Das Thema Gerechtigkeit sei vom Veranstalter mit gutem Grund gewählt worden, so Prof. Dr. Yvonne Kleinmann, Leiterin des Aleksander-Brückner-Zentrums und Organisatorin des fünften Kongresses Polenforschung:
"Wir beobachten in Polen ebenso wie in anderen europäischen Gesellschaften, dass Solidarität keine Selbstverständlichkeit mehr ist."
Verschiedene Bevölkerungsgruppen hätten das Gefühl, politisch und materiell nicht genügend berücksichtigt zu werden.
Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Kongress Gerechtigkeit – verstanden als eine subjektive Kategorie – aus historischen, gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen, juristischen und philologischen Perspektiven. So geht es beispielsweise um die Frage, wie historisches Unrecht mit Blick auf die deutsche Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg durch strafrechtliche Verfolgung, aber auch in literarischen Texten aufgearbeitet werden kann. Gerechtigkeit wird auch auf sprachlicher Ebene verhandelt. Da Polen neben dem Polnischen durch viele andere Sprachen – sei es das Ukrainische, das Deutsche oder das Jiddische – geprägt ist, geht es unter anderem darum, ob sich die verschiedenen Gruppen sprachlich ausreichend repräsentiert fühlen.
Der Kongress zur Polenforschung wurde 2009 vom Deutschen Polen-Institut Darmstadt ins Leben gerufen und findet seitdem etwa alle drei Jahre statt, immer an unterschiedlichen Universitäten. Dass die Veranstaltung zum ersten Mal in Halle stattfindet, sieht Kleinmann als Zeichen der Anerkennung: "Halle ist in der Erforschung polnischer Gesellschaft, Geschichte und Kultur zu einem Zentrum geworden." In diesem Jahr soll der Kongress gezielt international ausgerichtet werden, um über die bestehenden deutsch-polnischen Beziehungen hinaus Forscherinnen und Forscher aus ganz Europa, Israel und den USA einzubeziehen.
Das Aleksander-Brückner-Zentrum ist ein kooperatives Projekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung und den Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert wird.
Registrierungen sind online noch bis zum 20. Februar möglich: https://www.polenforschung.de/