Nachdem der französische Staatspräsident Emmanuel Macron im April dieses Jahres die Regierungspläne zur Förderung der künstlichen Intelligenz (KI) in Frankreich bekannt gegeben hatte, wurde nun die entsprechende Forschungsstrategie veröffentlicht. Beides basiert auf den Empfehlungen des Abgeordneten und Mathematikers Cédric Villani, der im Auftrag der Regierung den Bericht „Der Künstlichen Intelligenz Sinn verleihen – für eine nationale und europäische Strategie“ verfasst hatte.
Die Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation, Frédérique Vidal, und der Staatssekretär für Digitales, Mounir Majhoubi, präsentierten am 28. November 2018 in Toulouse die Ausgestaltung des KI-Forschungsprogramms und die Verteilung des bis 2022 dafür vorgesehenen Regierungsbudgets von 665 Millionen Euro. Weitere 358 Millionen Euro sind aus anderen Quellen (Eigenmittel der Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Europäische Union …) eingeplant, so dass die Gesamtinvestition über eine Milliarde Euro betragen wird.
Ziel ist es für Frankreich hierbei, zu den fünf Ländern mit der größten KI-Expertise weltweit zu zählen und in Europa in diesem Bereich führend zu werden.
Konkret ist Folgendes geplant:
- Ein KI-Forschungsprogramm, das durch Nationale Forschungsinstitut für Informatik und Automatik INRIA gesteuert und insbesondere von den Interdisziplinären Instituten für künstliche Intelligenz 3IA mit insgesamt 150 KI-Lehrstühlen getragen wird.
- Investitionen in KI-Forschungspersonal
- Ab 2019 nationale und internationale Ausschreibung für 40 neue KI-Lehrstühle, zusätzlich zu den 3IA
- Verdopplung der aktuell 250 KI-Doktoranden/-innen - Investitionen in Forschungsförderung
- Der Nationalen Forschungsagentur ANR (Agence nationale de la recherche) werden zusätzlich 100 Millionen Euro zur Förderung von KI-Forschungsprojekten zur Verfügung gestellt. Dieses Jahr wurden 61 Projekte in Höhe von 27 Millionen Euro von der ANR gefördert. - Verbesserte Hochleistungsrechner
- 170 Millionen Euro zusätzliche Investitionen bis 2022 in Rechnerleistung, zusammen mit der Europäischen Kommission
- Anfang kommenden Jahres wird einer der europaweit leistungsstärksten Superrechner mit über zehn Petaflops bzw. zehn Billiarden Rechenvorgängen pro Sekunde in Betrieb genommen. Er wird auf dem Forschungscampus in Saclay im Rechenzentrum IDRIS (Institut du développement et des ressources en informatique scientifique) des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) eingerichtet.
- Über das nationale Hochleistungsrechner-Netzwerk GENCI (Grand Equipement National de Calcul Intensif) und die Forschungsallianz Allistene soll allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Zugang zu Hochleistungsrechnern erleichtert werden. - Mehr Forschung in Kooperation mit Unternehmen bis 2022
- 20 zusätzliche Millionen Euro für das ANR-Programm LabCom, das eine Startfinanzierung für gemeinsame Labore von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) und öffentlichen Forschungseinrichtungen bietet
- Zehn zusätzliche Millionen Euro für die Carnot-Institute, die ähnlich den deutschen Fraunhofer-Instituten besonders anwendungsorientiert und in Kooperation mit Unternehmen forschen
- 35 zusätzliche Millionen Euro für die acht Institute für technologische Forschung IRT (Instituts de Recherche Technologique), in denen öffentliche Forschungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam an Schlüsseltechnologien forschen
- Die Unternehmen sollen diese Summe von 65 Millionen Euro in gleicher Höhe investieren. - Intensivierung der bilateralen, europäischen und internationalen Kooperation
- Entwicklung einer deutsch-französischen KI-Strategie, inklusive insbesondere einer jährlichen gemeinsamen KI-Forschungsausschreibung in Höhe von drei Millionen Euro, Vernetzung deutscher und französischer Forschungszentren, Synergien durch gemeinsame Plattform- und Datennutzung
- Unterstützung einer europäischen KI-Strategie
- Für den Ausbau der Kooperationen sind bis 2022 115 Millionen Euro eingeplant.
Wie das Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation MESRI (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation) in seiner Pressemitteilung zudem zusammenfasst, gibt es in Frankreich aktuell 5.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt KI, 250 Forschungsgruppen, 35 KI-Masterprogramme sowie 300 KI-Startups. Insgesamt und im Rahmen der Gesamtstrategie sollen in der Amtszeit Macrons 1,5 Milliarden Euro in KI investiert werden.
Zum Nachlesen (Französisch)
- MESRI (28.11.2018): La stratégie nationale de recherche en intelligence artificielle
- Veille technologique (30.11.2018): 3IA, doctorants, supercalculateurs : que contient le plan gouvernemental sur l'intelligence artificielle ?