In Kooperation mit den Stadtmuseen Marktoberdorf und Kaufbeuren tritt das europäische Museumsentwicklungsprojekt „EuroVision – Museums Exhibiting Europe“ (EMEE) jetzt auch in der Region der projektkoordinierenden Universität Augsburg an die Öffentlichkeit: Ende dieser Woche werden die Ausstellungen „Kaufbeurens Geschichte weitererzählen“ und „Europäische Spuren in Markoberdorf“ eröffnet. Beide folgen konzeptionell Leitlinien, die im Rahmen des seit 2012 von der EU finanzierten EMEE-Projekts im Sinne einer partizipativen, emanzipatorischen und multiperspektivischen Ausrichtung von Museen entwickelt worden sind. „Wie vielerorts in ganz Europa dokumentieren wir jetzt zum Projektabschluss hin auch in Marktoberdorf und Kaufbeuren die Umsetzbarkeit unserer innovativen Konzepte“, so Prof. Dr. Susanne Popp, die Gesamtkoordinatorin des EU-Projekts.
Die wegweisenden Ergebnisse der in sieben europäischen Ländern von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Museumspraxis geleisteten EMEE-Projektarbeit stehen inzwischen auf der EMEE-Homepage zur freien Nutzung und Anwendung allen zur Verfügung, denen eine partizipative, emanzipatorische und multiperspektivische Ausrichtung von regionalen und nationalen Museen im Sinne Europas bzw. einer europäischen Perspektive Anliegen ist. Um die entwickelten Konzepte in der Museumspraxis zu testen und verankern zu helfen, zählen sogenannte EuroVision Laboratories in ausgewählten Museen und Kultureinrichtungen seit Projektbeginn zur EMEE-Agenda. Die Resultate zweier solcher „Laboratorien“, in denen der Augsburger Geschichtsdidaktik-Lehrstuhl gemeinsam mit den dortigen Stadtmuseen „experimentiert“ hat, sind in Kürze in Marktoberdorf und in Kaufbeuren zu sehen.
Multiperspektivität und europäische Kontexte in regionalen Objekten: „Europäische Spuren in Marktoberdorf“
Dass europäische Bezüge auch in Stadtmuseen mit vermeintlich rein regionalen Objekten schlummern und fruchtbar gemacht werden können, belegt eindrucksvoll die Ausstellung „Europäische Spuren in Marktoberdorf“. Die Kuratorin und Leiterin des Stadtmuseums Marktoberdorf, Josephine Heddergott, demonstriert dies auf spannend und kurzweilig mit neun unterschiedlichen thematischen Zugängen: U. a. in Kontexten wie Kunst, Mode und Religion, aber auch anhand von Themen wie Handelsbeziehungen oder Migrationsprozesse, zeigt die Ausstellung im Rathaussaal Marktoberdorf, dass und wie Europa im Allgäu gewirkt und Spuren hinterlassen hat. Die in diesem Ausstellungsprojekt umgesetzte multiperspektivische Herangehensweise basiert auf dem EMEE-Toolkit 1 (Making Europe Visible. Re-interpretation von Museumsobjekten und -themen). Es handelt sich dabei um eines der insgesamt der sechs von den EMEE-Expertinnen und -Experten erarbeiteten Handbücher.
Durch Co-Kuratieren neue Perspektiven der Bevölkerung ins Museum bringen: „Kaufbeurens Geschichte weitererzählen“
Im Jahr seiner Wiedereröffnung, 2013, mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet und 2015 für den Europäischen Museumspreis nominiert, bot sich mit dem Stadtmuseum Kaufbeuren ein international anerkanntes Regionalmuseum als EMEE-Kooperationspartner an. Zugleich eröffnete das Ausstellungsvorhaben „Vom Wegmüssen und Ankommen“ aus Anlass des 70-jährigen Bestehens des heutigen Kaufbeurer Stadtteils Neugablonz – einer der fünf nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern gegründeten Vertriebenengemeinden – die Möglichkeit zur Anwendung der EMEE Toolkits 2 (Einbindung eines multikulturellen Europas) und 3 (Aktivierung/Partizipation), um Kaufbeurer Bürgerinnen und Bürger mit eigenen Migrationserfahrungen bereichernd in die Konzeption einzubinden. So fand sich eine Projektgruppe aus der Bürgerschaft zusammen, deren Mitglieder ihre jeweils eigenen, vom Migrationshintergrund mit geprägten Blicke auf die Stadt reflektierten und diskutierten, um – unterstützt und begleitet von der Kuratorin Dr. Frauke Miera (Berlin) und von Petra Weber, der Leiterin des Stadtmuseums – jetzt schließlich „Kaufbeurens Geschichte weitererzählen“ als Ergänzung zur Ausstellung "Vom Wegmüssen und Ankommen" präsentieren zu können.
In einer Reihe mehrerer Augsburger „Eurovision Labs“
Die Ausstellungen in Marktoberdorf und Kaufbeuren führen eine Reihe von „Eurovision Labs“ fort, mit denen der Augsburger Geschichtsdidaktik-Lehrstuhl von Prof. Dr. Susanne Popp – über die EMEE-Gesamtkoordination hinaus – zum erfolgreichen Verlauf des EU-Projekts beigetragen hat. So bestand beispielweise eine enge Kooperation mit dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund bei der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“. Darüber hinaus wurden vor Ort in Augsburg unterschiedlichste EMEE-Workshops für das interessierte Fachpublikum und für Studierende angeboten – zuletzt im Wintersemester 2015/16 auch eine öffentliche Vortragsreihe, in der international renommierte Fachleute unter dem Titel „Kulturerbe kontrovers“ über „Herausforderungen für Museen im 21. Jahrhundert“ referierten.
Termine:
Ausstellung „Europäische Spuren in Marktoberdorf“
- 18. März bis 24. April 2016
- Rathaussaal Marktoberdorf, Richard-Wengenmeier-Platz 1, 87616 Marktoberdorf
- Ausstellungseröffnung: 18. März 2016, 18.00 Uhr
- Öffnungszeiten: Do 14.00 -16.00 Uhr, So 10.00 -12.00 und 14.00 -16.00 Uhr
- Eintritt: frei
Ausstellung „Vom Wegmüssen und Ankommen“ (inkl. "Kaufbeurens Geschichte weitererzählen")
- 18. März bis 3. Juli 2016
- Stadtmuseum Kaufbeuren, Kaisergäßchen 12-14, 87600 Kaufbeuren
- Öffnungszeiten: Di - So 10.00 - 17.00 Uhr
- Eintritt 4,-/5,- Euro
Homepage: http://stadtmuseum-kaufbeuren.de
Kontakt:
Miriam Hannig
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte
Telefon +49(0)821-598-5500
E-Mail: miriam.hannig(at)phil.uni-augsburg.de