Mit dem seit dem Jahr 2000 laufenden Estonian Genome Project (EGP) will die Regierung in Talinn eine landesweite Genomdatenbank für die estnische Bevölkerung einrichten. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Landes bekräftigte die estnische Ministerin für Gesundheit und Arbeit, Riina Sikkut, die Relevanz des Programms.
Das EGP verfolgt zwei Ziele. Zum einen sollen die erhobenen Daten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei helfen, die genetischen Wurzeln chronischer Krankheiten zu erforschen: Mithilfe von Computeranalysen können Gene ermittelt werden, die mit bestimmten Krankheiten zusammenhängen. Zum anderen bildet die Genom-Datenbank die Grundlage für die Transformation des estnischen Gesundheitssystems hin zur personalisierten Medizin auf nationaler Ebene: Die gewonnenen Sequenzinformationen können verwendet werden, um vorherzusagen, wie eine Patientin oder ein Patient auf ein bestimmtes Medikament reagiert – ob es also die gewünschte Wirkung zeigt oder Nebenwirkungen auslösen könnte. Außerdem sollen die Menschen dadurch besser über ihre eigene Gesundheit und Möglichkeiten der individuellen Krankheitsprävention informiert werden.
Zu diesem Zweck sollen laut den Plänen der Regierung 500.000 Menschen in Estland – und damit über ein Drittel der Bevölkerung – bis 2022 ihre elektronischen Gesundheitsakten mit den entsprechenden Genomdaten kombinieren. 100.000 Estinnen und Esten haben bereits angekündigt, bis Ende des Jahres an dem Programm teilzunehmen. Die Proben werden im Estonian Genome Centre der Universität Tartu aufbewahrt, das seit der Eröffnung 2001 bereits die Genomdaten von 52.000 Estinnen und Esten erhoben hat.
Die Teilnahme am Projekt erfolgt freiwillig. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen die Kontrolle über ihre Daten behalten, etwa indem sie überprüfen können, wer darin Einsicht genommen hat.
Zum Nachlesen
- Science Business (17.07.2018): Estonia's giant initiative to deliver the benefits of genetic data
- Universität Tartu – Institut für Genomik: Estonian Genome Center