Das mit rund 400.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt RENOMAB (Research Network on Melioidosis and Burkholderia pseudomallei) zielt auf den Aufbau von interdisziplinären Forschungsstrukturen in dem asiatischen Land. Das Projekt wird von Professor Dr. Ivo Steinmetz, Leiter des Friedrich Loeffler Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universitätsmedizin Greifswald, koordiniert. Die Projektlaufzeit beträgt vier Jahre. Die Universität Hanoi ist seit 2002 Partneruniversität der Universität Greifswald.
Das Bodenbakterium Burkholderia pseudomallei ist in vielen subtropischen und tropischen Teilen der Welt ein gefürchteter Krankheitserreger. Er kommt häufig in Reisfeldern vor und stellt dort vor allem für die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung eine Gefahr dar. Das Bakterium löst die Melioidose aus. Die Krankheitsbilder können extrem vielfältig sein. Sie reichen von lokalen Infektionen der Haut über akute und chronische Lungenentzündungen (Pneumonien) bis hin zu schweren generalisierten Infektionen (Sepsis) mit hoher Sterblichkeit. Im Nordosten von Thailand, der zu den wenigen gut untersuchten Endemiegebieten gehört, weiß man jetzt, dass Melioidose nach HIV und Tuberkulose die dritthäufigste infektiöse Todesursache ist.
B. pseudomallei steht auf der Liste potenzieller Biowaffen und weist natürliche Resistenzen gegen eine Vielzahl von Antibiotika auf. Auch mehr als 100 Jahre nach der Entdeckung von B. pseudomallei ist die weltweite Verbreitung dieses Erregers und der dazugehörenden Erkrankung immer noch unklar. „Die Ursachen liegen unter anderem in den extrem vielfältigen Krankheitsausprägungen der Melioidose. Dazu kommt, dass die notwendige mikrobiologische Analytik in vielen potenziellen Endemiegebieten nicht verfügbar ist. Dies gilt auch für Vietnam, wo Krankheitsfälle immer wieder sporadisch beschrieben wurden. Die Faktoren, die die Verbreitung von B. pseudomallei in der Umwelt beeinflussen, sind weitgehend unbekannt“, so Professor Dr. Ivo Steinmetz.
In potenziellen Endemiegebieten ist es notwendig, das Risiko von Erkrankungen für die Bevölkerung durch die Kartierung der Verbreitung von B. pseudomallei in der Umwelt zu erfassen. Es sind Umweltfaktoren zu identifizieren, die mit der Anwesenheit von B. pseudomallei verbunden sind. Um letztlich Strategien für eine frühe Diagnose und vorbeugende Schutzmaßnahmen entwickeln zu können, ist es notwendig, auch die Häufigkeit und geographische Verteilung von Melioidose bei Mensch und Tier zu bestimmen.
Die Erforschung von Infektionserregern, die ein natürliches Umweltreservoir haben, erfordert in besonderem Maße interdisziplinäre Forschungsstrukturen. Ziel dieses Projekts ist, eine Forschungsstruktur in Vietnam zu etablieren, die in der Lage ist, die Ökologie des pathogenen Umweltbakteriums Burkholderia pseudomallei und die Epidemiologie der durch diesen Erreger verursachten Infektionskrankheit Melioidose aufzuklären. Die geplante Initiative besteht in der Zusammenführung von deutscher und vietnamesischer Expertise aus sehr unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten wie Umweltmikrobiologie, Medizinischer Mikrobiologie, Infektionsbiologie, Klinischer Infektiologie und Infektionsepidemiologie. „Wir planen in RENOMAB die Entwicklung von Strukturen und Methoden, die möglicherweise dazu beitragen können, die Epidemiologie der Melioidose auch in anderen Teilen der Welt aufzuklären“, so Professor Steinmetz.
Neben dem Friedrich Loeffler Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universitätsmedizin Greifswald sind auf deutscher Seite das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und das Institut für Mikrobiologie der Universität Greifswald als Partner beteiligt. Auf vietnamesischer Seite sind in Hanoi das Institute of Microbiology and Biotechnology, das Department of Microbiology des Bach Mai Hospitals und das Institute of Biotechnology (IBT) der Vietnam Academy of Science and Technology in den Verbund integriert.
Kontakt
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Prof. Dr. med. Ivo Steinmetz
Friedrich Loeffler Institut für Medizinische Mikrobiologie
Universitätsmedizin Greifswald KdöR
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