Am 11. März hat die britische Regierung das Budget für das im April beginnende Haushaltsjahr 2020-21 vorgestellt. Demnach wird der öffentliche Sektor die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) um 15 Prozent im Vergleich zum laufenden Haushaltsjahr erhöhen – der stärkste Anstieg der britischen Geschichte. In den kommenden drei Jahren sollen die FuE-Ausgaben sogar auf insgesamt 22 Mrd. Pfund (rund 24,6 Mrd. Euro) verdoppelt werden. Im vergangenen Jahr war noch ein Anstieg auf 18 Mrd. GBP bis 2024-25 angekündigt worden.
Langfristig verfolgt die Regierung das Ziel, die FuE-Ausgaben auf 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste laut Sciencemag vor allem der Privatsektor die Mittel für Forschung und Entwicklung erheblich aufstocken: von derzeit 26 auf 44 Mrd. GBP. Die Regierung plant daher unter anderem, 200 Mio. GBP für einen Wagniskapitalfonds in den Lebenswissenschaften und 900 Mio. GBP zur Förderung von Unternehmensinnovationen bereitzustellen, etwa in den Bereichen Kernfusion, Raumfahrt und Elektrofahrzeuge. Zusätzlich werden im kommenden Haushalt 400 Mio. GBP für Forschungsinfrastruktur und -ausrüstung, insbesondere in der Grundlagenforschung und den Naturwissenschaften veranschlagt. Beobachter begrüßen die Budgeterhöhung, sehen die größte Herausforderung aber darin, die FuE-Ausgaben der Wirtschaft in Zeiten des Brexit substanziell zu erhöhen.
Mit 800 Mio. GBP in den nächsten fünf Jahren soll darüber hinaus eine neue Förderagentur nach dem Vorbild der US-amerikanischen DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) geschaffen werden: die British Advanced Research Projects Agency (BARPA). Seit Ankündigung der entsprechenden Planungen im Oktober 2019 wurde das Projekt vor allem durch den engsten Berater von Premierminister Johnson, Dominic Cummings, vorangetrieben. Die BARPA soll in risikobehaftete Spitzenforschung investieren und die Weiterentwicklung vielversprechender Technologien hin zur Marktreife unterstützen. Unklar ist noch, wann die neue Förderagentur ihre Arbeit aufnehmen soll und wie sie in der britischen Regierung verankert wird.
Wie das Sciencemag berichtet, wurde vereinzelt Kritik am Mittelaufwuchs laut, insbesondere hinsichtlich fehlender Details über die geplanten Ausgaben und mangelnder Transparenz bei der Entscheidungsfindung über die Mittelverwendung. Der Neurowissenschaftler Colin Blakemore etwa sagte: "I’m concerned about how decisions were made about the allocation of all this money, and what that means for future decisions about the funding of science."
Insgesamt fielen die Reaktionen aus der Wissenschaft jedoch überwiegend positiv aus. Der Präsident der britischen Royal Society, Prof. Sir Venki Ramakrishnan, begrüßte die Schaffung der BARPA. Die Förderung zeige, dass die Regierung gewillt sei, neue Wege zu gehen. Jim McDonald, Präsident der Royal Academy of Engineering, schloss sich dem Lob an: "Radical, out-of-the-box thinking, if properly funded and executed, could boost local economies, create new and sustainable jobs and address global challenges, while creating new opportunities to improve people’s lives in every part of the U.K."
Zum Nachlesen
- GOV.UK (11.03.2020): Chancellor delivers Budget 2020
- GOV.UK (11.03.2020): Budget 2020: What you need to know
- GOV.UK (11.03.2020): The Budget 2020 speech as delivered by Chancellor Rishi Sunak
- Sciencemag (11.03.2020): UK cues up big funding increases for R&D
- BBC (11.03.2020): Chancellor pledges big increase to research spend
- Science|Business (12.03.2020): UK ready to splurge on science with ‘biggest ever increase’