Auslandserfahrung ist mittlerweile als zentraler Bestandteil der Hochschulausbildung in vielen Studiengängen verankert. Denn sie stellt eine wichtige Qualifikation für die Karriere von Akademiker(innen) dar. Die Bologna-Reform, die die Verwirklichung eines europäischen Hochschulraums anstrebt, hat sich daher zum Ziel gesetzt, möglichst vielen Studierenden durch Austauschprogramme wie ERASMUS einen Auslandsaufenthalt im Studium zu ermöglichen. Viele Hochschulen haben deshalb bei der Gestaltung ihrer Studiengänge Zeitkorridore für einen Auslandsaufenthalt, sogenannte Mobilitätsfenster, eingeplant. Sie sollen mit einem Auslandssemester verbundene Probleme wie zum Beispiel den Zeitverlust im Studium lösen. Das Forschungsprojekt „Mapping mobility windows in European higher education. Examples from selected countries” hat Mobilitätsfenster (MOWIN) er genauer unter die Lupe genommen.
„Seit vielen Jahren ist der Begriff Mobilitätsfenster in aller Munde. Eine allgemeine Definition hat jedoch bisher nicht vorgelegen. Wir haben dazu erstmals einen Vorschlag entwickelt“, erläutert Dr. Kristina Hauschildt den Ausgangspunkt des Projektes. Die MOWIN-Forscher(innen) haben sich sowohl mit dem Konzept als auch mit der Wirklichkeit von Mobilitätsfenstern für ein Auslandsstudium an verschiedenen europäischen Hochschulen befasst. Neben dem Ziel die wissenschaftliche Diskussion voranzubringen, vermitteln die Projektergebnisse deshalb auch ganz praktische Einsichten. Denn mit der Einrichtung von Mobilitätsfenstern sind für Studiengangskoordinator(inn)en viele Fragen verbunden: In welchem Semester ist der ideale Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt? Wie lassen sich die Inhalte des Studiums der Heimat- mit denen der ausländischen Partnerhochschule am besten verbinden? „Wir haben zahlreiche Interviews mit Verantwortlichen an Hochschulen aber auch mit Studierenden geführt und sie nach ihren Erfahrungen gefragt“, so Hauschildt. Aus diesen Erfahrungen können Verantwortliche in Politik und Hochschulen lernen – über gut funktionierende Mobilitätsfenster in den einen, aber auch über Hindernisse für Auslandsmobilität in den anderen Studienprogrammen.
In den nächsten Jahren stehen die Hochschulen jedoch vor der Herausforderung, die Nachhaltigkeit ihrer Maßnahmen sicherzustellen. Hauschildt: „Wir haben herausgefunden, dass es bereits zahlreiche gute Ansätze an den Hochschulen gibt. Vielfach ist aber unsicher, ob und wie erfolgreiche Modelle in Zukunft fortgeführt werden können.“
Die Ergebnisse des Projektes sind jetzt erschienen. Das Buch ist im Handel erhältlich: Ferencz, Irina, Hauschildt, Kristina, & Garam, Irma (Hrsg.): Mobility Windows – From Concept to Practice, Bonn, Lemmens 2013. ( 29,80 €)
MOWIN wurde vom DZHW gemeinsam mit CIMO (Centre for International Mobility, Finnland) und dem federführenden Projektpartner ACA (Academic Cooperation Association, Belgien) durchgeführt. Das Projekt wurde von der EU-Kommission im Rahmen des Programms für lebenslanges Lernen gefördert.
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW GmbH) mit Sitz in Hannover ist am 1. September 2013 durch Ausgründung aus dem HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF) der HIS Hochschul-Informations-System GmbH hervorgegangen. Es ist eine von Bund und Ländern geförderte Einrichtung, die wissenschaftliche Analysen und forschungsbasierte Dienstleistungen im Bereich des Hochschulwesens erbringt.
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