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Frankreich will bessere Leistungen bei Olympia 2024 durch Grundlagenforschung

Berichterstattung weltweit

Wie können Ruderer schneller werden oder Biathleten zielgenauer schießen? Französische Grundlagenforscher unterstützen mit wissenschaftlichen Untersuchungen die Sportlerinnen und Sportler beim Training für die Olympischen Spiele 2024.

Elf französische Elitehochschulen (Grandes Écoles) und das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche française) haben gemeinsam das Programm „Sciences 2024“ gestartet. Damit sollen die französischen Sportlerinnen und Sportler mithilfe wissenschaftlicher Untersuchungen unterstützt und ihre Leistungen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris verbessert werden. Zum offiziellen Start von „Sciences 2024“ am 4. September 2018 betonte die Ministerin für Hochschulwesen, Forschung und Innovation, Frédérique Vidal, Wissenschaft und Leistungssport hätten viel zu gewinnen, wenn sie Partner werden.

500 Forschungs- oder Studierendenprojekte sollen in den kommenden fünf Jahren in allen olympischen oder paraolympischen Disziplinen durchgeführt werden. Der Finanzierungsbedarf beläuft sich auf 20 Millionen Euro. Neben der École Polytechnique und dem CNRS sind unter anderem auch die ENS Paris, die Ingenieurhochschulen École Centrale de Lyon, École des Ponts ParisTech, Arts et Métiers und die Marinehochschule École Navale beteiligt.

Zwar wird der Sport auch in Frankreich bereits breitflächig erforscht, aber eben vor allem in Bereichen wie Physiologie oder Medizin. „Seitens der Grundlagenforschung wie Physik, Mechanik oder Mathematik ist es ein quasi unerforschtes Feld.“, sagte der Initiator Christophe Clanet, Professor für Hydrodynamik an der Ingenieurhochschule École Polytechnique der Tageszeitung Les Echos. Mehrere nationale Sportverbände arbeiten in diesem Rahmen nun bereits erfolgreich mit Wissenschaftlern zusammen. Und wie Vidal unterstrich, könnten die Ergebnisse der Forschungen auch über den Sport hinaus relevant werden. So habe etwa die Verbesserung der Ergonomie von Badminton-Bällen bereits dazu beigetragen, Feuerwehrschläuche zu perfektionieren.

Der Physiker und Spezialist für Raketentriebwerke Clanet konnte mit dem Biathleten und fünffachen Olympiasieger Martin Fourcade beispielsweise zeigen, dass sich das Sportgewehr beim Abschuss in den letzten zwei Millisekunden, in denen die Kugel noch im Lauf ist, um einige Mikrometer bzw. eine Viertel Haaresbreite bewegt. Durch genauere Analyse dieser Schwingungen sollen nun Ansätze entwickelt werden, um sie abzudämpfen und damit die Zielgenauigkeit zu erhöhen.

Im französischen Olympia-Büro begrüßt man die Initiative: „Manchmal hatte man den Eindruck, die Wissenschaft nutze Sportler nur als Versuchskaninchen. Hier werden wir aber konkrete Ergebnisse haben, die die Leistungen verbessern könnten.“, zitiert Les Echos den ehemaligen Handball-Nationaltrainer Claude Onesta, der für Olympia 2024 von der französischen Regierung zum Leistungsbeauftragten ernannt wurde. Allerdings sei es wichtig, die bereits aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Feld und insbesondere das Nationale Leistungsport-Zentrum Insep (Institut national du sport, de l'expertise et de la performance) einzubeziehen.

Zum Nachlesen (Französisch)

Quelle: Les Echos Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Lebenswissenschaften

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