StartseiteAktuellesNachrichtenKurswandel in der US-Politik: Biden plant Aufwertung der Wissenschaft zu Beginn seiner Präsidentschaft

Kurswandel in der US-Politik: Biden plant Aufwertung der Wissenschaft zu Beginn seiner Präsidentschaft

Berichterstattung weltweit

Wenige Tage vor der Amtsübernahme hat Joe Biden seinen wissenschaftlichen Chefberater sowie weitere wissenschaftliche Berater benannt. Zudem kündigte er verschiedene Maßnahmen an, die eine klare Rückkehr der US-Politik zu wissenschaftlich basierten Entscheidungen unter der neuen Administration erwarten lassen.

Größer könnte der Gegensatz zur bisherigen Trump-Regierung nicht sein: Der designierte US-Präsident Joe Biden hat sich im Vorfeld der Amtsübernahme klar zur Bedeutung der Wissenschaft bekannt und dieser eine zentrale Rolle für seine zukünftige Amtsführung zugewiesen. Er beabsichtigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eng in die Lösung der Probleme des Landes einzubeziehen und ihnen einen Einfluss auf die Politikgestaltung zu geben, der einzigartig in Bezug auf die bisherige US-Politik ist. So wird der wissenschaftliche Chefberater des Präsidenten erstmals den Rang eines Kabinettmitglieds haben.

Vorgesehen für diesen Posten und designierter Leiter des White House Office of Science and Technology Policy (OSTP) ist Eric Lander. Er ist Genetiker und bisher Präsident und Gründungsdirektor des Broad Institute, das gemeinsam von der Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, Massachusetts, betrieben wird. Er war bereits unter Präsident Barack Obama acht Jahre lang Co-Vorsitzender des President’s Council of Advisors on Science and Technology (PCAST).

Mit seiner Ernennung übermittelte Biden Lander einen veröffentlichten Brief, in dem er ihn bittet, sich mit fünf Fragen zur Zukunft von Wissenschaft und Technologie zu befassen und Empfehlungen auszusprechen, wie die neue Regierung (1) Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit entgegenwirken, (2) die Auswirkungen des Klimawandels mindern, (3) das Land weltweit als führende Nation im Bereich Innovation halten, (4) die Wissenschaft zur Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit nutzen, und (5) das US-Forschungsunternehmen stärken kann.

Neben Lander benannte Biden weitere Mitglieder seines wissenschaftlichen Beraterteams, darunter:

Alondra Nelson erhält die neu geschaffene Position der stellvertretenden Direktorin des OSTP für Wissenschaft und Gesellschaft. Derzeit ist sie Präsidentin des Social Science Research Council (SSRC) und Soziologieprofessorin am Institute for Advanced Study in Princeton.

Frances H. Arnold wird Co-Vorsitzende des PCAST. Sie ist Professorin des California Institute of Technology (CalTech) und erhielt 2018 als erste Amerikanerin einen Nobelpreis für Chemie. Sie war zudem Mitbegründerin von drei Biotech-Unternehmen und ist Direktorin von Alphabet, der Muttergesellschaft von Google.

Maria Zuber wird ebenfalls Co-Vorsitzende des PCAST. Sie ist Geophysikerin und aktuell MIT-Vizepräsidentin für Forschung sowie Leiterin des Lincoln Laboratory am MIT. Sie leitete als erste Frau eine Raumfahrtmission der NASA und wurde 2013 vom damaligen Präsidenten Obama in das National Science Board berufen. Unter der Trump-Administration wurde sie zunächst von 2016 bis 2018 als Vorsitzende des Boards wiederernannt.

Francis S. Collins bleibt Direktor der National Institutes of Health (NIH). Er wurde bereits 2009 vom damaligen Präsidenten Obama zum ersten Mal auf diesen Posten berufen und behielt diesen auch während der Trump-Ära. Er ist Arzt und Genetiker und war gemeinsam mit Eric Lander ein Leiter des internationalen Human Genome Projects, in dessen Rahmen zwischen 1990 und 2003 erstmals der genetische Code des Menschen entschlüsselt wurde.

Ebenfalls im Vorfeld der Amtsübernahme hat Biden angekündigt, als eine der ersten Amtshandlungen per Dekret wieder dem Pariser Klimaabkommen von 2015 beizutreten, was ein klares Bekenntnis zur wissenschaftsgeleiteten Notwendigkeit der Bekämpfung des Klimawandels darstellt. Biden revidiert damit den formellen Ausstieg aus dem Abkommen vom 4. November 2020. Diesen hatte sein Vorgänger Trump, ebenfalls per Dekret, angeordnet. Bidens Stabschef kündigte zudem an, dass bis Ende des Monats weitere Exekutivmaßnahmen getroffen würden, „um die Klimakrise mit der Dringlichkeit anzugehen, die die Wissenschaft verlangt, und um sicherzustellen, dass die Wissenschaft die Entscheidungsfindung der Regierung leitet“.

Biden schlug außerdem einen wissenschaftsgeleiteten „New Deal“ vor, der als amerikanischer Rettungsplan zur Beendigung der COVID-19-Pandemie gedacht ist. Hierfür hat er ein Gesamtpaket von 1,9 Billionen US-Dollar vorgesehen, das vollständig über neue Kredite finanziert werden soll. Daher ist er bei der Umsetzung auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen.

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Quelle: Biden-Harris Transition, Science|Business, Science Redaktion: von Andreas Ratajczak, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: USA Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

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Großaufnahme Kompass mit Flagge der USA an Flaggenmast

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