StartseiteAktuellesNachrichtenEU-finanziertes Projekt QUANTOMICS erforscht moderne Genomik für die Viehzucht

EU-finanziertes Projekt QUANTOMICS erforscht moderne Genomik für die Viehzucht

Viele weltweit führende Tierzuchtorganisationen sind in Europa beheimatet. Die durch das EU-finanzierte Projekt QUANTOMICS durchgeführte Forschung will diesen Züchtern helfen, auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Projekt startete im Juni 2009 mit einer Laufzeit von Viereinhalb Jahren. Ein halbes Jahr vor dem Auslaufen des Projektes werden nun erste Ergebnisse präsentiert.

"Verbesserung durch selektive Zucht ist ein kontinuierlicher Prozess, der permanente und kumulative Leistungsverbesserungen liefert", erklärt Chris Warkup, Direktor des Projektpartners Biosciences Knowledge Transfer Network (KTN).

"Beispielsweise", sagt er, "erhalten wir heute etwa doppelt so viel mageres Fleisch aus einer Tonne Schweinefutter, wie noch in den 1960er Jahren. Diese Verbesserungen der biologischen Wirksamkeit verwandeln sich in eine reduzierte Umweltbelastung pro produzierter Lebensmitteleinheit. In den letzten 20 Jahren wurde das Klimaerwärmungspotenzial pro Ei oder pro Kilo Huhn um über 20 Prozent reduziert, d. h. um mehr als ein Prozent jährlich, und dieser kontinuierliche Prozess dauert noch an."

Biosciences KTN, Teil des Roslin Instituts der Universität Edinburgh, koordiniert das QUANTOMICS-Projekt "From Sequence to Consequence - Tools for the exploitation of livestock genomes". Dieses mit 8,14 Mio. EUR dotierte Projekt umfasst 17 führende Forschungsgruppen und Unternehmen und wird vom Siebten Rahmenprogramm (RP7) der Europäischen Kommission kofinanziert. Ziel des Projektes, das Ende 2013 ausläuft, ist es eine Veränderung in der Verfügbarkeit von innovativen Technologien und Tools für die wirtschaftliche Nutzung von Tiergenomen bereitzustellen.

Historisch gesehen war Viehzucht relativ einfach, da sie sich auf leicht messbare Merkmale wie die Milchleistung von Kühen oder das Wachstum von Schweinen und Hühnern konzentrierte. Heute ist das Ganze viel komplizierter, da Züchter ausgewogenere und nachhaltigere Zuchtziele berücksichtigen müssen, zu denen auch Gesundheit und Tierschutz gehören. Einige dieser Merkmale sind beim jungen Tier nur schwer oder gar nicht messbar, wenn etwa Selektionsentscheidungen getroffen werden müssen. Deshalb sind molekulargenetische Werkzeuge, wie sie QUANTOMICS entwickelt, gerade für diese Merkmale besonders wertvoll.

"Das Ungewöhnliche am QUANTOMICS-Konsortium ist, dass es nicht aus den üblichen Verdächtigen besteht", so Warkup. "Wir haben bewusst die besten europäischen Gruppen zusammengestellt, die auf bestimmte Aspekte der menschlichen oder tierischen Genomik spezialisiert sind, auch wenn sie vorher gar nicht an der Genomik landwirtschaftlicher Nutztiere gearbeitet haben. Es war eine echte Freude, mit einer so großen Gruppe von Wissenschaftlern zu arbeiten." Und die Ergebnisse sind beeindruckend. QUANTOMICS hat neue grundlegende biologische Informationen zu den Genomen von Rindern und Hühnern einschließlich der vollständigen Genomsequenzierung von ungefähr 20 Bullen geliefert.

Es ergaben sich besonders interessante Informationen zu sich wiederholenden Abschnitten des Genoms, den sogenannten Kopienzahlvariationen (Copy number variation). Warkup erläutert jedoch: "Wir müssen noch bestimmen, wie relevant diese für die Variation der Gesundheits- und Produktivitätsmerkmale der Tiere sind."

Das Projekt hat auch neue bioinformatische Analyse- und Visualisierungswerkzeuge sowie neue molekulargenetische und quantitative Analysewerkzeuge hervorgebracht, die bereits von Viehzüchtern verwendet werden.

Das Projekt hat diese neuen Werkzeuge an wichtigen Erbkrankheiten bei Milchvieh und Masthühnern eingesetzt. Die Ergebnisse werden dem Team zufolge noch analysiert und validiert.

Die QUANTOMICS-Partner gehen davon aus, dass sich der reale langfristige Nutzen für die EU-Bürger in Verbesserungen der wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeit von Fleisch, Milch und Eier zeigen wird. Durch die Anwendung von Wissen über die DNA-Sequenzierung zur Zuchtverbesserung wird das Projekt auch einen Beitrag zum besseren Tierschutz und zu sichereren, qualitativ hochwertigeren Lebensmitteln von nachhaltigen europäischen Höfen leisten.

Quelle: CORDIS Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Themen: Lebenswissenschaften Wirtschaft, Märkte

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