45 internationale Agrarökonomen diskutierten die Ergebnisse des Jahres 2014 und die Perspektiven ihrer typischen Betriebe auf der ganzen Welt. Trotz der generell negativen Tendenz zeigten sich auch regionale Unterschiede: „Wir haben herausgefunden, dass die die Gewinne der typischen Betriebe in der EU, Brasilien und Australien weniger stark zurückgegangen sind als dies aufgrund der gesunkenen Preise auf den Weltagrarmärkten zu erwarten war. Ursache dafür sind die Abwertungen der jeweiligen Währungen gegenüber dem Dollar“, erklärt der Koordinator des agri benchmark-Netzwerks, Dr. Yelto Zimmer, vom Braunschweiger Thünen-Institut. „In dieser schwachen Konjunkturlage waren Ölsaaten die ‚Cash Cow‘ vieler Betriebe.“
agri benchmark-Berechnungen weisen auch darauf hin, dass es Betrieben in Russland und der Ukraine deutlich besser geht als gemeinhin angenommen. Dmitri Rylko (Leiter IKAR, Russland): „Zumindest auf kurze Sicht haben steigende Rubel-Erzeugerpreise weitgehend den Nachteil von steigenden Input- und Maschinenpreisen ausgeglichen. Der Grund für diesen Preisanstieg lag in einem hohen Wertverlust des Rubels. In Russland profitieren außerdem viele große Agroholdings von steigenden staatlichen Zinszuschüssen.“
Michael Langemeier (Purdue Universität, USA) erklärte, dass die Landpreise in den USA wahrscheinlich um mindestens 25 % fallen werden, selbst wenn die Agrarpreise stabil blieben. Der typische Betrieb in Iowa reflektiert das schon jetzt: 2012 betrugen die Pachten etwa 860 US-Dollar pro Hektar, 2014 lagen diese bei lediglich 740 US-Dollar.
Eine Serie von Fallstudien aus Australien, Großbritannien, den USA und Brasilien zeigt, dass Herbizidresistenzen von Unkräutern ein weltweites Problem mit erheblichen betriebswirtschaftlichen Folgen sind. Thomas de Witte (Thünen-Institut), Koordinator dieses Projekts: „Unsere Fallstudien zeigen, dass im Mittleren Westen der USA die Grundrente einer Farm um 35 US-Dollar pro Hektar oder 5 % zurückgehen wird, selbst wenn man die Worst-Case-Szenarien ausblendet. Für den typischen Betrieb im Westen Australiens beträgt der durch herbizidresistente Unkräuter verursachte Rückgang ca. 40 US-Dollar pro Hektar oder 40 % und in Großbritannien bis zu 90 US-Dollar oder 20 %. Diese Einbußen werden nicht nur durch höhere Ausgaben für Herbizide verursacht, sondern auch durch geänderte Fruchtfolgen und intensivere Bodenbearbeitung.“ Weizenbasierte Produktionssysteme, so der Thünen-Forscher, seien stärker betroffen sind als maisbasierte.
Der Gastgeber der diesjährigen agri benchmark Konferenz, Mauro Osaki (CEPEA, Brasilien) unterstrich das riesige Potenzial der brasilianischen Pflanzenproduktion: „Auch ohne den Regenwald anzutasten, können wir unsere Produktion durch besseres Anbaumanagement erheblich steigern. Außerdem wird eine bessere Infrastruktur im Norden Brasiliens zu höheren Erzeugerpreisen in dieser Wachstumsregion führen und so zu einer steigenden Produktion.“
Der brasilianische Zuckerexperte Carlos Xavier (Federal University São Carlos) informierte darüber, dass Ethanolfabriken in abgelegenen Regionen künftig neben Zuckerrohr auch Mais verarbeiten werden. Dies insbesondere in den Zeiten, in denen kein Rohr angeliefert werden kann. Dadurch würde die Profitabilität des Ethanolsektors verbessert, die lokale Nachfrage nach Mais gestärkt und letztlich die Maisproduktion stabilisiert. Aufgrund von hohen Transport- und Logistikkosten betrugen die Erzeugerpreise ab Hoftor für Mais 2014 zum Beispiel in Mato Grosso weniger als 100 US-Dollar pro Tonne.
agri benchmark Cash Crop ist ein weltweites gemeinnütziges Netzwerk von Agrarökonomen, das vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der DLG koordiniert wird. Sein Ziel ist es, verlässliche und nutzbare Analysen wesentlicher Entwicklungen im globalen Ackerbau zu erstellen und zu verbreiten. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.agribenchmark.org.
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Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
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