Gastrednerin Naledi Pandor, Ministerin für Wissenschaft und Technologie in Südafrika äußerte den Wunsch, dass Afrika nicht nur als ein "Empfänger von Hilfsleistungen gesehen wird, sondern als die Heimat von Forschungen der Weltklasse." Sie erklärte, wie Radioastronomie - das Studium von radiowellenaussendenden Objekten wie Sterne, schwarze Löcher und Galaxien - das Wachstum beschleunigen, die Wertschätzung von Wissenschaft und Technik unter jungen Afrikanern steigern und zur Erreichung der Milleniumsentwicklungsziele (MDG) beitragen kann.
Auf der Veranstaltung, die organisiert wurde von der Delegation für die Beziehungen zu Südafrika des Europäischen Parlaments und veranstaltet von der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten MEP Michael Cashman aus dem Vereinigten Königreich, betonten Experten die bereits wichtige Rolle Südafrikas im globalen Astronomienetzwerk. Die großen Flächen ohne Lichtverschmutzung oder Radiostrahlung bieten hervorragende Observationsbedingungen und machen das Land zum perfekten Standort für das größte einzelne optische Teleskop der südlichen Hemisphäre, dem Southern African Large Telescope (SALT).
Nun möchte Südafrika seine Radioastronomie-Forschungsbasis ausbauen und hat kürzlich ein von der Afrikanischen Union (AU) befürwortetes Angebot für die Beherbergung des Square Kilometer Array (SKA) abgegeben. Das SKA soll das größte Radioastronomieprojekt in der Geschichte der Menschheit werden und könnte Astronomen bei der Lösung der ältesten Rätsel des Universums helfen.
Es soll voraussichtlich um das Jahr 2024 herum in Betrieb genommen werden und wird phasenweise unter Zuhilfenahme der existierenden Infrastruktur entweder in Südafrika, oder Australien gebaut, je nach Entscheidung der internen Astronomiegemeinschaft. Professor George Miley, Vizepräsident der Internationalen Astronomieunion erklärt: "Wo auch immer es gebaut werden wird - es wird ein starker Antriebsfaktor für die globale Entwicklung sein."
Dr. Bernie Fanaroff, Direktor des SKA-Projektbüros Südafrikas, präsentierte den Fall für das Gebot Südafrikas und erklärte, dass es, würde es in Südafrika gebaut werden, effektiv die gegenwärtige geographische "Teleskoplücke" füllen könnte: Die SKA-Antennen würden bis in den Indischen Ozean reichen. Er sagte: "Die Qualität der Bilder hängt davon ab, wie viele Teleskope man hat; wird die Teleskoplücke gefüllt, erhält man viel schärfere Bilder. Das Schöne an der Astronomie ist, dass je weiter man sehen kann, desto weiter kann man auch in der Zeit zurück blicken."
Über diese wissenschaftlichen Bestrebungen hinaus leistet die Radioastronomie, selbst wenn wir es womöglich gar nicht bemerken, auch einen erheblichen Betrag zu unserem alltäglichen Leben. Hochpräzise adaptive Optik, Bildverarbeitung, Wi-Fi, sensible elektronische Bildwandler und viele sehr genaue Uhren sind nur einige der Beispiele, für die das Wissen der Radioastronomie praktisch angewendet wird. Dr. Bernie Fanaroff sagt dazu: "Wachstum, das auf der Gewinnung von Rohstoffen basiert, ist nicht nachhaltig, insofern ist Diversifikation ein essentieller Faktor. Die Radioastronomie kann zu enormen technologischen Nebenprodukten führen und hochrangige technische und wissenschaftliche Kapazitäten für Innovationen entwickeln."
Der wichtigste Nutzen jedoch, den uns die Radioastronomie bringen kann, ist ihre Zugänglichkeit und ihre Fähigkeit, junge Menschen zu inspirieren und sie für die Wissenschaft zu begeistern.
