Unter anderem werden Anwendungsmöglichkeiten in vier verschiedenen Branchen entwickelt. So wird demonstriert, dass das Physical Internet der österreichischen Transportwirtschaft einen ökonomischen Vorteil und zugleich der Gesellschaft einen ökologischen und sozioökonomischen Nutzen bringt. Das Projekt „PhysICAL“ – Physical Internet through Cooperative Austrian Logistics wird im Rahmen des FTI-Programms Mobilität der Zukunft durch das Bundesministerium für Klimaschutz gefördert.
Dazu sagte die österreichische Innovationsministerin Leonore Gewessler:
„Es freut mich, dass sich hier 17 österreichische Partner aus Transportwirtschaft und Logistik zusammengefunden haben, um das Physical Internet in der Praxis an vier konkreten Piloten in den nächsten vier Jahren zu erproben. Das Physical Internet verspricht nicht nur die Effizienz in der Logistik um bis zu 30 % zu verbessern, sondern auch gleichzeitig Staus, Emissionen und Energieverbrauch um mindestens 30 % zu reduzieren. Daher haben wir hier hohe Erwartungen in Bezug auf Erkenntnisse zur Gestaltung einer nachhaltigen Gütermobilität“.
Während heute Güter über große Distanzen durch einzelne Transportdienstleister transportiert werden, wird es in Zukunft fragmentierte, anbieter- und verkehrsträgerunabhängige Transporte geben. Intelligente Behälter werden sich beispielsweise automatisch den effizientesten Weg durch Transportnetzwerke suchen. „So wie eine E-Mail automatisch ihren Weg durch das Internet vom Sender zum Empfänger über mehrere Zwischenstationen nimmt, werden in Zukunft Güter selbständig ihren Weg durch Transportnetzwerke nehmen“, erklärt Projektleiterin Sandra Stein vom Konsortialführer Fraunhofer Austria. „Dabei werden sie je nach Bedarf von Straße, Schiene und Wasserstraße, aber auch verschiedenen Lagerorten Gebrauch machen und stets den effizientesten Weg zum Empfänger wählen“, fügt sie hinzu.
Bis es zu einem flächendeckenden Einsatz kommen kann, ist jedoch Entwicklungsarbeit nötig, wie zum Beispiel die Schaffung von offenen Informationssystemen wie Plattformen oder die Weiterentwicklung von intelligenten Transporteinheiten. Eine wichtige Grundlage ist auch ein kooperatives Vorgehen aller Stakeholder, was zu einem kompletten Umdenken bei allen Beteiligten führen muss.
Genau diese Schritte sind von den Partnern im Leitprojekt PhysICAL für die kommenden vier Jahre geplant. Kooperativ genutzte Transportgebinde werden beispielsweise für die Holzwirtschaft entwickelt. Diese sollen im Murtal und im Lungau zum Einsatz kommen und es dort durch eine smarte Holzlogistik ermöglichen, etwa 30.000 der derzeit 100.000 Tonnen Transportvolumen von der Straße auf die Bahn zu verlagern. Ebenfalls ein intelligenter Behälter für Paketsendungen steht im Pilotprojekt in Graz im Mittelpunkt. Statt einer Vielzahl von Paketdienstleistern soll dort zukünftig eine neutrale Flotte Pakete in intelligenten Boxen an zentrale Standorte ausliefern, um den Verkehr im innerstädtischen Raum zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen.
Digitale Plattformen bilden dagegen den Schwerpunkt der anderen zwei Pilotprojekte: das erste reale Handelshaus der virtuellen Welt wird es produzierenden KMU ermöglichen, am eCommerce teilzunehmen. Durch das gemeinsame Abwickeln von Lagerung, Transporten und IT-Lösungen wird ein erfolgreicher Vertrieb über eCommerce von der Unternehmensgröße unabhängig. Der vierte Pilot sieht die Entwicklung einer offenen Transportmanagement-Plattform vor. Diese soll die Buchung eines intermodalen Transports so sehr vereinfachen, dass dieser mit wenigen Klicks durchgeführt werden kann.
Das Projekt „PhysICAL“ wird im Rahmen des FTI-Programms Mobilität der Zukunft durch das Bundesministerium für Klimaschutz gefördert und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. In den kommenden vier Jahren werden Anwendungen in unterschiedlichen Branchen erprobt. Das Projekt mit Fraunhofer Austria als Konsortialführer startete am 5. Juni mit einem gemeinsamen Kick-Off der 17 Projektpartner.