Am 14. und 15. Januar 2016 wurden in Brüssel im Rahmen der Konferenz „RRI Shaping New Horizons“ die Ergebnisse des EU-finanzierten RES-AGORA-Projekts präsentiert. Projektkoordinator Prof. Dr. Ralf Lindner vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Deutschland stellte die wichtigsten Projekterfolge vor und erläuterte, inwiefern diese dazu beitragen sollen, dass in Europa eine verantwortungsbewusste Forschung und Innovation (Responsible Research and Innovation, RRI) praktiziert wird.
RRI bezeichnet den fortlaufenden Prozess der Abstimmung von Forschung und Innovation auf die Werte, Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 eine „Innovationsunion“ zu werden. Dies umfasst herausragende wissenschaftliche Errungenschaften, eine wiederbelebte und wettbewerbsfähige Wirtschaft und eine stärkere, gewissenhaftere Gesellschaft. Wie die EU die RRI-Prinzipien umsetzt wird sich entscheidend darauf auswirken, ob diese Ziele erreicht werden können.
Die Teilnehmer des RES-AGORA-Projekts beschäftigten sich drei Jahre lang intensiv mit der Erstellung empirischer Studien und der Entwicklung eines umfassenden Rahmenprogramms für die Umsetzung des RRI-Konzepts. Dazu wurden Fallstudien und Forschungsliteratur ausgewertet, die Umsetzung des RRI-Konzepts auf Länderebene analysiert und fünf Workshops für verschiedenste Interessengruppen veranstaltet.
Das gemeinsame Ergebnis all dieser Initiativen war die Entwicklung des „Responsibility Navigator“ – einem Tool, das die Kommunikation zwischen den verschiedenen Interessengruppen unterstützt, die sich in Europa im Bereich der Forschung und Innovation engagieren und deren Austausch untereinander sowie konstruktives Lernen fördert.
Der „Responsibility Navigator“ wird besonders der Ermittlung, Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen und Verfahren dienen, die den Bereich der Forschung und Innovation in Europa von Grund auf ändern können, sodass gesellschaftliche und ethische Verantwortung zu einer Grundvoraussetzung werden.
Um dies zu erreichen, erarbeitete das Projektteam zehn Governance-Prinzipien und -Anforderungen, die dem „Responsibility Navigator“ zugrunde gelegt wurden. Diese Prinzipien wurden anhand fiktiver Fallstudien erläutert, die mögliche Szenarien sowie Herausforderungen und Probleme in puncto Governance simulierten.
„Zu Beginn des Projekts wurde uns schnell klar, dass bereits zahlreiche Governance-Instrumente zur Förderung verantwortungsbewusster Forschung und Innovation existierten“, so Projektkoordinator Prof. Lindner. „Daher haben wir uns entschieden, die bereits bestehenden Instrumente zu nutzen. Durch die intensive Analyse dieser Governance-Instrumente konnten wir uns ein besseres Bild von den Maßnahmen machen, mit denen Interessengruppen und Institutionen die verantwortungsbewusste Forschung und Innovation bereits fördern, und von diesen lernen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entwickelten wir unsere zehn Prinzipien und den ‚Responsibility Navigator‘.“
In Anbetracht des bevorstehenden Abschlusses des RES-AGORA-Projekts im Januar 2016 drängen die Projektteilnehmer darauf, dass RRI-Befürworter sich einen klaren Überblick über die Richtlinien verschaffen, die in Bezug auf Forschung und Innovation bestehen, und eruieren, wie diese optimiert oder reformiert werden können, um die schrittweise Institutionalisierung der RRI-Prinzipien voranzutreiben. Dabei kann das Tool „Responsibility Navigator“, das hauptsächlich die Interaktion, Verbreitung von Best Practices und kontinuierliches Lernen fördert, eine bedeutende Rolle spielen.