Für Betriebe in Italien (mit Ausnahme der Region Südtirol) ist Ausbilden für eine anerkannte Berufsqualifikation auf der Grundlage eines Ausbildungsstandards Neuland. Der oft als „Lehrlingsausbildung“ übersetzte italienische Einstiegsarbeitsvertrag für junge Menschen namens „apprendistato“ ist keine standardisierte Berufsausbildung, die mit einer Berufsprüfung und einer anerkannten Berufsqualifikation des Bildungssystems abschließt. Dies hat negativen Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität und die Arbeits- und Bildungsmobilität junger Menschen.
Das soll sich nun ändern. Die italienische Regierung hat in den vergangen Jahren zahlreiche Reformen auf den Weg gebracht, die die Rolle von Betrieben in der Bildungslandschaft stärken sollen. Unter anderem ist es nun möglich, dass das „apprendistato“ im dualen Modell in einer Lernortkooperation zwischen Betrieb und Schule bzw. Bildungsträger zu einem anerkannten Berufsabschluss des Bildungssystems führt. Um Betriebe in ihrer neuen Rolle zu unterstützen, wurden jetzt auf der Grundlage der nationalen Mindeststandards Ausbildungsrahmenpläne (piano formativo quadro) für die betriebliche Ausbildung entwickelt. Diese bilden die sachliche und zeitliche Planungsgrundlage für die Entwicklung individueller Ausbildungspläne (piano formativo individuale).
Entwickelt wurden Ausbildungsrahmenpläne für die beiden Grundqualifikationen im Restaurantfach („operatore per la ristorazione“, Fachrichtungen „cucina“ und „sala e bar“) auf Niveau 3 des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQF) sowie die beiden Aufbauqualifikationen auf EQF-Niveau 4 (vergleichbar mit den dreijährigen deutschen dualen Ausbildungsberufen) („tecnico di cucina“ und „tecnico sala bar“). Die Berufsbilder der Gastronomie sind in Italien die mit Abstand am häufigsten frequentierten Berufsausbildungen. Aktuell sind in den regionalen Bildungsgängen mehr als 100.000 Schüler eingeschrieben. Auf der Grundlage der neuen Ausbildungsrahmenpläne starten gerade die ersten Auszubildenden ihre Ausbildungen im vierten Bildungsjahr – erstmalig im dualen Modell.
Damit die Betriebe lernen, die neuen Ausbildungsrahmenpläne zu nutzen um junge Menschen planvoll beim Erwerb von beruflichen und persönlichen Kompetenzen zu unterstützen, werden zurzeit vor Ort Trainerinnen und Trainer geschult. Diese werden dann in einem nächsten Schritt das Ausbildungspersonal in den Betrieben (tutor aziendale) auf seine neue Rolle vorbereiten.
Hintergrund
Das hier beschriebene Projekt „FiTT: Forma il Tuo fuTuro! Increasing the quality of apprenticeship for vocational qualifications in Italy ” ist Teil der Europäischen Ausbildungsallianz im Rahmen der Initiative „Nationale Behörden für Ausbildungsstellen“, finanziert von der EU-Kommission. Das italienische Arbeitsministerium hat die Region Venetien beauftragt, das Projekt gemeinsam mit den deutschen Partnern und den relevanten Akteuren vor Ort durchzuführen. Prozesserfahrungen und Ergebnisse des Projektes sollen in Italien auf gesamtstaatlicher Ebene als Referenzmodell zur Entwicklung hochwertiger betrieblicher Ausbildungsmodelle dienen.