Fragen der Forschung waren neben der Frage des Schutzes der natürlichen Umwelt ("Préservation et valorisation peuvent-elles se conjuguer ?") die Schwerpunkte der Anhörung, deren Verlauf von Nationalversammmlung und Senat am 16.12.2011 als Bericht in Form einer Drucksache veröffentlicht wurde; die notwendige Verbesserung der Strukturen der von IPEV ("Institut polaire francais Paul Emile Victor") koordinierten und vor Ort unterhaltenen Forschungsinfrastrukturen auf den Gebieten Klimaforschung, der Forschung auf dem Gebiet der Biodiversität und der Umwelt war das im Vordergrund der Anhörung stehende Thema sowie damit in direktem Zusammenhang stehend die Frage der logistischen Anbindung der Inseln an das französische Mutterland bzw. La Réunion und Europa.
Von insgesamt 75 von IPEV betreuten Forschungsprogrammen betreffen 25 die subantarktischen Inseln, davon 14 auf dem Gebiete der Geowissenschaften und 11 auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften.
Mit der Anhörung durch OPECST sollte - so OPECST-Präsident Claude Birraux, Abgeordneter der Nationalversammlung - ein Beitrag zu der "Konzeption einer Handlungsstrategie" für diese weit vom französischen Mutterland und jeweils mehr als 2500 km von La Réunion entfernten Inseln geliefert werden.
Es bestand Einvernehmen über die Bedeutung der unterschiedlich großen Inseln bzw. Archipels (Amsterdam: 58 km2; Saint-Paul: 7 km2; Crozet: 342 km2; Kerguelen: 7 215 km2; die "Terre Adélie" / 439 672 km2 als Teil des antarktischen Festlandes und seit 2007 5 in den Tropen gelegene unbewohnte Inseln im Umkreis von Madagaskar gehören unter dem koordinierenden administrativen Dach von TAAF / "Terres australes et antarctiques francaises" ebenfalls zu diesem heterogenen territorialen Besitzstand ) für die Forschung zu Fragen des Klimas und seiner Entwicklung, der Biodiversität sowie der Umwelt insbesondere der Beobachtung der untereinander zum Teil sehr verschiedenen Ökosysteme bei unterschiedlichen Klimabedingungen .
Die Versorgung der Inseln erfolgt mittels des Mehrzweckschiffes "Marion Dufresne" von La Réunion aus, eines der französischen Departements Outre-Mer. Die "Marion Dufresne" dient zugleich der ozeanographischen Forschung, der logistischen Versorgung der Forschungsstationen und der von ihnen betreuten Beobachtungspunkte sowie dem Transport von Personen (110 Passagiere), insbesondere des Personals, das vor Ort in der Forschung tätig ist.
Eine bessere Anbindung sowohl per Schiff als per Flugzeug der französischen Antarktis-Stationen und der französischen subantarktischen Inseln wurde im Rahmen der Anhörung als Gesamtproblem bezeichnet, das einer schnellen Lösung bedarf. Lösungen in bilateraler Zusammenarbeit mit Australien und Südafrika haben sich als nicht erfolgversprechend erwiesen.
OPECST-Präsident Claude Birraux plädierte für eine europäische Lösung in dem Maße, in dem europäische Forscher in diesen Gebieten in der Forschung aktiv werden. Über die Frage der logistischen Anbindung per Schiff oder per Flugzeug hinaus spricht sich Claude Birraux für die Einbindung der z.Zt. von Frankreich auf den subantarktischen Inseln unterhaltenen Forschungsstrukturen in eine europäische bzw. internationale Struktur aus. IPEV bringe die notwendigen Voraussetzungen mit, in einer zu schaffenden Arbeitsgruppe diese Aufgabe in die Hand zu nehmen; dies stünde im Übrigen auch im Einklang mit der "Stratégie nationale de recherche et d' innovation" (SNRI). Claude Birraux schlägt in diesem Zusammenhang ganz allgemein eine Öffnung gegenüber ausländischen Forscherteams und das Eingehen von Partnerschaften von Partnerschaften vor. Damit IPEV diese Aufgabe wahrnehmen könne , sei eine finanzielle und personelle Verstärkung der IPEV-Mittel erforderlich.
Der die OPECST-Anhörung vom 14.6.2011 prägende Konsens fand in dem die Anhörung abschließenden Statement von Philippe Leyssène, Sonderbotschafter für die "Regionale Zusammenarbeit in der Zone Indischer Ozean" einen politisch akzentuierten Niederschlag. Zwar stellte eine - z.Zt. noch - fehlende Kohärenz zwischen dem wissenschaftlichen Interesse an den französischen subarktischen Inseln, das allgemein hervorgehoben worden sei, und den tendenziell zurückgehenden Mitteln, die hierfür zur Verfügung gestellt würden, fest; dies sei beunruhigend: "Wer lege die wissenschaftliche Strategie der TAAF fest ?" Außer einer einschlägigen Frage von Claude Birraux habe er im Verlaufe der Anhörung nicht gehört, dass die hiermit zusammenhängenden Fragen behandelt worden seien. Gleichwohl denke - soweit er unterrichtet sei - im Zusammenhang mit STRATOM ("Stratégie territoriale pour les Outre-Mer") hierüber nach. Auch sei er zuversichtlich, dass das Interesse Europas, seine Mittel in den TAAF einzusetzen, mobilisiert werden könne, um die im Rahmen der Anhörung angesprochenen Forschungsprogramme fortzuführen. Sobald das europäische bzw. internationale Interesse hierfür geweckt sei, werde auch die Frage der notwendigen Finanzmittel geregelt werden können.
OPECST-Präsident Claude Birraux bezeichnete das abschließende Statement von Botschafter Philippe Leyssène als mehr als ein Schlußwort. Dieses sei vielmehr eine "feuille de route", die es gelte, jetzt gemeinsam in die Tat umzusetzen.
Die "Stratégie territoriale pour les Outre-Mer" (STRATOM) wurde vom französischen Forschungsministerium am 4.1.2012 ins Netz gestellt. In seinem den Indischen Ozean betreffenden Abschnitt (Seiten 10 - 11) wird festgestellt, dass die hier interessierenden Territorien traditionell der Forschung gewidmet seien. So eröffneten die um Madagaskar gelegenen sog 5 "Îles Éparses" ein neues wichtiges Terrain für die Forschung im Indischen Ozean; sie stellten ein exzellentes "Laboratorium" für die Beobachtung und die Verfolgung der Auswirkungen des Klimawandels auf Korallenriffe dar.
U.a. werden in der STRATOM auch die logistischen Fragen des Zugangs und der Aufnahmekapazitäten der unbewohnten Inseln als Aufgabe bezeichnet. Auch ist die Mobilisierung der nationalen Wissenschaftlergemeinschaft um diejenige von La Réunion, die schon lange vor Ort in die Forschung eingebunden sei, dort als Aufgabe identifiziert.