Nach der Havarie des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi im Jahr 2011 laufen dort umfassende Rückbau- und Dekontaminierungsarbeiten. Bei mindestens fünf der ältesten japanischen Atomanlagen wird über Stilllegung nachgedacht. In Deutschland wurde nach der Havarie der Betrieb der sieben ältesten Reaktoren und des Kernkraftwerks Krümmel eingestellt; die verbleibenden neun Reaktoren sollen bis 2022 vom Netz genommen werden.
Der notwendige Rückbau von kerntechnischen Anlagen stellt Forschung und Entwicklung vor enorme Herausforderungen. Mit ihnen beschäftigt sich nun das "German-Japanese Symposium on Technological and Educational Resources for the Decommissioning of Nuclear Facilities" am 21. April in Osaka mit rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Veranstalter sind das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) Tokyo, die Technische Universität Dresden, die Universität Fukui und das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin.
An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bietet das DWIH Tokyo eine Plattform für den deutsch-japanischen Austausch über die laufenden Rückbau-Projekte, den Stand der Technik für Abbau und Dekontamination, Entsorgung und Endlagerung.
Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz: „Forscher und Wirtschaftsvertreter wollen beraten, auf welchen Gebieten die wissenschaftliche Kooperation zwischen beiden Ländern intensiviert und wie Forschungsergebnisse gemeinsam schneller und effektiver zur Anwendung kommen können."
„Sowohl in Deutschland wie auch in Japan kommt es nun darauf an, jungen Forschern und Ingenieuren interessante und verlässliche Perspektiven für Forschung und Qualifizierung im Nuklearsektor zu bieten. In Japan steht im Nuklearbereich in den kommenden fünfzehn Jahren eine Pensionierungswelle bevor, es droht ein eklatanter Verlust von Know-how. Auch für Deutschland ist internationale Kooperation in diesem Bereich essentiell, um den hohen Standard der Kompetenz in der Kerntechnik zu halten. Die TU Dresden ist sehr daran interessiert, ihre Forschung gemeinsam mit japanischen Partnern voran zu treiben", so Professur Antonio Hurtado, Direktor des Instituts für Energietechnik an der Technischen Universität Dresden.
„Zu Forschungszwecken werden die deutschen und japanischen Experten im Anschluss an das Symposium nach Fukui und Fukushima reisen und dort mehrere im Rückbau befindliche Reaktoren – unter anderem Fukushima Daiichi – besuchen“, ergänzt Wolfgang Brenn, Projektleiter beim Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin. „Auch dies wird die weitere Vernetzung befördern.“
Das DWIH Tokyo bildet ein Forum für die Organisationen der deutschen Wissenschaft und der forschenden Wirtschaft in Japan. Es wird mit Förderung des Auswärtigen Amtes von der Hochschulrektorenkonferenz und der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan betrieben.