Deutschland verfügt über keine nennenswerten Bodenschätze, ist im globalen Vergleich kein Billiglohnland und keine Steueroase. Stattdessen ist die Wirtschaft darauf angewiesen, mit der Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen im internationalen Wettbewerb zu überzeugen. Innovative Vorsprünge gegenüber der Konkurrenz sind dafür eine essentielle Voraussetzung.
Solche Vorsprünge zu halten, ist im 21. Jahrhundert ein komplexes Unterfangen: Wie die Weltwirtschaft insgesamt ist auch die Forschungslandschaft zunehmend international vernetzt. Wissenschaftlicher Fortschritt wird mehr und mehr arbeitsteilig erzielt, Technologie grenzüberschreitend ausgetauscht. Ein Forscherteam des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) im internationalen Kontext analysiert.
Das Fazit: Deutschland sei zwar hinsichtlich seiner FuE-Aktivitäten nach wie vor sehr gut aufgestellt, die Vorsprünge zu anderen Ländern seien jedoch nicht so groß, wie es auf den ersten Blick erscheint. Um den Innovationsvorsprung und die wirtschaftliche Stärke in den Kernsektoren der deutschen Industrie zu erhalten, müssten die FuE-Aktivitäten gestärkt werden. Dabei gehe es nicht alleine um höhere Ausgaben. Die IW-Forscher empfehlen vielmehr einen verstärkten Austausch zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen und mehr internationale Kooperationen. Hier seien die Potenziale gerade in Europa noch lange nicht ausgeschöpft.
„Die Stärke des deutschen Industriestandorts liegt in der guten Mischung aus innovativen Qualitätsprodukten, Forschung und Entwicklung sowie motivierten und qualifizierten Beschäftigten“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und Mitglied im Vorstand der Hans-Böckler-Stiftung. Die deutsche Industrie müsse sich stärker in Wissensnetzwerken engagieren. Nur so könne sie ihre Innovationsführerschaft dauerhaft im globalen Wettbewerb halten und hochwertige Industriearbeitsplätze in Deutschland sichern. „Insbesondere bei der Digitalisierung der Industrie gibt es noch Schwachstellen in Deutschland. Die Vernetzung von Kernindustrien wie dem Maschinenbau oder der Automobilindustrie mit der IT- und Elektrotechnikbranche muss stärker ausgebaut werden“, forderte die Gewerkschafterin. Dabei reiche es nicht aus, sich auf inländische Kooperationen zu verlassen.
Ausführliche Informationen finden Sie in der Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung "Deutsche Industrie muss sich bei Forschung und Entwicklung stärker vernetzen – national und international" sowie in der Studie "Internationale Wissensnetze, Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung", die im Volltext heruntergeladen werden kann.
Publikation
Thorsten Lang, Cornelius Bähr, Manuel Fritsch: Internationale Wissensnetze, Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, Köln, September 2016.
Veranstaltungshinweis
Wie sich die Anforderungen der Digitalisierung im Sinne guter Arbeit gestalten lassen, diskutieren hunderte Expertinnen und Experten auf der 8. Engineering- und IT-Tagung, die die Hans-Böckler-Stiftung am 21. bis 23. November in Kooperation mit der IG Metall veranstaltet.
Kontakt
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Abteilung Forschungsförderung
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E-Mail: Marc-Schietinger(at)boeckler.de
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