Pandemien bedrohen sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die globale Wirtschaft. Impfstoffe sind ein essenzieller Bestandteil der Pandemiebekämpfung, stehen jedoch erst Monate nach dem Ausbruch einer Pandemie zur Verfügung. Medikamente mit breiter Wirkung könnten hingegen frühzeitig die Verbreitung eines Erregers einschränken und zahlreiche Leben retten. Während es Breitbandmedikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen gibt, fehlen vergleichbare Mittel gegen Viren.
Das Ziel des Forschungsverbundes Vigilant (Targeting ER Import And Activation Of Viral Glycoproteins: Towards Broad-Spectrum Antivirals), der von der EU im Rahmen von Horizont Europa mit 7,5 Millionen EUR gefördert wird, ist die Entwicklung von Wirkstoffen mit breiter antiviraler Aktivität. Vigilant vereint zu diesem Zweck die Expertise von Forschenden aus den Bereichen Biochemie, Medizinische Chemie, Molekular- und Zellbiologie sowie Virologie. Das Deutsche Primatenzentrum koordiniert den Verbund und erhält 1,6 Millionen EUR Förderung von der EU. Weitere Partner des Projekts sind die Philipps-Universität Marburg (Deutschland), die Lunds Universität (Schweden), die Universität Helsinki (Finnland), das Karolinska Institut (Schweden), das Institut Jožef Stefan (Slowenien), die University of Florida (USA), das Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (Deutschland), die Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften sowie das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (USA).
Im Fokus der Forschungen stehen virale Hüllproteine. Diese Proteine dienen den Viren als "Schlüssel" für den Eintritt in Wirtszellen. Wenn es gelingt, den Transport und die Aktivierung dieser viralen Hüllproteine in infizierten Zellen zu blockieren, würde die Vermehrung der Viren im Körper gestoppt werden. Da verschiedene Viren dieselben zellulären Faktoren für den Transport und die Aktivierung ihrer Hüllproteine nutzen, könnten die entwickelten Hemmstoffe eine breite antivirale Wirkung entfalten. Dies soll in Zellkulturen sowie in Tierversuchen mit Mäusen, Frettchen und Affen untersucht werden.
Zum Nachlesen
- Deutsches Primatenzentrum (23.01.2025): Neues EU-Forschungsprojekt entwickelt Breitbandmedikamente gegen Viren