Deutsche Hochschulen erkennen im Schnitt drei Viertel der im Ausland erbrachten Studienleistungen an. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Untersuchung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) unter dem Titel „Anerkennung – (k)ein Problem?“. Sie basiert auf den Angaben von rund 7.000 Studierenden, die 2017 nach ihrer Auslandsphase befragt wurden. Drei Viertel der Studierenden sind mit dem Anerkennungsergebnis zufrieden. Das Gleiche gilt für die Notenumrechnung. Die Zufriedenheit mit dem Auslandsaufenthalt insgesamt ist noch höher – sie liegt bei 93 Prozent.
Besonders gute Anerkennungsquoten erreichen Fächer wie Medizin (85 Prozent) oder Wirtschaftswissenschaften (83). Niedrige Werte gibt es bei den Erziehungs- (54) und Rechtswissenschaften (34).
„Die Ergebnisse zeichnen ein positives Bild der Anerkennungspraxis an deutschen Hochschulen. Gleichzeitig ist Anerkennung aber immer noch kein Automatismus – selbst nicht im Europäischen Hochschulraum“, sagt DAAD-Präsidentin Prof. Dr. Margret Wintermantel. Wenn die Heimathochschulen die im Ausland erbrachten Studienleistungen nicht oder nur eingeschränkt anerkennen, so argumentieren sie häufig mit Abweichungen bei den Studieninhalten. „Hier wäre eine stärkere Ausrichtung an den Lernergebnissen auch im Sinne der Lissabon-Konvention wünschenswert“, erklärt die Präsidentin.
Fest steht aber auch: Mittlerweile haben sich die Anerkennungsverfahren an deutschen Hochschulen dank entsprechender Strukturen und Absprachen gut etabliert. Mobilitätsinstrumente wie Lernvereinbarungen oder curricular verankerte Auslandsphasen begünstigen die Anerkennung. Darüber hinaus zeigt die Umfrage, dass weitere Faktoren wie etwa die Hochschulgröße für die Anerkennung eine Rolle spielen. So ist die Anerkennungsquote an kleinen Fachhochschulen deutlich höher als die an großen Universitäten.
Interpretation
Bei einer Anerkennungsquote von 75 Prozent verlieren die Studierenden auf den ersten Blick durchschnittlich ein Viertel der im Ausland erbrachten Studienleistungen. Bedeutet dieser numerische Verlust jedoch in allen betroffenen Fällen tatsächlich ein unbefriedigendes Anerkennungsergebnis? Bei der Interpretation des Zahlenwertes muss beachtet werden, dass Studierende nicht immer auf die vollständige Anerkennung ihrer Studienleistungen abzielen. So kann es vorkommen, dass Studierende ECTS-Punkte bzw. Lehrveranstaltungen einbüßen, weil sie sich auf ihr heimisches Studienprogramm nur noch wenige Veranstaltungen anrechnen lassen können. Rechnerisch erfahren sie in solchen Fällen zwar keine hundertprozentige Anerkennung; dies schließt aber nicht aus, dass eine vollständige Anerkennung möglich gewesen wäre. In eine ähnliche Richtung weisen die Fälle, in denen Studierende die Anrechnung der ausländischen Studienleistung ausschlagen, weil sie mit der ausländischen Note unzufrieden sind. Auch hier findet zahlenmäßig keine vollständige Anerkennung statt – dies geht aber auf eine Entscheidung der Studierenden zurück.
Kontakt
Katrin Fohmann
EU04, DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst
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Dr. Susanne Wilking
EU04, DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst
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