StartseiteAktuellesNachrichtenDeutsch-russische Kooperation: Weltweit erste zweistaatliche Universität entsteht

Deutsch-russische Kooperation: Weltweit erste zweistaatliche Universität entsteht

Am 1. September eröffnet in Kasan, der Hauptstadt der russischen autonomen Republik Tatarstan, das „German-Russian Institute of Advanced Technologies“. In dem Institut werden künftig russische Ingenieurstudierende nach deutschem Standard ausgebildet. Mit dem groß angelegten, bisher einmaligen Projekt erreichen die akademischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland eine neue Qualitätsstufe.

In Kasan soll eine deutsch-russische Universität entstehen – die weltweit erste zweistaatliche Lehr- und Forschungseinrichtung in einem modernen Industriestaat. Die Federführung des Projekts hat auf deutscher Seite die Technische Universität Ilmenau und auf russischer Seite die renommierte Kasaner Staatliche Technische Forschungsuniversität.

Bereits zum bevorstehenden Studienjahr 2014/15 starten am neuen German-Russian Institute of Advanced Technologies (GRIAT) in Kasan die ersten vier ingenieurtechnischen Studiengänge: Communication and Signal Processing, Research in Computer and Systems Engineering, Electrical Engineering and Information Technology und Science in Chemical and Energy Engineering.

Die englischsprachigen Studiengänge werden von der TU Ilmenau als Projektleiter und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an der Kasaner Staatlichen Technischen Forschungsuniversität (KNRTU-KAI) angeboten. Dazu halten anerkannte Professoren der beiden deutschen Universitäten mehrmals im Semester Blockvorlesungen in Kasan und weitere Dozenten sind über das gesamte Jahr vor Ort. Im Rahmen eines von der Republik Tatarstan eigens aufgelegten Stipendienprogramms werden jährlich bis zu 100 russische Studierende einen Studienaufenthalt in Deutschland absolvieren und anschließend in Kasan in einem der vier Studiengänge vor Ort den Masterabschluss erwerben.

In Zukunft wird das Ausbildungsprogramm am GRIAT bis auf 14 Studiengänge erweitert. Dazu wird die TU Ilmenau noch weitere deutsche technische Universitäten, mit denen sie bereits seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet, einbinden. Da die Kooperation nicht nur aus neuen Lehrangeboten besteht, sondern auch gemeinsame Forschung und den Austausch von Forschergruppen vorsieht, arbeiten die TU Ilmenau und die Kasaner Staatliche Technische Forschungsuniversität am Aufbau einer gemeinsamen Universität, der weltweit ersten deutsch-russischen Universität.

Das German-Russian Institute of Advanced Technologies wird für zunächst vier Jahre vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und von der Republik Tatarstan gefördert. Mit den Geldern von deutscher Seite, rund eine Million Euro, wurden unter anderem drei feste Arbeitsplätze geschaffen. Die Republik Tatarstan hatte bereits im Vorfeld mehrere Millionen Euro in die Infrastruktur investiert und einen Neubau für das ingenieurwissenschaftliche Institut errichtet. Die KNRTU-KAI (Kazan National Research Technical University-Kazan Aviation Institute), 1932 gegründet und nach dem russischen Flugzeugbauer Andrej Nikolajewitsch Tupolev auch „Tupolev-Universität“ genannt, zählt zu den renommiertesten Universitäten Russlands und gilt als Elite-Universität.

Tatarstan ist eine autonome Republik, rund 800 Kilometer südöstlich von Moskau im Osten des europäischen Teils Russlands gelegen. Flächenmäßig etwa vier Mal so groß wie Thüringen, ist das Land mit 3,7 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Republik unter den autonomen Republiken der Russischen Föderation. In Tatarstan, das eine bedeutende Bildungstradition aufweist, existieren neben der KNRTU-KAI noch weitere 30 Hochschulen, die meisten in der Hauptstadt Kasan. Vier der Kasaner Hochschulen zählen zu den 50 führenden Hochschulen Russlands, darunter auch die Kasaner Staatliche Technische Forschungsuniversität. Die Republik Tatarstan ist eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Russlands. Schwerpunkte sind die Fahrzeug- und Flugzeugindustrie sowie die Brennstoff- und petrochemische Industrie. Zahlreiche deutsche Firmen arbeiten eng mit Industrieunternehmen der Region zusammen und besitzen dort Niederlassungen.

Kontakt

Dr. Frank March
Direktor TU Ilmenau International School
Tel. +49 3677 69-2518
frank.march(at)tu-ilmenau.de

Quelle: Technische Universität Ilmenau Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Russland Themen: Bildung und Hochschulen Engineering und Produktion

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