einen Professor:

    “The more students they manage, the more points in principle they will have to be accredited by the National Agency for Quality Assessment and Accreditation. Consequently, if there are more professors wanting to supervise theses and more students wishing to do them, it is not surprising that the numbers have increased.”

Zum Nachlesen:

Quelle: El Mundo, University World News / VDI Technologiezentrum GmbH Redaktion: Länder / Organisationen: Spanien Themen: Bildung und Hochschulen Ethik, Recht, Gesellschaft Fachkräfte

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