Bereits seit 2010 wird an einer gemeinsamen afrikanischen Raumfahrtpolitik gearbeitet, Ende Oktober 2015 verständigte sich das "Specialised Technical Committee on Education, Science and Technology" (STC-EST) in seiner ersten ordentlichen Sitzung auf den Entwurf, der auf dem 21. Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopien Ende Januar ratifiziert werden soll.
In der “African Space Policy” werden zwei übergeordnete Zielsetzungen formuliert:
- Weltraumwissenschaft und –technologie zu nutzen, um die Lebensqualität auf dem Kontinent zu verbessern und Wohlstand zu schaffen.
- Die Entwicklung und Instandhaltung der Infrastruktur und Kapazität, um sowohl den afrikanischen als ausländische Märkte auf verantwortungsvolle Weise zu bedienen.
Anwendungsmöglichkeiten über die Raumfahrt hinaus
Im Entwurf des Strategiedokuments wird auch auf die Anwendungsmöglichkeiten von Weltraumtechnologien für die spezifischen Probleme Afrikas – wie etwa im Klima- und Katastrophenschutz, Wettervorhersagen, der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit - hingewiesen:
- “[…] Space presents a unique opportunity for cooperation and sharing of enabling infrastructure (including data) in proactively managing, among other things, disease outbreaks, our natural resources and the environment, our response to natural hazards and disasters, weather forecasting, climate-change mitigation and adaptation, agriculture and food security, peacekeeping missions and conflicts.”
Ziele und Indikatoren
In der Strategie werden konkrete Ziele formuliert: Nach einem Jahr sollen die Koordinierungsstellen für das afrikanische Weltraumprogramm sowie regionale Exzellenzzentren eingerichtet, das Programm nach fünf Jahren vollständig umgesetzt und in zehn Jahren zu den Top-Ten-Weltraumprogrammen der Welt gezählt werden können.
Als Indikatoren für den Fortschritt des Programms werden unter anderem die Zahl der raumfahrtbezogenen afrikanischen Patente und wissenschaftlicher Artikel, die Absolventenzahl in raumfahrtbezogenen Studiengängen sowie das (langfristige) Finanzierungsniveau herangezogen. Eine zentrale Koordinierungsstelle, die die Umsetzung der Strategie kontrolliert, wird bislang nicht genannt.
Afrikanisches Weltraumprogramm könnte klassische Entwicklungspolitik verändern
In einer aktuellen Analyse der afrikanischen Raumfahrtpolitik weist Nick Perkins, der Leiter von SciDevNet, auf die möglichen Auswirkungen für die afrikanische Wissenschafts- und Entwicklungspolitik hin:
- "[...] In the traditional world of development, primary schools are prioritised before universities, and irrigation before mobile phone apps. As a result, there is often a rift between what Africans consider a useful target for support and what international donors and investors want to do. This is changing, but the space strategy will lend some urgency to the need to bridge the rift."
Eine gemeinsame afrikanische Raumfahrtpolitik könne, so Perkins, aufzeigen, dass die Ungleichheit und die Probleme afrikanischer Länder durch sehr unterschiedliche Programme und Ausprägungen von Entwicklungspolitik angegangen werden können. So sei in Bezug auf Entwicklungsprojekte im Rahmen von afrikanischer Weltraumforschung weniger die traditionelle finanzielle Hilfe gefragt, sondern vielmehr eine Partnerschaft auf Augenhöhe:
- "These commitments to space science are suggestive of states that want advice and technical know-how, not money or handouts. This would make space-related development about providing eye-level partnerships instead of traditional aid."
Die Hoffnung der afrikanischen Minister wird auch durch das erfolgreiche Beispiel Indiens genährt, dem es im September 2014 mit seiner Mars Orbiter Mission als erstem Land der Welt gelungen war, eine Raumsonde im ersten Versuch in einen stabilen Orbit um den Mars einzuschwenken.
Zum Nachlesen:
- SciDevnet (07.01.2016): Africa’s space policy opens a new front in aid
- SciDevNet (30.11.2015): Africa Analysis: The continent’s bold space policy
- Afrikanische Union (Oktober 2015): African Space Policy (Draft Version 7) (PDF)