Die Arms Control Negotiation Academy „ACONA“ wird von der Negotiation Task Force am Davis Center for Russian and Eurasian Studies der Harvard University (USA) geleitet und koordiniert. Partner sind das History and Public Policy Program des Woodrow Wilson Centers (USA), das Höfði Reykjavík Peace Centre an der University of Iceland (Island), der Higher School of Economics Moscow (Russland), das Moscow State Institute of International Relations (Russland) und das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (Deutschland).
Die amerikanischen, russischen und europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind zutiefst besorgt über den fortschreitenden Zerfall der globalen Rüstungskontrollarchitektur, einschließlich des jüngsten Zusammenbruchs des INF-Vertrags (en. Intermediate Range Nuclear Forces Treaty), des Rückzugs der USA aus dem Vertrag über den Offenen Himmel und der ungewissen Zukunft des New START-Abkommens. "Die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft können und müssen eine führende Rolle bei der Schaffung neuer Räume für einen offenen Dialog spielen, um diese Krise zu überwinden", sagt der Harvard-Dozent Arvid Bell, Leiter der Negotiation Task Force und ACONA-Vorstandsmitglied. "Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir bald zum ersten Mal seit den 1960er Jahren einer Welt ohne ein einziges strategisches Rüstungskontrollabkommen gegenüberstehen".
ACONA ist ein Ergebnis dieser tiefen Krise der Rüstungskontrolle und gründet auf dem Verständnis, dass globale Sicherheit von einem konstruktiven Dialog zwischen den Vereinigten Staaten und Russland sowie der internationalen Gemeinschaft im weiteren Sinne abhängt. "Wir müssen bei Null anfangen und eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Diplomatinnen und Diplomaten sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aufbauen, die mit der Geschichte, der Theorie und den Verhandlungstechniken der Rüstungskontrolle vertraut sind", sagt Professor Christopher Daase, Mitglied des ACONA-Vorstands vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.
Die Ausschreibung erfolgte weltweit für insgesamt nur sechzehn Plätze. Die ausgewählten ACONA-Stipendiatinnen und Stipendiaten kommen aus acht Ländern – darunter je vier Expertinnen und Experten aus den Vereinigten Staaten und Russland – und haben sehr unterschiedliche berufliche und akademische Hintergründe. Im Laufe eines Jahres werden die Fellows fortgeschrittene Verhandlungsfähigkeiten erwerben und an internationalen Forschungsprojekten mitarbeiten, um neue Ideen für die Zukunft der Rüstungskontrolle zu entwickeln. Im August 2020 werden sie virtuell zum ersten "Negotiation Boot Camp", einem einwöchigen Intensiv-Workshop, zusammenkommen. Das zweite Boot Camp findet im Januar 2021 in Island statt. Der kleine nordische Staat diente als neutraler Treffpunkt für eine der wichtigsten historischen Errungenschaften der globalen Diplomatie: Gorbatschow und Reagan fanden sich 1986 in Reykjavík zu produktiven Gesprächen zusammen, die zur Unterzeichnung des INF-Vertrags führten.
ACONA wird von der Stiftung "Avec et pour autres", der Negotiation Task Force, der isländischen Regierung und der University of Iceland finanziert.