Vor diesem Hintergrund fordern die Vorsitzende der schwedischen Rektorenkonferenz (SUHF), Professor, Ph.D. Astrid Söderbergh Widding, und der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Peter-André Alt, die Führung des Iran in einem gemeinsamen offenen Brief eindringlich auf, die Todesstrafe aufzuheben und den Wissenschaftler sofort aus dem Gefängnis zu entlassen.
Djalali wurde 2017 wegen „Verdorbenheit auf Erden“ zum Tode verurteilt, ist trotz des dringenden Verdachts auf eine Leukämieerkrankung ohne adäquate medizinische Versorgung und wurde laut Amnesty International und Scholars at Risk gefoltert. Seit über 100 Tagen sitzt er in Einzelhaft mit der ständigen Drohung der Vollstreckung der Todesstrafe.
Peter-André Alt:
„Der jüngste Bericht der UN-Experten zeigt eindrücklich, wie dramatisch schlecht es um Dr. Djalali steht. Die unabhängige Expertengruppe äußert die Sorge, dass die Isolationshaft und die Verweigerung medizinischer Hilfe zu Dr. Djalalis Tod führen werden. Das Vorgehen des Iran wird zu Recht als Folter klassifiziert. Ich bin entsetzt, dass der Iran die Menschenrechte und die akademische Freiheit missachtet und das Leben eines angesehenen Wissenschaftlers zerstört. Der Iran muss Dr. Djalali jetzt in die Freiheit entlassen, sonst kommt es zur Katastrophe."
Astrid Söderbergh Widding:
„Wir, die schwedische Wissenschaftscommunity, haben den jüngsten Bericht der UN-Expertinnen und -Experten über unseren zu Unrecht verurteilten Kollegen Dr. Djalali und seine zunehmend verzweifelte Lage in der Einzelhaft ohne Zugang zu medizinischer Versorgung mit der allergrößten Bestürzung aufgenommen. Wir sind entsetzt über den unmenschlichen Umgang des Iran mit Dr. Djalali und die sich darin zeigende völlige Missachtung der akademischen Freiheit und der Menschenrechte. Mit starkem Nachdruck verlangen wir Dr. Djalalis sofortige Freilassung."
Hintergrund
Dr. Ahmadreza Djalali ist Katastrophenmediziner und besitzt neben der iranischen auch die schwedische Staatsbürgerschaft. Im April 2016 wurde er im Iran verhaftet, in der Folge wurde er im Oktober 2017 wegen „Verdorbenheit auf Erden“ (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt. Einen Antrag auf Überprüfung des Urteils lehnte das oberste Gericht des Iran im Februar 2018 ab. Bereits seit längerer Zeit wird Dr. Djalali trotz des dringenden Verdachts auf eine Leukämieerkrankung eine adäquate medizinische Versorgung verwehrt. Scholars at Risk erhebt zudem den Vorwurf, iranische Sicherheitskräfte haben den Wissenschaftler gefoltert. Auch Amnesty International berichtet von Versuchen, ein Geständnis zu erzwingen. Seit Ende November 2020 befindet sich Dr. Djalali in Einzelhaft. Zuvor war er zur Vorbereitung der Vollstreckung der Todesstrafe in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Unter den Bedingungen der Einzelhaft hat sich der Gesundheitszustand des Wissenschaftlers weiter dramatisch verschlechtert. UN-Experten bewerten die Einzelhaft als Folter.
Zum Nachlesen
- OHCHR (18.03.21): Stellungnahme der Menschrechtsexperten der Vereinten Nationen, englisch
- SUHF und HRK (29.03.21): Gemeinsamer offener Brief von HRK und SUHF, englisch