StartseiteAktuellesNachrichtenKolumbien: Fachkompetenzen für nachhaltige Energieerzeugung fehlen

Kolumbien: Fachkompetenzen für nachhaltige Energieerzeugung fehlen

Erneuerbare Energien und nachhaltige Energieerzeugung sind in Kolumbien wichtige politische und gesellschaftliche Themen. Bislang spiegelt sich das in der beruflichen Bildung nicht wider. Daher haben Erneuerbare Energien als Thema der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Kolumbien Potenzial.

Kolumbien verfügt über beachtliche natürliche Ressourcen an fossilen Brennstoffen: fünf Milliarden Tonnen Kohle, 133 Milliarden Kubikmeter beziehungsweise zwei Milliarden Barrel Erdöl- und Erdgasvorkommen. Diese werden in der Mehrheit exportiert (Kohle zu rund 90 Prozent und Erdöl zu 70 Prozent). Mit 78,5 Prozent wird ein Großteil der inländischen Stromversorgung über Wasserkraft generiert. Im Kontext des fortschreitenden Klimawandels und einer Diversifizierung der Energiegewinnung fördert Kolumbien daher seit einigen Jahren verschiedene Formen erneuerbarer Energien.

Überschaubare Bildungsangebote für Erneuerbare Energien

Das akademische und das berufliche Aus- und Weiterbildungsangebot ist in diesem Bereich bisher recht überschaubar. Bislang existiert kein grundlegender Studiengang, der sich ausschließlich den Erneuerbaren Energien widmet. In den drei existierenden Studiengängen zur Energietechnik sind vereinzelt Module aufgenommen, die erneuerbare Energien und auch Energieeffizienz behandeln. Dies erfolgt meist in Form eines Überblicks, nicht aber als Spezialisierung. Es gibt zwei aufbauende Masterstudiengänge zu erneuerbaren Energien von der Universidad Libre und von der Esden Business School. Zusätzlich existieren verschiedene - meist kostenpflichtige - Zusatzangebote, die Kursformate zu erneuerbaren Energien anbieten. Neben "Diplomados", das sind Kurse mit einem Stundenumfang von etwa 120 Stunden beispielsweise der Universidad El Bosque oder der Universidad Sergio Arboleda, gibt es auch Kurse mit geringerer Stundenzahl, beispielsweise zum Schwerpunkt Solarenergie an der Universidad Autonoma de Occidente. Auch außerhalb der Universitäten haben sich einige private Anbieter etabliert, die im kleineren Rahmen Trainings anbieten. Ein Beispiel ist die Organisation Con-Ciencia Ecológica in Vichada.

Zusätzlich existiert ein breiter gefächertes Onlinekursangebot, wobei spanische Bildungseinrichtungen dominieren und beispielsweise Unternehmen wie FUNIBER den gesamten spanischsprachigen Raum bedienen. Weitere Onlinekurse in diesem Segment können bei den Unternehmen INIECO und IPSOM belegt werden.

Kolumbiens Erneuerbare Energien

Allgemein weist Kolumbien vielversprechende natürliche Potenziale für die Förderung erneuerbarer Energien auf. So können hohe Windstärken genutzt werden, zum Beispiel in der mit patagonischen Verhältnissen vergleichbaren Region Guajria. Aktuell werden mehrere größere Windparkprojekte geplant, gleichzeitig sind kombinierte Wind- und Wasserkraftanlagen in der Diskussion. Zudem verfügt das Land über eine hohe tägliche Globalstrahlung. Allerdings ist ein Großteil der installierten Photovoltaikanlagen innerhalb des Verbundnetzes bislang nicht wettbewerbsfähig. Ähnlich verhält es sich mit Sonnenwärmekraftwerken (CSP-Anlagen), deren Wirtschaftlichkeit in vielen Fällen noch nicht gegeben ist. Dessen ungeachtet spielen netzautarke Off-Grid Photovoltaikanlagen bei der Elektrifizierung von ländlichen oder entlegenen Regionen eine wachsende Rolle, etwa im Rahmen von Public-Private-Partnership-Projekten. Weitere Felder mit Wachstumspotenzial sind Bioenergie und Geothermie.

Kolumbien plant Energiepolitik langfristig

In Bezug auf eine langfristige energiepolitische Planung ist der "Plan Energético Nacional 2006 - 2015" das grundlegende Dokument. Kernbestandteile sind die Planungsziele Versorgungssicherheit, Exportförderung, Nachhaltigkeit und Regulierung des Energiesektors. Über das Zusatzdokument "PROURE" verabschiedete Kolumbiens Regierung darüber hinaus das Ziel, bis 2015 fünf Prozent der Endenergieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, innerhalb des Verbundnetzes bis 2020 6,5 Prozent und außerhalb des Verbundnetzes 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu generieren.

Zwar bestehen bis dato keine Anreizsysteme. Experten bewerten aber das 2014 verabschiedete "Gesetz 1715" als erneuten Impuls, das Thema Erneuerbare Energien wieder verstärkt voranzutreiben. Denn während die Einspeisung erneuerbarer Energieträger in das nationale Energienetz bis dato nicht klar geregelt war, hat die Entwicklung und Integration der alternativen Energien in das nationale Energiesystem zukünftig mit dem Gesetz 1715 eine klare Grundlage.

Fachpersonal zur Versorgung netzferner Regionen fehlt

Besonders wichtig sind die erneuerbaren Energien für die Versorgung netzferner Regionen. Abseits des nationalen Verbundnetzes wird Strom zusätzlich über Dieselgeneratoren und autarke Inselnetze generiert. Das Dokument "PROURE" setzt das Ziel bis 2020 außerhalb des Verbundnetzes immerhin 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. Hier liegen die größten Chancen für die Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal. Chancen für deutsche Bildungsanbieter Experten schätzen Kolumbien aktuell noch als Nischenmarkt für das Thema Erneuerbare Energien ein. Abhängig von den Auswirkungen des Gesetzes 1715 auf die Branche kann allerdings von einem wachsenden Potenzial für private berufliche Aus- und Weiterbildungsanbieter ausgegangen werden. Expertenmeinungen zufolge werden hier zunächst Weiterbildungen mit Workshop-Charakter, projektbezogene Trainings und praxisnahe Fachschulungen für technische Anlagen dominieren.

Autorin: Charlotte Schuchard, enviacon international

iMOVE-Aktivitäten Kolumbien 2015

iMOVE plant für das laufende Jahr folgende Aktivitäten zum Berufsbildungsmarkt Kolumbien:

  • iMOVE-Marktstudie Kolumbien - April/Mai
  • neuer Markt Kolumbien - April/Mai
  • iMOVE-Länderseminar Kolumbien - September
Quelle: iMOVE Redaktion: Länder / Organisationen: Kolumbien Themen: Berufs- und Weiterbildung Umwelt u. Nachhaltigkeit Energie Fachkräfte

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