Über 400 Teilnehmer, darunter auch 140 Oberschüler, kamen am 26. Mai 2011 zur dritten Jahrestagung des Deutschen Ethikrates nach Berlin und zeigten damit, wie groß das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Thema ist.
Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen, täglich sterben Tausende Menschen an den Folgen von Unterernährung, und dies, obwohl jährlich so viele Nahrungsmittel produziert werden, dass damit die gesamte Weltbevölkerung ausreichend ernährt werden könnte. 70 Prozent der Nahrungsmittel werden in kleinbäuerlichen Strukturen erzeugt, gleichzeitig leidet die Hälfte der dort tätigen Menschen an Unterernährung und Hunger. Die Ursachen des Hungers sind vielfältig. Dazu zählen Armut sowie fehlende Eigentums- und Nutzungsrechte für den Boden, unfaire Handelsbedingungen, Klimaveränderungen, Umweltzerstörung, Kriege, Korruption.
Gegenstand der Jahrestagung des Ethikrates war es, ausgehend von der derzeitigen Situation, Handlungsnotwendigkeiten zu Fragen der Welternährung aufzuzeigen und dabei die ethischen Implikationen herauszuarbeiten. Zentrale Aspekte waren hierbei die Armutsorientierung, die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft sowie Ernährung und Nachhaltigkeit, für die Ansätze zur Bewältigung des Hunger- und Armutsproblems aufgezeigt und anhand praktischer Beispiele deutscher Entwicklungshilfeprojekte von Brot für die Welt, Misereor, der Welthungerhilfe und der indischen Organisation Navdanya belegt wurden.
In den Referaten und Diskussionsbeiträgen wurde deutlich, dass Armut und Unterernährung weniger dadurch zu beseitigen sind, dass die Geldströme von Nord nach Süd ausgeweitet und damit Abhängigkeiten geschaffen und konserviert werden. Vielmehr komme es darauf an, die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe anzukurbeln, die die Bevölkerungen der von Armut betroffenen Länder unabhängig von fremder Hilfe macht. Hilfsangebote sollten darauf ausgerichtet sein, den Bevölkerungen den Zugang zu den natürlichen Ressourcen, zum Produktionskapital und zum Markt, aber auch zu Bildung und Forschung zu sichern und auf diese Weise eine Teilhabe am Wirtschaftswachstum und somit an der Wertschöpfungskette zu ermöglichen.
Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, räumte ein, dass die Europäer und auch Deutschland mit ihren Agrarexportsubventionen Entwicklungspolitik nicht nur behindert, sondern verhindert hätten. Diese Subventionen müssten daher abgebaut und Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit die Grundlage allen entwicklungspolitischen Handelns sein.
Vandana Shiva kritisierte in ihren Beiträgen immer wieder die internationalen Handelsregelungen, insbesondere der Welthandelsorganisation (WTO), die sich nachteilig auf die Entwicklungsländer und insbesondere die Erzeugung von Nahrungsmitteln durch Kleinbauern auswirkten. Die Bürger aller Länder seien gefordert, für faire Handelsbedingungen einzutreten und diese im Rahmen ihrer demokratischen Rechte auch einzufordern.
Die in allen Diskussionsrunden wiederkehrende Frage, was der Einzelne, was insbesondere auch junge Menschen dazu beitragen könnten, nicht nur global zu denken, sondern auch lokal zu handeln, wurde einmütig in dem Sinne beantwortet, dass bürgerschaftliches Engagement und insbesondere bewusstes Konsumverhalten jedes Einzelnen dazu beitragen können, faire Handelspartnerschaften zu etablieren.
Interessenten können die einzelnen Beiträge online nachhören und in Kürze auch nachlesen.
Kontakt
Ulrike Florian
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 - 20370 - 246
Fax: 030 - 20370 - 252
E-Mail: florian(at)ethikrat.org