Da erneuerbare Energien einen immer größeren Anteil am Energiemix haben und die Nachfrage zunehmend pro-aktiv wird, müssen Energiesysteme und ihre Betriebsart dringend weiterentwickelt werden. Diese neue Realität zwingt die 3 000 Verteilernetzbetreiber (VNB) in Europa, in Zukunft neue oder umfassendere Rollen einzunehmen. In den letzten beiden Jahren wurde im Projekt EVOLVDSO untersucht, wie diese neuen Rollen in verschiedenen Zukunftsszenarien aussehen könnten. Auf Grundlage dieser Forschung entwickelt das Team jetzt Tools für die VNB der Zukunft, bei denen Faktoren wie die wechselnde Marktdurchdringung dezentraler erneuerbarer Energiequellen, der technologische Fortschritt und die Akzeptanzmuster der Verbraucher berücksichtigt werden.
Laut den Erkenntnissen aus EVOLVDSO erfordert die erhöhte Verwaltungskomplexität des zukünftigen Systems, dass die VNB ihren früheren, wartungsfreien "Fit and forget"-Ansatz in Richtung eines "Active Distribution System Management"-Ansatzes weiterentwickeln. Als sie im Juni einen Vortag auf der Konferenz EU Sustainable Energy Week hielt, führte Helena Gerard von Projektpartner VITO die Aufgaben aus, die ihr Team bereits für VNB definierte: eine neue Rolle, vier sich weiterentwickelnde Rollen und drei erweiterte Rollen. Die neue Rolle, "Distribution Constraints Market Operator", umfasst Aufgaben, die derzeit von Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) ausgeführt werden, etwa den Abschluss von Verträgen über und die Aktivierung von Flexibilitäten. Ein Beispiel für eine sich weiterentwickelnde Rolle, wie sie von EVOLVDSO definiert wurde, ist der "Smart Meter Operator", welcher für die Bereitstellung, Instandhaltung und Außerbetriebnahme des intelligenten Stromnetzes verantwortlich ist.
Gerard merkte an: "Das DSO-Modell der Zukunft ist interaktiv, und die verschiedenen Rollen interagieren sowohl miteinander als auch mit den öffentlichen Stellen und regulierenden Behörden." Das neue Modell bringt neue Herausforderungen mit sich, nicht nur für die VNB: "Regulierungsbehörden werden mit neuen Herausforderungen und Fragen konfrontiert. Der neue regulatorische Rahmen erlaubt VNB beispielsweise nicht mehr, Verträge über Flexibilitäten abzuschließen, es entstehen zu beantwortende Fragen hinsichtlich Neutralität, und es muss die Möglichkeit geschaffen werden, bestimmte Rollen an dritte Parteien weiterzugeben.
Die durch das Team bereits definierten Zukunftsszenarien werden für die ersten Simulationen und eine praktische Demonstration sowie zur die Prüfung der ausgewählten Tools und Verfahren zum Einsatz kommen. Anschließend wird eine Folgenabschätzung durchgeführt, und Vorschläge für einen regulatorischen Rahmen und eine passende Marktstruktur werden angenommen. Abschließend wird das Team, noch vor Abschluss des Projekts im Dezember 2016, Empfehlungen für den groß angelegten Einsatz und Lösungen für die weitere Verbreitung aussprechen.
Marco Baron vom Projektkoordinator ENEL Distribuzione ist zuversichtlich, dass die Kosten-Nutzen-Analyse zum Projekt für Verbraucher und VNB sehr positiv ausfallen wird. Das Projekt wird zudem die Energiemärkte mit verteilteren und erneuerbaren Energiequellen ausstatten und so den Konsumenten ermöglichen, das System auf kostenwirksame Weise zu unterstützen.
EU-Projekt EVOLVDSO unterstützt Verteilernetzbetreiber bei der Anpassung an den neuen Energiemarkt
Im Projekt werden neue Instrumente für Verteilernetzbetreiber (VNB) entwickelt, deren Rolle sich an die neuen Umstände des Energiemarktes anpassen muss. Deutsche Projektbeteiligte sind die RWTH Aachen und die RWE AG.
Quelle:
CORDIS - Nachrichten
Redaktion:
Länder / Organisationen:
EU
Themen:
Energie
Engineering und Produktion