Feuchtgebiete gehören zu den fragilsten Ökosystemen der Erde. In vielen Ländern werden sie durch Abholzung, Grundwasserabsenkung und den Klimawandel bedroht. „In Brasilien wird die Bedeutung von Feuchtgebieten, die etwa 20 Prozent der Landfläche ausmachen, zwar für mehr und mehr Menschen offenkundig“, sagt Florian Wittmann, der in einer Forschungsstation im brasilianischen Manaus forscht und und an der Studie zu den brasilianiischen Feuchtgebieten unter Schirmherrschaft des Brasilianischen Instituts für Feuchtgebietforschung (INAU) mitgewirkt hat: Sie dienen als Trinkwasserspeicher, schützen vor Überschwemmungen, regulieren das regionale Klima, dienen als Fischgründe, und sind durch ihren Reichtum an Tier- und Pflanzenarten als genetische Ressourcen sehr attraktiv. „Dennoch werden Jahr für Jahr viele Hektar der Ökosysteme durch Abholzung und Verschmutzung geschädigt oder gar zerstört, weil sich daraus ein kurzfristiger Profit schlagen lässt.“ Das führe dann zu extremen Trockenheiten einerseits und extremen Überschwemmungen andererseits, wie es die bevölkerungsreichen Großstädte im Süden und Südosten Brasiliens in jüngster Zeit immer wieder erlebt haben.
Um dem Schwinden der Feuchtgebiete entgegenzuwirken, stößt das brasilianische Umweltministerium derzeit neue Regelungen an, mit denen es die Feuchtgebiete des Landes schützen möchte. Die vor kurzem veröffentlichten Empfehlungen des Ministeriums sollen die Grundlage für neue Gesetze bilden. Diese Empfehlungen basieren maßgeblich auf einer wissenschaftlichen Studie, an der Florian Wittmann vom Max-Planck-Institut für Chemie mitwirkte.
Das Forscherteam definierte zum einen, was Feuchtgebiete sind und klassifizierten zudem Ökosysteme. Würden die Vorschläge tatsächlich in Gesetzen umgesetzt, machte die brasilianische Regierung rückgängig, was sie erst 2012 auf Druck der Agrarindustrie beschlossen hatte. Wittmann hofft, dass die Empfehlungen zügig in eine nachhaltige Gesetzgebung umgesetzt werden. „Es ist einer der wenigen Momente, in der man die Politik beeinflussen kann“, sagt der Max-Planck-Forscher stolz. Das Bewusstsein für die ökologische und ökonomische Bedeutung der Feuchtgebiete wachse in Brasilien.
Die jetzigen Schutzbemühungen werden durch die Vereinten Nationen begünstigt, die Anfang Juni 2015 in Uruguay zur weltweiten Bestandsaufnahme von Feuchtgebieten mit internationaler Bedeutung tagte. Brasilien unterzeichnete die zugrunde liegende Ramsar-Konvention zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten bereits 1993. Unter den 158 Staaten, die die Verpflichtung bisher unterschrieben haben, ist auch Deutschland.
Weitere Informationen zu Inhalten der Studie und der Arbeit der Max-Planck Wissenschaftler sowie zu den umweltpolitischen Bedingungen in Brasilien finden Sie in derPressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Chemie (siehe Link oben).
Kontakt
Dr. Florian Wittmann
c/o INPA, Manaus, Brasilien
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Telefon: +55 92 3642-1503
f.wittmann(at)mpic.de