StartseiteAktuellesNachrichtenDeutsch-norwegisches Forschungsprojekt SAFARI begleitet steuerpolitische Maßnahmen auf Sansibar

Deutsch-norwegisches Forschungsprojekt SAFARI begleitet steuerpolitische Maßnahmen auf Sansibar

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Prof. Dr. Nadja Dwenger von der Universität Hohenheim begleitet gemeinsam mit dem norwegischen Chr. Michelsen Institut die Einführung einer Grundsteuer in Sansibar. Das Projekt SAFARI (Successful Advances in Fiscal ARchITecture) soll neue Ansätze für eine nachhaltige Verbesserung der Finanzeinkünfte von Entwicklungsländern aufzeigen. Das Projekt startete am 1. April und wird mit einer Gesamtfördersumme von 1,1 Millionen Euro vom Norwegischen Forschungsrat gefördert.

Steuererhebung und Steuereinnahmen sind fundamentale Bausteine bei der Finanzierung eines Staates. Ihre Bedeutung für eine stabile und erfolgreiche Volkswirtschaft untersucht Prof Dr. Nadja Dwenger in unterschiedlichen Zusammenhängen bereits seit mehreren Jahren. Auch ihr neuestes Projekt auf der Insel Sansibar beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Steuerpolitik. Während viele bei Sansibar vermutlich eher an Steuerparadies als an Steuererhebung denken, bietet die dortige Neueinführung einer Grundsteuer der Volkswirtin eine einzigartige Möglichkeit, diese wissenschaftlich zu begleiten und auszuwerten. Dabei geht es um die Fähigkeit des Staates, Steuern überhaupt einzunehmen, aber auch um Gerechtigkeitsüberlegungen von Steuerzahlern.

Dazu Prof. Dr. Dwenger:

„Wie bei allen meinen Forschungen ist mir auf Sansibar ein praxisbezogener Ansatz wichtig. Die Ergebnisse unserer Forschung werden z. B. den Entscheidungsträgern vor Ort zur Verfügung gestellt als Basis für zukünftige finanzpolitische Entscheidungen.“

Bereits seit Längerem wächst der Druck auf afrikanische Regierungen, ihre inländischen Einnahmen durch die Erhöhung von Steuern oder die Einführung neuer Steuern zu steigern. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist das Verhältnis von Steuereinnahmen zum Bruttoinlandsprodukt mit 10 bis 20 Prozent im Vergleich zu europäischen Ländern mit über 30 Prozent sehr niedrig. Hinzu kommt, dass die anhaltende Covid19-Pandemie die Finanzsituation der Subsahara-Staaten verschärft hat. Das Wirtschaftswachstum ist eingebrochen und die Steuereinnahmen sind gesunken bei gleichzeitig steigenden Staatsausgaben für Gesundheitssystem und Armutslinderung.

Die Grundsteuer könnte ein besonders wichtiges Element sein, um die staatlichen Einnahmen zu erhöhen. Denn Immobilien sind als sichtbare Werte oft leichter als Steuerobjekt zu identifizieren als etwa Vermögen oder Einkommen. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar, wo das Verhältnis Steuereinnahmen zu BIP mit 11,8 Prozent besonders niedrig ist, begleitet das Forschungsprojekt deshalb die Einführung einer Grundsteuer.

Dabei arbeitet das Projektteam eng mit den Behörden vor Ort zusammen. Die schrittweise Implementierung einer neuen elementaren Steuer bietet ideale Voraussetzungen dafür, unter anderem die Auswirkungen auf andere, bereits bestehende Steuern zu erkennen und messbar zu machen. Im Blickfeld der Untersuchung steht auch, welchen Einfluss die Einführung der neuen Steuer auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung der Insel nimmt. Weitere Umfragen und Feldexperimente dienen als Grundlage, um die Akzeptanz der Steuer und die Ehrlichkeit der Steuerpflichtigen zu analysieren.

Die Forschungsergebnisse sollen neue Perspektiven für Entwicklungsländer eröffnen, die Finanzierung ihrer nationalen Anliegen eigenständig zu verbessern und somit die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erfüllen. Die Erkenntnisse sollen außerdem bei zukünftigen Entscheidungen in der Entwicklungspolitik der Industrienationen Beachtung finden.

Die Studie wird in Kooperation mit dem renommierten Chr. Michaelsen Institut aus dem norwegischen Bergen durchgeführt und durch den Research Council of Norway gefördert. Das Chr. Michelsen Institut ist derzeit das größte Zentrum für Entwicklungsforschung in Skandinavien und forscht weltweit. Norwegen unterhält außerdem eine langjährige Länderpartnerschaft mit dem Festland Tansania.

Quelle: Universität Hohenheim via IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Tansania Norwegen Themen: sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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