StartseiteAktuellesNachrichtenFrankreich: Forschungsministerin Pécresse unternimmt weiteren Schritt in Richtung größerer Durchlässigkeit zwischen Grandes écoles und Universitäten

Frankreich: Forschungsministerin Pécresse unternimmt weiteren Schritt in Richtung größerer Durchlässigkeit zwischen Grandes écoles und Universitäten

Forschungsministerin Valérie Pécresse setzt bei der Zusammenlegung eines Teils der zweijährigen Ausbildung der "classes préparatoires littéraires" ("première année commune") und der Einführung eines im Ganzen einheitlichen Auswahlwettbewerbs für den Zugang zur Ecoles Normales Supérieure (ENS) Paris, ENS Lyon sowie 31 Ecoles de commerce und fünf Instituts d' études politiques (IEP) auf Partnerschaften mit den Universitäten. In ihnen sollen künftig ein Drittel der Lehrveranstaltungen der "Classes préparatoires aux Grandes écoles" (CPGE) stattfinden. Der äußerst intensive Unterricht in den CPGE (bis zu 35 Wochenstunden) wird von einem traditonsgemäß hierfür besonders qualifizierten Lehrstab und künftig zum Teil von Angehörigen des Lehrkörpers der Partneruniversitäten erteilt.

Das im Augenblick hierbei im Vordergrund stehende hochschulpolitische Ziel ist die Aufwertung der literaturwissenschaftlichen Komponente (insbesondere: Literatur, Geschichte, Philosophie) in der französischen Hochschullandschaft u.a. durch eine Diversifizierung des Zugangs zu den neben den Universitäten bestehenden Hochschuleinrichtungen des tertiären Bereichs und des Übergangs bei der Benotung der Leistungen zu einem System eines breiter angelegten "classement". Dadurch soll künftig ganz allgemein eine Aufwertung des sehr anspruchsvollen Studienabschnitts der CPGE erreicht und vermieden werden, dass hochmotivierte Studierende ihr Engagement zwei Jahre umsonst in ihre Ausbildung investiert haben. Le Figaro vom 6.9.2010 gibt dem einschlägigen Artikel seiner Wissenschaftsredakteurin die Überschrift "Des horizons nouveaux pour les littéraires".

Dies geschieht auch auf dem Hintergrund des stark zurückgegangenen Interesses der Schüler der Lyzeumsstufe für die "filiére littéraire" des Baccalauréat général.

Die Verschränkung der Ausbildung zu Beginn eines literaturwissenschaftlichen Universitätsstudiums einerseits und der einschlägigen CPGE andererseits, die sich in der Vergangenheit in Opposition zueinander empfanden, soll ihre Komplementarität stärker erkennbar machen, zu ihrer gegenseitigen Bereicherung beitragen und gleichzeitig die Möglichkeit eines Wechsels ("plus grande fluidité") zwischen beiden Wegen begünstigen. Auch soll eine größere soziale und regionale Öffnung der CPGE erreicht werden.

Valérie Pécresse sieht in dem jetzt von ihr eingeleiteten Schritt die logische Konsequenz der seit dem Jahre 2007 begonnenen Reform des französischen Hochschulsystems. Hierzu seien gemeinsame Projekte der vorliegenden Art erforderlich, um den Studierenden die Möglichkeiten ihrer späteren beruflichen Orientierung zu erweitern.

Die "classes préparatoires littéraires" umfassten im Studienjahr 2009/2010  11.779 von 40.172 zu den CPGE insgesamt zugelassenen Studierenden. In ganz Frankreich bestehen an 409 Lyzeen 2.152 CPGE, an denen in der Regel "classes économiques et commerciales", "classes littéraires" und "classes scientifiques" eingerichtet sind.

Eine bedeutsame Neuerung ist auch die Einführung einer breiter angelegten "Banque d' Epreuves Littéraires" (BEL) der beiden Ecoles Normales Supérieures (Paris und Lyon) u.a. auf die Ecoles de Commerce, die Ecoles de Management, die Instituts d' Etudes Politiques. Dadurch erhalten die Studierenden der CPGE die Möglichkeit, in Form von "épreuves complémentaires" an mehreren Auswahlwettbewerben teilzunehmen und damit insgesamt ihre Erfolgsaussichten zu vergrößern.

Quelle: Le Figaro vom 6.9.2010 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen

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