Für ihre Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit in der Wissenschaft erhalten Professor Dr. Agnieszka Chacińska, Internationales Institut für Molekular- und Zellbiologie Warschau, und Professor Dr. Peter Rehling, Georg-August-Universität Göttingen, den Copernicus-Preis 2016 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP). Die gemeinsame Jury von DFG und FNP sprach dem Wissenschaftlerduo den Preis für ihre „Pionierarbeit“ auf dem Feld der molekularen Zellbiologie zu. Ihre Forschungen, so die Begründung der Jury weiter, hätten zu neuem Grundwissen über den gezielten Transport von Proteinen innerhalb von Zellen geführt. Ihre Arbeiten rund um den Mechanismus, durch den Proteine in die Mitochondrien, also Zellorganellen, eingeschleust werden, prägen das Verständnis von der Biogenese der Mitochondrien bis heute. Der Copernicus-Preis ist mit 200 000 Euro dotiert und wird am 7. Juni 2016 in Warschau von den Präsidenten der DFG und FNP, Professor Dr. Peter Strohschneider und Professor Dr. Maciej Żylicz, verliehen.
Rehling und Chacińska verbindet eine langjährige, durch zahlreiche gemeinsame Publikationen ausgewiesene Kooperation. Ihre Zusammenarbeit begann vor 15 Jahren an der Universität Freiburg und setzt sich bis heute fort.
Agnieszka Chacińska leitet seit 2009 das Laboratory of Mitochondrial Biogenesis am Internationalen Institut für Molekular- und Zellbiologie in Warschau. In der polnischen Hauptstadt absolvierte Chacińska auch ihr Biologiestudium und ihre Promotion. Im Anschluss arbeitete sie von 2001 bis 2009 in Deutschland, zunächst als Postdoktorandin, später als Gruppenleiterin an der Universität Freiburg. Drei Jahre lang leitete sie in Freiburg ein Teilprojekt des Sonderforschungsbereichs „Funktionelle Spezifität durch Kopplung und Modifikation von Proteinen“; darüber hinaus war sie von 2008 bis 2009 in Freiburg assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters „BIOSS Centre for Biological Signalling Studies“. Sie wurde bereits 2008 in Warschau am Institut für Biochemie und Biophysik habilitiert und 2014 vom polnischen Präsidenten zur ordentlichen Professorin ernannt. Ihre wissenschaftliche Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2015 von der polnischen Akademie der Wissenschaften. Ziel ihrer Forschungen ist es, die dynamischen Prozesse rund um die Entstehung von Organellen und die Biogenese von Mitochondrien nachzuvollziehen.
Peter Rehling ist seit 2007 Professor und Direktor am Institut für Zellbiochemie der Universität Göttingen. Sein Forschungsinteresse gilt den molekularen Prozessen, mit deren Hilfe Proteine durch die Membran von Mitochondrien gelangen. Er untersucht, wie Multi-Protein-Komplexe an und in der Membran diese Prozesse steuern und wie neu in die Zelle eingeschleuste Proteine sich in Multi-Protein-Komplexe verwandeln. Nach seinem Biologiestudium und der Promotion in Bochum im Rahmen eines DFG-Graduiertenkollegs zog es ihn als Postdoc zunächst in die USA an die University of California in San Diego, anschließend führte ihn sein Weg zur Habilitation nach Freiburg. Hier wirkte er als Gruppenleiter des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs „Zelluläre Funktionen dynamischer Proteinwechselwirkungen“. Seit 2010 ist Rehling stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Integrative Strukturbiologie dynamischer makromolekularer Komplexe“ und seit diesem Jahr Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Transportmaschinerien und Kontaktstellen zellulärer Kompartimente“. 2013 erhielt er zudem einen ERC Advanced Grant.
Die beiden Zellbiologen sind das sechste Preisträgerpaar, das den Copernicus-Preis der DFG und FNP erhält. Der Preis wird seit 2006 alle zwei Jahre an jeweils eine wissenschaftliche Persönlichkeit aus Deutschland und Polen verliehen. Er ist nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473–1543) benannt und soll ein Zeichen der engen Forschungszusammenarbeit zwischen den beiden Ländern setzen. Das Preisgeld steuern die beiden Organisationen zu gleichen Teilen bei; die beiden Preisträger erhalten jeweils die Hälfte und können diese Summe für alle wissenschaftlichen Zwecke verwenden, die DFG und FNP mit ihren Programmen fördern. Ein Schwerpunkt soll dabei in der Intensivierung der gemeinsamen Nachwuchsförderung liegen.
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