Umweltministerin Ségolène Royal weihte am 24. Oktober 2016 die Baustelle für den ersten Straßenabschnitt ein, dessen Belag mittels Solarzellen Energie produzieren wird. Das „Solarstraße“ (Route solaire) genannte Pilotprojekt wird auf einem Kilometer Bundesstraße im Département Orne in der Normandie die kommenden drei Jahre getestet. Die Straße wird mit speziell gefertigten Solarzellen ausgestattet und produziert durch Sonnenergie den durchschnittlichen Energiebedarf einer 5.000 Einwohner-Stadt.
Die Ministerin sagte anlässlich des Baustarts: „Nachdem ich am 25. Juli 2016 die Produktion für die Solarstraße eingeweiht habe, setze ich wie angekündigt mein Engagement für die Umsetzung der Energiewende fort, indem ich die Abgeordneten bei innovativen und ambitionierten Projekten unterstütze.“ Ein Unternehmen der Region stellt die Solarzellen für die Straße her. Sie nennen sich Wattway und wurden von Colas, einem Tochterunternehmen des Bouyges-Konzerns, zusammen mit den öffentlichen Forschungseinrichtungen CEA Tech und dem Nationalen Solarenergie-Institut (Institut national de l'énergie solaire, INES) entwickelt. Die Solarzellen werden in millimeterdünne Schichten eingearbeitet, die sich an Temperaturschwankungen und die Verkehrslast anpassen können. Insgesamt 2.800 Quadratmeter Solarzellen werden so direkt auf den einen Kilometer Straßenbelag aufgebracht. Der Straßenabschnitt soll im Dezember 2016 fertig gestellt werden. Das Pilotprojekt soll hierbei einerseits die Umsetzung der neuen Technologie zeigen und andererseits ermöglichen, Verschleißerscheinungen durch den Verkehr sowie die Energieeffizienz zu untersuchen. Die Straße wird drei Jahre lang normalem Verkehr und Schwertransporten ausgesetzt. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse soll dann der Bau zahlreicher Solarstraßen ermöglicht werden, das Ministerium plant in den kommenden fünf Jahren frankreichweit bis zu 1.000 Kilometer.
Die staatliche Subvention für die Solarstraße durch das Umweltministerium (Ministère de l'Environnement, de l'Energie et de la Mer) beläuft sich auf 1.800 Euro pro Quadratmeter bzw. auf insgesamt fünf Millionen Euro. Der Projektleiter bei Colas, Jean-Charles Broizat, erklärte, man strebe an, die momentan sechsmal höheren Produktionskosten bis 2020 auf die von klassischen Solarzellen zu senken. Bezüglich der Leistung produzieren die Wattway-Zellen auf 300 Kilowattstunden fünf bis zehn Kilowattstunden weniger Strom als Solarzellen auf Dächern.
Vergleichbare Projekte dieser Größenordnung in anderen Ländern gibt es bisher nicht. In den Niederlanden wurde jedoch 2014 ein Solarradweg von 70 Metern eröffnet, der auf 100 Meter ausgebaut den Energiebedarf von drei Haushalten decken soll.