Die Caroline-Herschel-Medaille wird von einem unabhängigen Expertengremium aus Großbritannien und Deutschland vergeben, das von der Royal Astronomical Society und der Astronomischen Gesellschaft (AG) einberufen wurde. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Britischen Pfund GBP (ca. 11.650 EUR) kann für Forschung oder damit verbundene Kosten wie Kinderbetreuung verwendet werden. Der Preis wird jedes Jahr an eine Frau vergeben, abwechselnd in Großbritannien und Deutschland.
Die Astronomie ist immer noch ein von Männern dominiertes Fach. Die neue Medaille trägt diesem Umstand Rechnung. In Großbritannien sind 12 % der Professuren, 18 % der Senior Lecturers/Readers und 29 % der Dozierenden in der Astronomie Frauen. In den Sonnensystemwissenschaften stellen Frauen einen Anteil von 21 % der Professuren, 22 % der Senior Lecturers/Readers und 27 % der Dozierenden. In der Physik ist nur jeder fünfte "A-level" Schüler ein Mädchen, ein Anteil, der seit vielen Jahren weitgehend unverändert ist. In den Astronomie-Studiengängen stellen Frauen etwa drei Zehntel der Studierenden.
In Deutschland erwerben Frauen 30 % der Doktortitel in der Astrophysik, sind aber in Führungspositionen deutlich stärker unterrepräsentiert: Etwa 18 % aller Professuren in der Astronomie und Astrophysik sind mit Frauen besetzt. Die Frauenquote unter den deutschen Mitgliedern der Internationalen Astronomischen Union liegt bei 18% und damit unter dem weltweiten Durchschnitt von 21%.
Deutschland ist der wichtigste britische Partner für Projekte, die im Rahmen des EU-Rahmenprogramms Horizon 2020 gefördert werden, mit mehr als 4000 unterzeichneten Förderverträgen. Die Projekte haben ein Gesamtvolumen von 25,1 Mrd. EUR, wobei 3,6 Mrd. EUR des EU-Beitrags auf Großbritannien entfallen. Zwischen April 2012 und März 2020 finanzierten die UK Research Councils und Innovate UK 1194 Projekte, in denen britische und deutsche Forschende zusammenarbeiten, mit einem Gesamtwert von 1,07 Mrd. GBP.
Professor Emma Bunce, Präsidentin der Royal Astronomical Society, sagt:
"Wir freuen uns, diese aufregende neue Initiative zu unterstützen, die herausragende Beiträge zur Astrophysik von Frauen hier in Großbritannien und in Deutschland sowie die langjährige Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen würdigt."
Dem schließt sich Professor Michael Kramer, Präsident der Astronomischen Gesellschaft, an:
"Die Astronomische Gesellschaft begrüßt diesen Preis, da er die starke deutsch-britische Zusammenarbeit in der Astrophysik unterstreicht. Caroline Herschel hat ihre Leidenschaft für die Astronomie auf beiden Seiten gelebt und ist ein wichtiges historisches Vorbild für uns alle."
Amanda Solloway, die britische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Innovation, sagt:
"Die Caroline-Herschel-Medaille feiert die tiefen wissenschaftlichen Verbindungen zwischen Großbritannien und Deutschland und würdigt die wertvollen Beiträge von Frauen zu unserem Verständnis des Universums."
Hintergrund
Seit ihrer Gründung im Jahr 1820 gehörten der RAS Astronominnen und Astronomen aus Deutschland an, darunter Caroline Herschel und ihr Bruder William, die beide in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts nach Bath zogen. Caroline war die erste Frau in Großbritannien, die eine königliche Pension zur Ausübung von Astronomie erhielt. Im Jahr 1828 wurde sie als erste Frau mit der RAS-Goldmedaille ausgezeichnet, die in Anerkennung ihrer Entdeckung von acht Kometen und ihrer Arbeit zur Verfeinerung und Aktualisierung von Sternkatalogen verliehen wurde. Es gibt bereits eine Caroline Herschel Preisvorlesung, die 2018 von der RAS und der Herschel Society gestiftet wurde. Die Herschel-Medaille der RAS ist nach Carolines Bruder William benannt. Die neue Auszeichnung nur für Frauen ergänzt beide Preise.
Zum Nachlesen
- Astronomische Gesellschaft (01.07.2021): Neuer Preis zu Ehren von Bundeskanzlerin Merkel: Caroline-Herschel-Medaille für Astronominnen in Großbritannien und Deutschland