Im Vorfeld der Arbeitsgruppensitzung lud das russische Bildungsministerium zu seiner Internationalen Konferenz „Global Education“ ein. Schwerpunkt war unter anderem, durch föderationsweite Wettbewerbe das Image von Bildung und Berufsqualifizierung zu verbessern. Berufsbildung ist ein zentrales Innovationsfeld für die Russische Föderation. In vielen Regionen stößt die Wirtschaft an Wachstums- und Produktivitätsgrenzen, weil Fachkräfte fehlen, deren Ausbildung sich unmittelbar am unternehmerischen Bedarf orientiert. Das gilt auch für deutsche Firmen in Russland: Zwar ist die Föderation ein großer Wachstumsmarkt, allerdings fehlen oft die Fachkräfte für die Produktion, aber auch im Bereich der After-Sales-Services. Allerdings kämpft die betriebliche, praxisbasierte Berufsbildung wie in vielen anderen Ländern gegen ein schlechtes Ansehen und unterliegt deutlich im Imagewettbewerb gegen die akademische Bildung.
Im Rahmen eines Deutsch-Russischen „Round-Table“ wurde diskutiert, welche Elemente des deutschen Dualen Systems der Berufsbildung aus russischer Sicht von besonderem Interesse sind und wie die gesellschaftliche Akzeptanz der praxisbasierten Ausbildung verbessert werden kann. Dabei spielte die Frage, wie die privaten Unternehmen für die Übernahme von Verantwortung in der Berufsbildung gewonnen werden können eine herausgehobene Rolle. An dem Gespräch nahmen neben dem BMBF auch die Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperationen im Bundesinstitut für Berufsbildung teil sowie Vertreter des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) und der BMBF-Initiative iMOVE. In einer begleitenden Ausstellung hatten deutsche Unternehmen, die sich auf dem russischen Markt bewegen Gelegenheit, sich zum Thema Berufsbildung präsentieren und mit Schlüsselakteuren in Russland ins Gespräch zu kommen.
Das siebte Treffen der bilateralen Arbeitsgruppe am 28. November bilanzierte die Fortschritte der Kooperationsaktivitäten in den Innovationsfeldern
- Rahmenlehrpläne in den Berufsfeldern Automotive und Bau,
- Überbetriebliche Berufsbildungszentren als Bestandteil eines Dualen Systems,
- Weiterbildungsprogramm für Ausbilderinnen und Ausbilder, orientiert an der deutschen Ausbildereignungsverordnung (AEVO).
Die Arbeitsgruppe stellte wichtige Fortschritte fest. Die Entwicklungsansätze sollen in weiteren Schritten in Zusammenarbeit mit den Regionen und interessierten Unternehmen erprobt werden. Hierzu sind eine Reihe von Fachworkshops in der Regie des BIBB und des russischen Partnerinstituts FIRO vorgesehen. Als weitere zentrale Akteure werden zudem die Agentur für Strategische Initiativen (ASI, eine Initiative des russischen Präsidenten Putin) und die Deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in Moskau einbezogen. Das BMBF fördert ein Projekt beim DIHK und elf AHKs, darunter in Russland, mit dem Ziel, die Entwicklung und Erprobung von Elementen der dualen Berufsbildung zu unterstützen. Die AHK wird daher zukünftig verstärkt Expertise der deutschen Kammern in die bilateralen Kooperationsaktivitäten einbringen.
Das nächste formelle Treffen der Arbeitsgruppe soll im Sommer 2014 in Deutschland stattfinden. Die Ergebnisse der Fachworkshops werden dann beraten und die zukünftigen Kooperationsfelder bestimmt.