Ein Land alleine kann die Herausforderungen der weltweit zunehmenden Diabeteserkrankungen nicht lösen – darin waren sich die Teilnehmer der 1. Deutsch-Französischen Konferenz zur Diabetesforschung im Dezember 2014 in der französischen Botschaft in Berlin einig. Renommierte Wissenschaftler beider Länder tauschten sich bei der Kick-off-Veranstaltung der deutsch-französischen Diabetesakademie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und INSERM/AVIESAN (Institut für Gesundheit und medizinische Forschung/ Allianz für Lebenswissenschaften und Gesundheit) aus.
In einer Podiumsdiskussion erörterten Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Industrie unter der Moderation von Prof. Dr. Günther Wess, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, einer der Forschungspartner im DZD, die Herausforderung der translationalen Diabetesforschung, die Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft sowie die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland und Frankreich.
Christian Boitard, Direktor des Institut thématique multiorganisme (ITMO) “Circulation, métabolisme, nutrition”, INSERM/AVIESAN Paris, berichtete von der Situation in Frankreich, wo die Diabeteserkrankungen ebenfalls dem weltweiten Trend folgen und stark angestiegen sind. Seiner Meinung nach muss zur Verbesserung der Gesundheit zunächst das Wissen um die Krankheit erweitert werden. Hierzu sind sowohl länderübergreifende Kooperationen im Rahmen der akademischen Forschung als auch mit der Industrie nötig.
Die deutsche Bundesregierung hat zur Eindämmung der wichtigsten Volkskrankheiten sechs Zentren der Gesundheitsforschung gegründet, darunter auch das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung. „Dieser nationale Forschungsverbund könnte auch ein passendes Modell für die internationale Zusammenarbeit sein“, erläuterte Wess. Prof. Martin Hrabě de Angelis, DZD-Vorstand und Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München führte die Vorteile der Kooperation von Forschungsinstituten mit verschiedenen Schwerpunkten aus. So kommen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zielgerichtet in die klinische Anwendung und können den Patienten schneller nutzen. Das Ziel des DZD ist die Entwicklung neuer Ansätze zur personalisierten Diabetesprävention und therapie. „Wir profitierten in den letzten Jahren sehr von der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit im DZD. Daher sollten wir auch zwischen Frankreich und Deutschland ähnlich intensive Kooperationen anstreben“, bekundete Prof. Hans-Ulrich Häring, DZD-Vorstand und Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen.
Wess betonte: „Für eine erfolgreiche Umsetzung neuer therapeutischer Ansätze ist außerdem eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie wichtig.“ Auch aus Sicht von Riccardo Perfetti, Senior Medical Officer & Vice President Global Medical Affairs bei Sanofi, ist eine Vernetzung der Industrie mit akademischen Forschungseinrichtungen sinnvoll, da die Kenntnis molekularer Zusammenhänge Voraussetzung für die Entwicklung neuer Arzneistoffe ist. Ziel müsse es sein, eine Änderung in der Diabetesbehandlung zu ermöglichen, die den Patienten mehr Sicherheit und eine geringere Krankheitsbelastung bietet.
Als weitere Vertreterin von Sanofi bestätigte Isabelle Thizon-De-Gaulle, Vice President European Initiatives and Scientific-Relations, dass für die Industrie ein Netzwerk exzellenter Wissenschaftler erforderlich ist, um diese Ziele zu erreichen. Es gibt bereits entsprechende Kooperationsprojekte, die gezeigt haben, dass die Partner sich gegenseitig ergänzen und von der Zusammenarbeit profitieren.
Florence Rivière-Bourhis, Botschaftsrätin und Leiterin der Abteilung für Wissenschaft und Technologie der französischen Botschaft, betonte, dass gemeinsame Projekte deutlich nach außen sichtbar gemacht werden sollten, um weitere Unterstützer dafür zu gewinnen.
In den anschließenden Plenarsessions stellten deutsche und französische Diabeteswissenschaftler Highlights ihrer Diabetesforschung am DZD bzw. am INSERM/AVIESAN vor. Unter den Teilnehmern der Konferenz waren sowohl renommierte Forscher als auch junge Nachwuchswissenschaftler.
Zum Abschluss zog Philip Larsen, Vice President, Head of Research and Translational Medicine Diabetes Division von Sanofi, das Fazit, dass die Regierungen in Frankreich und Deutschland bereits gute Voraussetzungen für eine zukunftsweisende Diabetesforschung geschaffen haben, die durch eine intensivierte Vernetzung zwischen den Ländern noch verstärkt werden kann. Die Herausforderung liegt darin, Therapien zu finden, die nicht nur die Blutglukosekonzentration vermindern – denn davon gibt es schon genügend – sondern, die auch Begleiterkrankungen und Folgekomplikationen des Diabetes verhindern. Sein Aufruf an die Wissenschaftler ist, bei der Diabetesforschung stets im Blick zu haben, dass diese Herausforderungen nichts im Vergleich zu den Schwierigkeiten sind, mit denen Diabetes-Patienten bisher leben müssen.
Diese hochkarätige Veranstaltung wurde von der französischen Botschaft in Berlin zur Förderung des deutsch-französischen Austauschs auf dem Gebiet der Diabetesforschung initiiert. Ein erster Schritt für die Zusammenarbeit ist die deutsch-französische Diabetesakademie, in der deutsche und französische Nachwuchswissenschaftler gemeinsam an wichtigen Themen der Diabetesforschung arbeiten. Die Initiative wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), INSERM/AVIESAN und Sanofi unterstützt.
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD) wurde 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als nationaler Forschungsverbund gegründet. In sechs Forschungsprogrammen arbeiten über 250 Wissenschaftler aus Grundlagenforschung und Klinik eng zusammen und ermöglichen so die zeitnahe Verwertung der Ergebnisse. Ziel aller Forschungsarbeiten des DZD ist es, individualisierte Präventionsstrategien und maßgeschneiderte wirksame Diabetestherapien zu entwickeln.
Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul Langerhans Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Carl Gustav Carus Universitätsklinikum Dresden sowie assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München.
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