StartseiteAktuellesNachrichtenFrankreich: Der Archipel der Marquesas-Inseln in Französisch-Polynesien ist ein in der Welt einzigartiges Ökosystem

Frankreich: Der Archipel der Marquesas-Inseln in Französisch-Polynesien ist ein in der Welt einzigartiges Ökosystem

Eine französische Meeresforschungskampagne hat zahlreiche neue Arten entdeckt.

Die zu Französisch-Polynesien gehörenden Marquesas-Inseln (Îles Marquises) liegen 1600 km nördlich von Tahiti. Im Gegensatz zu der Mehrheit der Inseln Französisch-Polynesiens sind die einen Archipel von 13 Inseln bildenden Marquesas-Inseln vulkanischen Ursprungs nicht von Lagunen oder Korallenriffen umgeben. Für diese geologische Besonderheit fehlt es bisher an einer Erklärung.

Der Wissenstand über das marine Milieu im Umfeld des Archipels war bisher dünn gesät und bruchstückhaft.

Eine breit angelegte pluridisziplinäre meereskundliche Kampagne von 80 Tagen ging im Frühjahr 2012 zu Ende. Sie wurde von der „Agence des aires marines protégées“ (AAMP) koordiniert. An der Kampagne wirkten IRD, CNRS, Ifremer und das MNHN (Musée nationale d‘ histoire naturelle) und zahlreiche andere französische und ausländische Forschungseinrichtungen mit.

Die Kampagne hatte zum Ziel, die die Marquesas-Inseln umgebenden Gewässer  (Küstengewässer und Hohe See) zu erkunden. In sie waren etwa 40 Wissenschaftler eingebunden. Ihr Programm bestand in der Erstellung eines Inventars der Arten, die Ermittlung der Grenzen der Zonen, in denen sie und die marinen Umweltbedingungen des Archipels.

Für eine der 4 rotierenden Einsätze der Kampagne kam das neuseeländische Meeresforschungsschiff „Braveheart“ für die Erforschung der am schwierigsten zugänglichen Zonen (große Tiefen; am Meeresboden entstandene Höhlen) zum Einsatz.

Die Kampagne begann Ende Oktober 2011 und endete Ende Februar 2012.  Ihre ersten Ergebnisse sind:

  • die Erstellung eines Inventars von 460 in den Küstengewässern lebenden Fischen, von denen 20 bisher vollkommen unbekannt waren, sowie von etwa 30 Korallenarten und etwa 100 Arten von Algen
  • die Erforschung von bisher völlig unbekannten Milieus (große Tiefen; unterirdische Höhlen)
  • die  Gewinnung tausender Daten (Photos, Videoaufzeichnungen, biologische Proben, hydrologische Entnahmen).

Eine erste Bilanz der Kampagne hat ergeben:

  • Die  bis jetzt verfügbaren Ergebnisse bestätigen den vergleichsweise hohen Anteil endemischer  Fauna sowohl in den Küsten- als auch in tiefen Gewässern.
  • Hinsichtlich der Fische ist der Endemismus demjenigen von Hawai, der als einer der bedeutendsten im Pazifik angesehen wird, vergleichbar. Es hat den Anschein, dass bestimmte Arten – vorbehaltlich vertiefender Untersuchungen – der Wissenschaft bisher völlig unbekannt waren.
  • Neuartige biologische Lebensgemeinschaften zwischen Korallen, Weichtieren, Echinodermen und Krustentieren  wurden beobachtet.
  • Die Erforschung der großen Meerestiefen hat die unerwartete Existenz echter Untermeeresoasen gezeigt.
  • Der Meeresboden vermittelt den Eindruck großer Vielfalt und einen sehr verschiedenen Charakter.
  • Die Ökosysteme der die Îles Marquises umgebenden Gewässer  befinden sich  im Zustand eines ökologischen Gleichgewichts. Sie könnten ein weltweit praktizierter Maßstab werden.

Das follow-up der Kampagne:

Die gewonnenen Daten werden z.Zt. von verschiedenen an der Kampagne beteiligten Wissenschaftlerteams aufgearbeitet und analysiert. Die Teams werden – soweit erforderlich – ergänzenden Sachverstand in Anspruch nehmen und von neuen Partnerschaften Gebrauch machen.

Im Jahre 2014 wird ein wissenschaftliches Kolloquium eine Synthese der durchgeführten Arbeiten erstellen, die Möglichkeiten praktischer Anwendung für die vor Ort Verantwortlichen des marinen Milieus diskutieren und künftige Perspektiven entwerfen.

Le Figaro (Wissenschaftsteil) hat am 28.6.2012 unter der Überschrift „Les Îles Marquises, un écosystème marin unique au monde“ ausführlich über die Kampagne berichtet (Cyrille Vanlerberghe).

Am 27.6.2012 fand ein erster Erfahrungsaustausch der Beteiligten in Paris statt.

Quelle: Le Figaro vom 28.6.2012 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Geowissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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