In den USA waren zuletzt im Rahmen einer Studie zur Reproduzierbarkeit von einflussreichen Publikationen zur Krebsforschung mehr als die Hälfte als nicht reproduzierbar eingestuft worden. Es wird geschätzt, dass insgesamt in den USA zwischen 10 und 50 Milliarden US-Dollar für Forschungsarbeiten mit defizitären Methoden, die sich nicht reproduzieren lassen, aufgewendet werden. Ein Großteil dieser Mittel stammt aus der öffentlichen Forschungsförderung. Unter anderem um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden die National Institutes of Health ab Januar 2023 bei der Antragsstellung detaillierte Datenmanagementpläne einfordern.
Die neue Richtlinie sieht vor, dass alle Projekte, bei denen wissenschaftliche Daten gesammelt werden, einen Plan für die Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten (Data Management and Sharing, DMS) vorlegen müssen. Dies schließt Angaben zu Software oder anderen Werkzeugen, die für die Analyse der Daten benötigt werden, sowie zu Veröffentlichung, Zugang und Verbreitung der Daten ein.
Die Ankündigung der Maßnahme und der dahinterstehende Open-Science-Ansatz sowie die mögliche globale Signalwirkung stieß in der Forschungslandschaft auf breite Zustimmung. Kritische Stimmen äußern jedoch die Sorge, dass die logistischen Herausforderungen und fehlende Kompetenzen zur Einhaltung der neuen Richtlinie bestehende Ungleichheiten in der Wissenschaftsfinanzierung verschärfen und eine Belastung für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler darstellen könnte.
Zum Nachlesen
- Nature (16.02.2022): NIH issues a seismic mandate: share data publicly
- National Institutes of Health: Final NIH Policy for Data Management and Sharing