Jedes Jahr werden bis zu 1,5 Millionen wissenschaftliche Artikel in referierten Fachzeitschriften veröffentlicht, die fast ausschließlich von Fachkollegen gelesen werden. Es wird geschätzt, dass ein durchschnittlicher Artikel von nicht mehr als zehn Personen vollständig gelesen wird, viele Beiträge werden von der wissenschaftlichen Community ignoriert. In den Geisteswissenschaften haben 82 Prozent der wissenschaftlichen Aufsätze keine einzige Zitation. Damit gelangt ein erheblicher Teil wissenschaftlicher Erkenntnis niemals an die Öffentlichkeit. Diese Forschungsergebnisse könnten in nicht wenigen Fällen als wichtige Bausteine für die Weiterentwicklung von Wissensgebieten und Innovationen genutzt werden.
Die Gründe für diese Situation sind hinlänglich bekannt. In Universitäten und Forschungseinrichtungen zählt zumeist allein die Anzahl wissenschaftlicher Publikationen in referierten, möglichst hochrangigen internationalen Fachzeitschriften. Die gesellschaftliche Reichweite dieser Veröffentlichungen spielt keine Rolle. Eine allgemeinverständliche Aufbereitung von Forschungsergebnissen für die interessierte Öffentlichkeit wird bislang nur von wenigen Institutionen honoriert.
In Südafrika belohnt das Ministerium für Höhere Bildung beispielsweise die Universitäten für wissenschaftliche Artikel in Fachbüchern, Monographien und referierten Journals mit umgerechnet 6.000 Euro; für wissenschaftliche Leistungen in nationalen Fachmedien fällt dieser Bonus geringer aus. Die Vergütung wird zwischen Fakultät bzw. Institut und den Autoren geteilt. Das Anreizsystem führt damit zu höheren Einnahmen für die Universität, aber nicht zu einem Wissenstransfer in die Gesellschaft. Eine Honorierung der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnis in die Öffentlichkeit ist in der staatlichen Forschungsförderung nicht vorgesehen. So verlässt nicht nur in Südafrika, sondern weltweit, der wissenschaftliche Output kaum die akademischen Zirkel.
Regelmäßige Kurse für Wissenschaftler und Studierende an Universitäten in allgemeinverständlichem Schreiben und Präsentieren wäre ein erster Schritt. Entscheidend sind jedoch politische Vorgaben von staatlichen Förderinstitutionen und Universitäten, die Wissensvermittlung in die Öffentlichkeit belohnt. Hochwertige akademische Forschung und deren Veröffentlichung in Fachzeitschriften ist auch weiterhin wichtig, sie soll jedoch um Beiträge ergänzt werden, die die Gesellschaft erreichen und dabei helfen einen höheren Gemeinnutzen zu schaffen.