"Die Entwicklung des globalen Radioastronomie-Netzwerks ist wichtig, weil es das Ansehen von Wissenschaft und Technologie in Afrika anhebt und die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Wissenschaft lenkt. In Afrika gibt es nicht ausreichend Ingenieure und Wissenschaftler, insofern ist es wichtig, das Vorurteil zu widerlegen, es wäre zu schwierig", kommentiert Dr. Bernie Fanaroff.
Ministerin Pandor verlieh ferner ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Radioastronomie den Status der Frauen in der wissenschaftlichen Gesellschaft heben könnte. "Die [Millenniumentwicklungsziele (MDGs)] beziehen sich auch auf Bildung und Geschlecht; Frauen sollten denselben Zugang zur Wissenschaft haben und wir müssen daran arbeiten, deren Ausgrenzung zu verringern."
Die Radioastronomie in Südafrika wird schon länger von der EU über eine ganze Reihe von Projekten gefördert, die alle zum Ziel haben, ein entstehendes Netzwerk aus Teleskopen in Afrika mit dem Europäischen Teil des globalen VLBI (Very Long Baseline Interferometry - Interferometrie mit sehr langen Basislinien)-Netzwerks zu verbinden. Das Netzwerk vereint die Beobachtungen vieler Teleskope und schafft daraus Bilder, die ansonsten nicht möglich wären.
Das VLBI-Netzwerk wurde im Jahre 1980 von einem Konsortium aus fünf der größten Radioastronomie-Institute in Europa gegründet. Seit 1980 sind das Europäische VLBI-Netzwerk (EVN), eine Zusammenarbeit der wichtigsten Radioastronomie-Institute in Europa, Asien und Südafrika, das hochauflösende Beobachtungen kosmischer Radioquellen durchführt, und das VLBI-Netzwerk auf 9 Institute mit 12 Radioteleskopen auf der ganzen Welt herangewachsen.
Ein interessantes und damit verbundenes Projekt ist EUNAWE ("Making young children aware of the Universe"), das teilweise mit Mitteln in Höhe von 1.903.577 EUR unter den Themenbereich "Raumfahrt" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert wurde. Es hat zum Ziel, junge Menschen in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Südafrika und dem Vereinigten Königreich für die Astronomie zu interessieren.
Neben der Astronomie lag der jüngste Fokus im Jahre 2010 durch eine "Afrikanische" Ausschreibung des RP7 in Höhe von 67 Mio. EUR auch auf Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft. Eine weitere erhebliche Finanzierungsinitiative der jüngsten Zeit ist das Projekt AFRICACONNECT aus dem Jahre 2009 unter dem Themenbereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), das Mittel aus dem Europäischen Entwicklungsfonds in Höhe von 12 Mio. EUR erhielt.
Zwar sind alle Formen der EU-Finanzierung für Afrika willkommen und ermöglichen oftmals lebensnotwendige und lebenserhaltende Arbeiten, doch sind sich die Delegierten bei dem Treffen darüber einig, dass es genauso wichtig ist, zu gewährleisten, dass es die im nächsten EU-Rahmenprogramm für Forschung, Horizon 2020, enthaltene Kooperation "Astronomie für Entwicklung" gibt.
"Vielleicht werden die Menschen die Augenbrauen heben, wenn wir über die Förderung von Wissenschaft und Technologie auf dem afrikanischen Kontinent reden, doch es ist wichtig, dass wir der wissensbasierten Wirtschaft beitreten", erklärt Ministerin Pandor. "Die Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa sollte nicht auf Landwirtschaft, Umwelt und Gesundheitsfragen beschränkt werden; sie muss auch eine umfassende Reihe von Engagements über die gesamte Kette von Wissenschaft und Technik beinhalten. Wir wollen die kollektiven Ressourcen dieses Planeten inklusiv verwenden."
Referenz: Gestützt auf Informationen vom Treffen "Promoting European African scientific partnerships: the case of radio astronomy".