Eigentlich sind deutsche Forschungsschiffe in der Inselrepublik Kap Verde vor der Westküste Afrikas mittlerweile ein gewohnter Anblick. Doch die Besucherin, die am Montag in die weite Bucht von Mindelo einlief, ist trotzdem etwas Besonderes. Das erste Mal in ihrer Geschichte besuchte die POLARSTERN, der weltbekannte Forschungseisbrecher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI), die tropische Inselgruppe. Das Schiff ist auf der Rückreise von seiner 26. Antarktisexpedition.
„Wir nutzen den Transit nach Bremerhaven, um eine Vielzahl von Messungen zum Austausch von Energie und Materie zwischen der Atmosphäre und dem Ozean in den unterschiedlichen Ozeanregionen durchzuführen. Gleichzeitig testen wir autonome Mess-Systeme, die in Zukunft auch auf Handelsschiffen eingesetzt werden können“, erklärt der wissenschaftliche Fahrtleiter des aktuellen Fahrtabschnitts, Professor Arne Körtzinger vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).
Der Grund für den ungewöhnlichen Hafenbesuch in Mindelo auf der Insel São Vicente sind jedoch wissenschaftliche Arbeiten, die das IFM-GEOMAR an einem Ozean-Observatorium nördlich der Kapverden durchführt. Es wird seit mehreren Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem INDP, dem nationalen fischereibiologischen Institut der Republik Kap Verde, betrieben. Zwei Monate lang waren rund um das Observatorium ozeanographische Gleiter aus Kiel im Einsatz. Diese hochmodernen Instrumente „durchfliegen“ den Ozean autonom und zeichnen dabei Daten zur Temperatur, zum Salz-, Sauerstoff- und Chlorophyllgehalt sowie zur Trübung des Meerwassers auf.
„Auf den Kapverden haben wir die Gleiter erstmals als Schwarm eingesetzt, um ein Meeresgebiet von 50 mal 50 Kilometer mit bisher unerreichter Auflösung zu erfassen“, berichtet der Ozeanograph Professor Torsten Kanzow vom IFM-GEOMAR, „nach dem Ende der Messreihen sollen die Gleiter nun von der Polarstern geborgen werden.“
Da die POLARSTERN mit elf Metern einen zu großen Tiefgang für die Pier in Mindelo hat, ging sie zunächst auf Reede vor Anker. Mitarbeiter des Partnerinstituts INDP sowie Repräsentanten der Hafenbehörden und -wirtschaft ließen es sich nicht nehmen, bei einem kleinen Empfang an Bord einen genauen Blick auf diese einmalige Forschungsplattform zu werfen. Professor Körtzinger erläuterte den Besuchern das wissenschaftliche Programm der Reise. Gleichzeitig wies er auf die Bedeutung der deutsch-kapverdischen Kooperation für sein Heimatinstitut hin. Nach Übernahme eines Gleiterspezialisten lief die Polarstern bereits am Nachmittag wieder aus, um die Mess-Roboter zu bergen und zusätzliche Messungen vorzunehmen. Diese werden später auch dazu genutzt, die Daten der Gleiter zu kalibrieren.
Am 17. Mai wird die POLARSTERN in Bremerhaven zurückerwartet. „Eine multidisziplinäre Expedition unter Fahrtleitung eines Kieler Meereschemikers mit der am AWI beheimateten POLARSTERN gibt Ozeanographen auf den Kapverden logistische Unterstützung – das zeigt auch, wie eng die deutsche Meeresforschung über Fach-, Instituts- und Landesgrenzen hinaus kooperiert, um das gemeinsame Ziel zu verfolgen: Das System Erde besser zu verstehen“, betonte Professor Körtzinger.
Hintergrundinformationen
- Die POLARSTERN auf den Seiten des Alfred-Wegner-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtzgemeinschaft:
http://www.awi.de/de/infrastruktur/schiffe/polarstern/
- Die Gleiter-Seite des IFM-GEOMAR:
http://www.ifm-geomar.de/go/Glider
- Die Seite des Projekts Oceanet, das im Zentrum der aktuellen POLARSTERN-Fahrte (ANT XXVI/4, Punta Arenas-Bremerhaven) steht:
http://www.ifm-geomar.de/go/oceanet
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