Der EHEC-Ausbruch 2011 hatte über 50 Todesfälle zur Folge und war eine der schwerwiegendsten Lebensmittelkrisen seit Langem in Europa. Ereignisse wie diese können jederzeit wieder auftreten. Wie können Krisen bewältigt werden? Wie kann vorgebeugt werden? Welche Lehren werden für Staat und Gesellschaft aus Krisen in der Vergangenheit gezogen und wie sollte sich die Zusammenarbeit der verschiedenen staatlichen und überstaatlichen Ebenen gestalten?
Diese Fragen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, öffentlichen Institutionen, Wissenschaft sowie gesellschaftlichen Interessengruppen in der zurückliegenden Woche (13. und 14. September 2012) im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin-Marienfelde.
„Der EHEC-Ausbruch hat deutlich gemacht, dass Krisen nicht vor Grenzen halt machen“, sagt Professor Dr. Reiner Wittkowski, Vizepräsident des BfR. „Alle Beteiligten müssen, auch auf internationaler Ebene, effektiv zusammenarbeiten und bereit sein, ständig hinzuzulernen“. Das BfR richtete das Symposium „Handeln in Krisen und Krisenprävention“ gemeinsam mit der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und Arbeitsschutz (ANSES) und dem Lebensmittelinstitut der dänischen Technischen Universität aus.
Obwohl der Standard der Lebensmittelsicherheit in Europa sehr hoch ist, müssen die Verantwortlichen stets auf mögliche Zwischenfälle vorbereitet sein. Die Auslöser von Krisen können vielfältig sein. Nur durch koordiniertes Vorgehen der Beteiligten können Krisen vermieden bzw. ein adäquates und schnelles Agieren während der Krise gewährleistet werden.
An dieser international ausgerichteten Veranstaltung, die das BfR gemeinsam mit der französischen Schwesterbehörde ANSES und dem nationalen Lebensmittelinstitut der dänischen Technischen Universität organisiert hat, waren eine Vielzahl von Stakeholdern beteiligt. An den beiden Veranstaltungstagen beschäftigten sich Experten aus Deutschland, dem europäischen Ausland, der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation WHO mit Fragen der Verantwortlichkeiten zu Zeiten nationaler und internationaler Lebensmittelkrisen, mit der Rolle des Staates und der von anderen Institutionen, mit der institutionellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit in Krisenzeiten sowie Instrumenten der Krisenbewältigung und Krisenprävention in der Lebensmittelwirtschaft. Dabei wurden die unterschiedlichen Perspektiven aus Politik, Wirtschaft, öffentlichen Institutionen und Wissenschaft im Krisenfall dargestellt und diskutiert.
Am zweiten Tag haben insbesondere gesellschaftliche Interessengruppen die Möglichkeiten der Krisenprävention und der institutionellen Zusammenarbeit diskutiert und beratschlagt, welche Alternativen sinnvoll und welche Maßnahmen der Prävention akzeptabel sind, damit der Standard der Lebensmittelsicherheit noch weiter steigt.
Bereits 2010 haben BfR, ANSES und das nationale Lebensmittelinstitut der dänischen Technischen Universität eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ziel der deutsch-französisch-dänischen Kooperation ist es, die gemeinsame Arbeit auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit im europäischen Rahmen noch besser und effektiver als bisher zu gestalten. Dies ist ein zukunftsweisender Ansatz, weil alle drei Institutionen ähnliche Aufgaben wahrnehmen und aufgrund der Trennung von Bewertung und Management vergleichbare Strukturen aufweisen.
Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind der Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, fachlichen Stellungnahmen sowie die engere Zusammenarbeit bei der Risikokommunikation. Langfristiges Ziel ist die Erstellung gemeinsamer Risikobewertungen. Dies soll zu gemeinsam verantworteten Stellungnahmen auf höchstem wissenschaftlichem Niveau führen und der Vermeidung von Doppelarbeit dienen. In diesem Sinn kann die Kooperation zu einer weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit mit anderen EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beitragen.
Das Symposium diente auch dem Austausch der Notfallplanungen in Europa. Das BfR war im Jahr 2007 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur nationalen Kontaktstelle der EFSA (EFSA Focal Point) ernannt worden und ist somit für den wissenschaftlichen Informationsaustausch zwischen der EFSA und den Mitgliedstaaten verantwortlich.
Zu der Veranstaltung wurden rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Das Programm und weitere Informationen können im Bereich "Veranstaltungen" auf der Homepage des BfR abgerufen werden.