Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth fordert verstärkte internationale Anstrengungen zum besseren Schutz von Mensch und Umwelt vor Chemikalien. "Die Auswirkungen von gefährlichen Chemikalien auf Umwelt und Gesundheit machen nicht an Ländergrenzen halt. Die internationale Gemeinschaft muss deshalb alle Anstrengungen unternehmen, um die Herstellung und Verwendung von Chemikalien weltweit sicherer zu machen und Mensch und Umwelt vor schädlichen Auswirkungen zu schützen. Nur gemeinsam können wir erreichen, die Risiken auf ein ökologisch und sozial vertretbares Minimum zu reduzieren", erklärte Flasbarth am 24. September zum Auftakt der internationalen Konferenz "Sustainable Chemistry 2015" in Berlin.
Die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) und Schirmherrin der Konferenz, Maria Krautzberger, wies darauf hin, dass Chemikalien in unserem täglichen Leben allgegenwärtig sind: "Sie werden global gehandelt und über Produkte verbreitet. Die Rückstände per- und polyflourierter Chemikalien aus der Herstellung wasserabweisender Kleidung findet man überall auf der Welt, selbst in der Arktis", so Krautzberger.
Um den internationalen Prozess voranzubringen, plant das Bundesumweltministerium die Einrichtung eines international arbeitenden Kompetenzzentrums. Dieses soll, wie Staatssekretär Flasbarth betonte, an der Gestaltung der zukünftigen internationalen Chemikalienpolitik im Sinne einer nachhaltigen Chemie mitwirken. Nachhaltige Chemie ist mehr als Chemikaliensicherheit: Zu den Kernaufgaben gehören ökologische Fragestellungen wie der sparsame Verbrauch von endlichen Rohstoffen, die Vermeidung von gefährlichen Abfällen, die Vermeidung von Emissionen gefährlicher Stoffe in die Umwelt, der Erhalt der biologischen Vielfalt, aber auch soziale und ökonomische Fragen.
Flasbarth: "Das Konzept der nachhaltigen Chemie wird sich nur durchsetzen, wenn es ökonomisch erfolgreich ist und Chancen für den notwendigen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt eröffnet - auch und gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Mit den vorhandenen Instrumenten des Chemikalienmanagements allein sind solche Fortschritte voraussichtlich nicht erreichbar."
Nach Angaben von UBA-Präsidentin Krautzberger gibt es schon heute eine Reihe guter Beispiele und Geschäftsideen für nachhaltige Chemie: "Ein Hersteller nutzt erneuerbare Rohstoffe wie Stroh, Heu und Blätter, um mit Hilfe von Hefemycelium Baumaterialien herzustellen. Der Mycelium-Pilz nutzt die Rohstoffe als Nahrung und bindet sie. Durch Hitze und Druck wird das Material zu Formteilen gepresst, die etwa als Bauplatten, Verpackungen oder sogar Möbelstücke Verwendung finden. Zukünftige Geschäftsfelder sind auch Komponenten für Autos, etwa zur Innenverkleidung oder Schallisolierung."